durch die zeit

3,60 Stern(e) 5 Bewertungen

presque_rien

Mitglied
Hallo Herzog,

zwei Sachen sind mir aufgefallen:

1.

und wenn ich einen wunsch frei hätte
Der Vers scheint vordergründig ins Metrumschema zu passen, aber die Betonung legt sich beim Lesen automatisch auf das "frei" und dadurch gerät's aus den Fugen - das ist auffällig, weil du dich ja sonst an die Form hälst. Auch interpretatorisch kann man die Unregelmäßigkeit nicht ganz erklären, finde ich...

2.

nichts bleibt wie es wird -
[red]doch[/red] wenn ich mich zur ruhe bette
bin ich vor unruh ganz verwirrt
Warum das "doch"? Beziehst du es auf den letzten Vers, also etwas: "obwohl ich mich eigentlich zur Ruhe bette, bin ich dennoch ganz vor Unruh verwirrt"? Beim Lesen bezieht man's automatisch auf den vorangehenden Vers - und aus dieser Perspektive macht für mich eine Entgegensetzung keinen Sinn...

LG,
presque_rien
 

Herzog

Mitglied
Vielen Dank

für deine Anmerkungen.

zu 1.: Nach der (durch den Gedankenstrich angedeuteten) Sprechpause lese ich den zweiten Vers mit der Hauptbetonung auf "Wunsch". (Allerdings ist "frei" wohl auch möglich.")

zu 2.: Tatsächlich habe ich zwischen "und" und "doch" geschwankt... Ich habe mich für "doch" entschieden, weil ich den Gegensatz zwischen der als allgemeingültig empfundenen Sentenz und der fortbestehenden Selbst-Erfahrung spürbar machen wollte. (Das lyrische Ich weiß zwar, alles fließt, aber diese Erkenntnis gibt ihm nicht die Gelassenheit, das Kommende ruhig abzuwarten...)

Freundlicher Gruß, Herzog
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Herzog,

Na ja, wenn ich daran denke, dass alles sich verändert und "nichts bleibt wie es wird" (<- übrigens eine sehr gelungene Formulierung! :)), dann bin ich auch ganz beunruhigt - da ist für mich kein Gegensatz *lach*. Aber deine etwas "buddhistische" Erläuterung mach auch Sinn.

Deine Verse haben sich mir eingeprägt. Schönes Gedicht!

LG,
presque_rien
 



 
Oben Unten