der mond war gekommen

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Khalidah

Mitglied
im bettbeet bat sie drum

der mond war gekommen
der sonne lichtschein
meine liebe

und heute noch wollen flüsste kussfließen
säte drei veilchen auf wissenden wiesen
und säte ein flüstern im hallenden hain
heute noch will ich die deine sein

der mond war gekommen
der sonne licht schrein
meine liebe gab

und heute noch will ich dein kosen genießen
säte drei veilchen auf wissenden wiesen
und säte ein flüstern im hallenden hain
heute noch will ich die deine sein

der mond war gekommen
der sonne licht rein
meine liebe gab ich

und heute noch nachtnahten wir uns und ließen
sehen drei veilchen auf wissenden wiesen
und pflückten ein flüstern im hallenden hain
morgen schon sehnt sich mein herz nach mir mein

der mond wollte nicht kommen
der sonne licht ward schein
und meine liebe gab sich frei

im bettbeet schied sie stumm
 

La Noche

Mitglied
wow

Hallo Khalidah,

Das hat etwas. Etwas wirres und doch kontinuierliches. Irgendwie wirkt es düster und doch irgendwie nicht. Musste es ein paar mal lesen, aber mit jedem Lesen hat es mir besser gefallen. Es fasziniert mich irgendwie, aber ich weiß nicht, warum.
Nur... sind es nicht Flüsse, die kussfließen?
(übrigens eine geniale Formulierung)

LG,
La Noche
 

guido

Mitglied
... so ziemlich das Beste, was hier bis jetzt publiziert wurde. Ich bin hin- und weggerissen! Sensationell!
 

Svalin

Mitglied
Hallo Kalidah

Wirklich eine raffinierte Webetechnik! Hier wird spürbar, was Bernhard Asmuth gemeint haben könnte, wenn er sagt: "Wenn das Lied den Kern des Lyrischen ausmacht, [...] dann ist ein Text insofern lyrisch, als er dem Gesang verpflichtet ist. In der kunstvollen, nur literarischen Lyrik früherer Jahrhunderte hielt die Erwartung des Singens und der Leier, heute hält meist eine sich gleichbleibend wiederholende strophische Form die Erinnerung an den Gesang wach. [...] Die Lyrik im nur noch literarischen Sinne ist eine stilisierte Form des Liedes, auch wo sich ihre Autoren dessen nicht mehr bewußt sind."

An einem Punkt habe ich etwas gestutzt. Und zwar klingt die Erwähnung von >der sonne licht schrein< in der 2. Variation nach etwas "Finalem", jedenfalls wenn man es im Hinblick auf Schrein als Behältnis für Reliqiuen versteht. Das ist ein sehr starkes Bild, das nach meinem Empfinden vielleicht am Ende besser aufgehoben wäre:

der mond wollte nicht kommen
der sonne licht schrein
meiner liebe grab

Nur so eine Idee ;)

Viele Grüße
Martin
 
H

hoover

Gast
hi khalidah,

mönsch, da war eine hoppentosse am werk *g* und eine, die ihr handwerk versteht.
wirklich schön gemacht ... finde ich.

bettbeet ... na ja ... finde ich nicht direkt sehr schön, ansonsten finde ich es gelungen, mal was anderes

schönen sonntag und so
hoover
 

Khalidah

Mitglied
Hallo zusammen,

zunächst mal danke für eure Worte und Gedanken!

@La Noche: Ne, ne - es sind schon die "Flüsste" - ich dachte da an eine Brücke von Fluss zu Lust - das kuss(fließen) hat sich dann praktisch von allein ergeben. *g*

@hoover: Ja, das "bettbeet" ist mir inzwischen auch zu argrarisch - ich warte auf etwas besseres

@Svalin: Hmmm - den Schrein also am Ende, sagst du? Das wär wirklich ne Idee, dein Argument überezugt mich...nur wär dann die Auf- und Abbaufunktion von "schein-schrein-rein" im Eimer *kopfkratz* - ich probiers mal so:

