der ewige schlaf

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rosste

Mitglied
der ewige schlaf

braunfelsen stürzen ins zitternde meer
vom weltraum sehe ich schwere wolken
die brücken zerdrücken, lautlos
gelähmte elefanten dampfen biowärme
ein sturm auf der anderen seite der welt
gefriert in brüchigen plastikkabeln
ich atme ein

wasserfälle fließen aufwärts
und wassermenschen rudern ohne boot
mit riesenhänden graben sie wirbel
baumwurzeln verlassen die erde
und fühlen sich luftwärts
in zeitlupe
ich atme aus

auf dem feld liegen alte bretter
zugewachsen mit zahnzuckerhalmen
spatzen zanken sich um die frischen knospen
morgensonne schält dicke kiefernrinden, knackend
ich weine vor freude
und
will endlich aufwachen
 
N

no-name

Gast
boah rosste, da steckt aber einiges in deinem text drin! so viele informationen muss die geneigte leserin, in diesem fall ich, erst einmal verarbeiten...

du "malst" tolle bilder - ich sollte vielleicht mal norwegen als nächstes urlaubsziel in betracht ziehen, wenn man dort so träumt...

liebe grüße von no-name.
 

rosste

Mitglied
danke no-name,
ja, ich glaube je nördlicher man kommt, umso größer werden die träume. vielleicht liegt am nordpol das traumzentrum?

lg
 
N

no-name

Gast
hmmm, meinst du?
ein interessanter gedanke...

aber ich weiß nicht, ob ich in ländern mit mitternachtssonne leben könnte... diese umstellung, ein halbes jahr in dunkelheit und dann wieder ein halbes jahr in helligkeit zu leben - ok, das ist jetzt extrem ausgedrückt, aber ich bin sicher, du weisst, was ich meine, - stelle ich mir für mich immens schwer vor.

grüße von no-name.
 

rosste

Mitglied
den langen sommer und den langen winter gibts ja erst "ganz oben", hier bei den fjorden ist es noch sehr mitteleuropäisch.
bei mir ist es eher umgekehrt: kann mir im moment nicht vorstellen, wieder nach d. zu kommen. aber auch davon habe ich schon geträumt...

lg
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Stephan,

ein Text, wie ein Märchen, das von einem verwunschenen Schlafenden handelt, der luzid träumt; also klar bewußt und mächtig, das Geschehen zu steuern, aber doch unfähig, aufzuwachen.

Dabei hast Du das Verstreichen der Traumzeit ausgesprochen plastisch dargestellt, anhand der Nebeneinanderstellung von Sequenzen aus dem Traumgeschehen und der Atemzügen des Schlafenden.

Der Titel allein erst vermag es zu entschlüsseln. Ein wahrhaft fantastisches Stückchen Literatur!

Herzliche Grüße

Elke
 

Eve

Mitglied
Hallo rosste,

ich will da gar nichts deuten oder hinterfragen - sondern einfach nur das nehmen, was in mir passiert, wenn ich diese Zeilen lese: ein angenehmes Gefühl, hervorgerufen durch nicht alltägliche Sätze und teilweise ungewöhnliche Wortschöpfungen.

Schöööön.

Viele Grüße,
Eve
 

rosste

Mitglied
danke elke,
ja, träumen, leben, märchen, literatur und atmen - irgendwie gehört alles zusammen. ich möchte nichts missen - und das leben steht an erster stelle...

lg

danke eve,
"ein angenehmes Gefühl" bei dir ausgelöst zu haben, freut mich.
"ungewöhnliche Wortschöpfungen" - da meinst du vielleicht die "zahnzuckerhalme" - die wachsen im moment noch nur in der poesie. vielleicht gibt es sie später mal wirklich...

lg
 



 
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