die verstehen bruckner

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]die verstehen bruckner


mit radios per radien pyjam pin jack flush
[ 4]gas gas propa ganda
geht unser ruf so grade mal bis an den rand der
[ 4]spöttisch überspielten

verständnislosigkeit – ich meine nicht das fremdeln
[ 4]dumm wie maulbärs maulen
(wenn der den fraß nicht kennt) – ich meine unser einen:
[ 4]wir wir sind uns grenze

die jenseits sind nicht räumlich – ihre dimension der
[ 4]zeit passiert uns windschief
verzerrt gewiß in eines scheelen tigerauges
[ 4]schrägen perspektiven

fehl farben fremd – doch stimmen deren schwingen mit sich
[ 4]überein schwingt stimmen
in prim oktave quint oktave terz und quinte
[ 4]in sich ein – die finden

im rohrschach achsen symmetrie first contact schachtrohr
[ 4]wurmloch ziel den dreiklang
tritonisch aufgeblähter muschelhorn tritonen:
[ 4]die verstehen bruckner
 
Hallo Hansz,
durchaus kryptisch und dennoch nah an der Grenze zum Verstehen, um die es hier - so verstehe ich den Text - ja wohl auch geht. Immerhin benötigt Rohrschach auch Interpretationen...
Mir gefällt der Text gerade, weil er weit offen für Interpretation ist ...
Herzliche Grüße
Karl
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, danke Karl,

oberstes Prinzip (in den meisten meiner Lieder) ist immer die offene Vieldeutigkeit. So ist auch das Thema und seine Durchführung gewählt:

Zum einen ist es wieder mal Sci-Fi, das "first contact"-Motiv - mit dem speziellen Problem, daß Aliens vielleicht gar nicht unsere Zeitlinie "kennen", sondern eine, die zu der unseren "windschief" steht.

Dann das philosophische Problem, ob es Gesetzmäßigkeiten, vor allem mathematische, gibt, die auch trotz windschiefer Zeitlinie eine "selbstverständliche" Durchdringung des Geistraums ermöglichen.

Dann die mathematische Struktur der tonalen Musik, beruhend auf der Teiltonreihe, deren Anfangsintervalle im natürlichen Durdreiklang innerhalb des Liedes zitiert werden. Nun sind Bruckners Modulationstreppen (ich denke dabei immer an seine neunte Sinfonie) schon für einen menschlichen Hörer so erstaunlich, daß ihre harmonischen Funktionen so etwas sind wie die offenen Fragen in der sprachlichen Syntax. "Tritonen" doppeldeutig für die Muschelhörner blasenden Ozeangötter im Gefolge der Venus maritima (Raffaels Galatea) und den Tritonus (diabolus in musica).

Dann die Symmetrien von Wurmlöchern, Rohrschachtests, Zahlenreichen in der Gruppentheorie, harmonischen Funktionen in der Musiktheorie (wie gesagt), Seraphim-Flügeln und so weiter, insofern die die Chance "jenseitiger" first-contact-Kommunikation enthalten.

Und last but not least die Hoffnung, daß wenigstens die zeitwindschiefen Aliens und sechsflügeligen Jenseitswesen Bruckner "verstehen", wo sich uns ja immer mehr Rätsel auftun, je tiefer wir in die Harmonieanalyse seiner Modulationstreppen einsteigen. Das ist schon ein Vergnügen besonderer Art.

grusz, hansz
 
Lieber Hansz,
danke Dir für die Infos über Bruckners Musik. Habe da sehr viele Wissenslücken. Jetzt aber weiß ich wieder etwas mehr.
Herzliche Grüße
Karl
 

revilo

Mitglied
Fangen wir vorne an, revilo:

quote:jumping jack flash
- its a gas gas gas


Kann ich Dich da abholen?

grusz, hanszjo, kannst du....Lg revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Du hast also offensichtlich, revilo,

den Refrain des Stones-Stücks erkannt.
Und zugleich gesehen, daß es collagiert ist wie zerrissene Plakate oder Spiegelscherben.
Denn ich wollte hier (wie auch sonst schon mal) an die Sprach- und Verständnisgrenzen. Das Stonesstück ist dabei sowas wie der Start der Raumfahrt, und das Überschreiten des Raums (und der Verständlichkeit) der eigentliche Worpantrieb der Reise.
Jumping Jack Flash eignet sich dafür besonders, des clownesken Wahnsinns wegen.

Allerdings wird dabei die Substanz der Musik gewissermaßen hinausgestülpt, die Reise geht in den Stoff der Harmonik hinein, Innen wird zu Außen, Außen zu Innen - das allbekannte Umstülp-Motiv der Magical Mystery Touristen ("Everybody's got something to hide except for me and my monkey"). Deshalb in Bruckners Neunte hinein, da hier die harmonie-funktionale Grundtextur des fliegenden Teppichs besonders zur Aufschlüsselung reizt, ins Staunen aufreißt, in den Himmel hinein reist.

grusz, hansz
 



 
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