Version 2:

im bettbeet bat sie drum

der mond war gekommen
der sonne licht frein
meine liebe

und heute noch wollen flüsste kussfließen
säte drei veilchen auf wissenden wiesen
und säte ein flüstern im hallenden hain
heute noch will ich die deine sein

der mond war gekommen
der sonne lichtschein
meine liebe gab

und heute noch will ich dein kosen genießen
säte drei veilchen auf wissenden wiesen
und säte ein flüstern im hallenden hain
heute noch will ich die deine sein

der mond war gekommen
der sonne licht rein
meine liebe gab ich

und heute noch nachtnahten wir uns und ließen
sehen drei veilchen auf wissenden wiesen
und pflückten ein flüstern im hallenden hain
morgen schon sehnt sich mein herz nach mir mein

der mond wollt nicht kommen
der sonne licht schrein
meiner liebe grab

der mond wollt nicht kommen
der sonne licht schein
und meine liebe gab sich frei

im bettbeet schied sie stumm


Das mit dem "grab" fand ich so toll, dass ich das mal hineinbauen musste - allerdings weiß ich nicht, ob sich da nicht irgendwo rhythmische Huckel auftun - ich glaube, bei der ersten Zeile der vorletzten Mond-Strophe ist jetzt so einer. Aber anders krieg ich Probleme mit der Logik *hargh* - und wenn ichs mit nem "wollt"...? *kritzel* Und wie schaut denn dann der Rhythmus da aus? *grübel*

Ich werd da nochmal drübergehen (müssen)...

Tatsächlich wollte ich so einen "liedhaften" Charakter, nachdem ich ganz fasziniert von einem alten irischen Volkslied war, das ich ein paar Tage zuvor gehört hatte... ;)

Lieben Gruss

von

Khalidah
 

La Noche

Mitglied
Hallo Khalidah,
Naja, ein etwas gewöhnungsbedürftiges Blending ist dieses flüsste ja schon, aber je öfter ich es lese, desto passender erscheint es mir.
Die zweite Version wirkt vom Sinn her noch ein bisschen runder, obwohl mir dieses frein in der ersten Strophe nicht so ganz gefällt.
Hab es ein paar Mal laut gelesen, mir sind eigentlich keine Rhythmusstörungen augefallen, vielleicht bin ich auch heute nicht ganz da, aber ich fand alles ganz fließend.

Lieber Gruß,
La Noche

P.S.: Welches Lied hat dich denn so fasziniert?
 

Khalidah

Mitglied
Liebe La Noche,

das "frein" - würd vom "altertümeln" (ach, ich liebe dieses Wort zur Zeit!) so schön passen - und auch vom Sinn her...nur dieses blöde "f" am Anfang will nicht so recht mit den s-en danach. Vielleicht kommt ja noch was (besseres) oder die vertragen sich doch noch...ich brauch erst bissi Distanz dazu, dann erst werd ich nochmal dran rumprobieren.
*flüster* Das Lied war "She moves through the fair" , das gibts bestimmt in vielen Versionen, die von Boyzone fand ich gar nicht mal schlecht *schäm* ;)

Lieben Gruß

Khalidah
 

La Noche

Mitglied
Liebe Khalidah,

Die Version von Boyzone kenn ich gar nicht, aber es ist ein faszinierend schönes Lied. Nur hab ich es noch nicht geschafft, mich davon zu so einem Gedicht zu inspirieren lassen, frein, f's und s-se hin und her, es gehört zu den besten Sachen, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Liebe Grüße,
La Noche
 

Svalin

Mitglied
Hallo Khalidah

Nach reiflicher Überlegung nehme ich meine ursprüngliche Anregung postwendend zurück ;) Betrachtet man die Eigenschaften der "Mondstrophen" genauer, so sind deren fein nuancierte Sinnverschiebungen und Überleitungscharakter eigentlich optimal gestaltet. >Grab< passt einfach nicht in das aufbauende Prinzip von: meine liebe | gab | (s)ich | frei.
Als Alternative will mir irgendwie nur ein "dissoziatives Schema" in den Sinn kommen:

der mond war gekommen
der sonne licht schein
meine liebe

der mond war gekommen
sonnen lichter schein
meine liebe gab

mond war gekommen nicht
sonnen licht erscheint
meiner liebe grab

Viele Grüße
Martin
 



 
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