die weihe suchte sich die eine nacht (Sonett)

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Walther

Mitglied
die weihe suchte sich die eine nacht
der sie sich als ein wesensteil verleihe
dass man das unverzeihliche verzeihe
indem der tod zum leben wird vollbracht

die sterngeburt aus schwerem tiefem schwarz
erschafft sich aus den endlos weiten reisen
von morgen- hin zu abendland der weisen
die überschauert vom plejadenharz

das kind hier wiederfinden unverbraucht
und rein weil schuld zu tilgen ist und heilen
nur der kann dessen zorn noch heilig ist

der schober glüht in helles licht getaucht
man sieht sinds engel schafe hirten eilen
weils plötzlich eben furchtbar eilig ist
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Walther,
vorab: Ich find das Gedicht super! Schon jetzt 8tig. Du könntest es aber locker zum Neunerle bringen, wenn du nochmal übers erste Quartett rüberhuschen würdest.
Kritische Punkte: verleihe/verzeihe (2mal ver) und der Tod zum Leben wird vollbracht. Wäre da nicht "gebracht" die bessere Lösung? Oder was anderes? Und "sich verleihen" wird eigentlich auf "sich" betont ...
Inhaltlich: allererste Sahne mit philosophischen Background. Und allerherrlichste Enjambements! Ich warte mal noch ein bisschen ab ... ;)
Grüßle
der 8.
 

Walther

Mitglied
Lb. AchterZwerg,

danke für die Kritik. Folgende Anmerkungen:

(1) Das doppelte "ver" läßt sich durch Inhalt und Melodie der Sprache nicht vermeiden. Auch ist vom Klang her das Reimende in S1 und S2 einheitlich intoniert, das ist so gewollt. Das Verändern in S1 führt zu einem Aufbrechen dieses Einklangs. Daher kann ich leider an diesen Formulierungen nicht wirklich "schrauben".

(2) Die Melodie des Verses S1V2 sieht nach meiner Ansicht wie folgt aus:
der sie sich als ein wesensteil verleihe
xXxXxXxXxXx
Deine Interpretation des Sprachrhythmus liest sich so:
XxXxxXxXxXx
Ich kann dem nicht ganz folgen und bitte daher die geneigte Leserschaft, sich hierzu einzubringen. Lieben Dank im Voraus.

(3) S1V4: "vollbracht" In der Tat ist das ein Zitat, das hier anklingt. Jesus spricht am Kreuz: Es ist vollbracht. Und nach seiner Erweckung kehrt sich die Wirklichkeit um. In der darauffolgenden Strophe wird das in V1 thematisiert. Ich habe lange an diesem Vers gesessen. Am Ende habe ich mich für diese, für den weiteren Verlauf, schlüssigste Fassung entschieden. Als Alternative stand ""gebracht" zur Auswahl. Diesem aber fehlt der entscheidende direkte Bezug zur Leidensgeschichte.

Leider kann ich Deinen Vorschlägen also nicht folgen, wie ich meine, mit gutem Grund. Daher nehme ich vom 8. bescheiden die 8, weil ich nicht anders - und nicht besser, sorry - schreiben kann.

Danke fürs Verstehen meiner Lage!

LG W.
 
A

AchterZwerg

Gast
Es handelt sich ja nur um einen winzigen Stolperer, Walther. Ich würde halt nicht
der sie sich als ... betonen, obwohl die Leseautomatik danach verlangt. Andererseits werden in manchen Gegenden Wörter oder Wendungen anders betont. Nach jahrzehntelanger Leserei weiß ich auch, dass die Altmeister es durchaus nicht so genau genommen haben wie wir es hier manchmal tun.
Das mit dem "vollbracht" leuchtet mir ein, habe auch schon vermutet, dass du darauf anspielst. Ist für mich aber ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Ganz toll finde ich übrigens "Plejadenharz."
 

Walther

Mitglied
Lb. AchterZwerg,

danke für Dein Verständnis und die schöne Wertung. Vielleicht findet sich noch ein Leser, der seine Ansichten beiträgt. Ich würde mich freuen!

Frohe Festtage!

LG W.
 



 
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