ein Beziehungsdramolett

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ChoreoArt

Mitglied
Al‘ arrabbiata
Wie lange ich schon hier im Halbdunkel des Korridors stehe, weiß ich nicht. Deine nicht ausgesprochenen Worte schwirren umher, prallen an den Wänden ab und dringen nun von allen Seiten in mich ein. Wie Nadelspitzen gleiten sie unter meine Haut. Mein Magen krampft. Meine Beine sind schwer. In meinem Gehirn herrscht gähnende Leere. Meine Hände halten sich gegenseitig fest, als ob ich mir selbst entgleiten könnte. Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich – für dich. Stehe nur einen Schritt von der Tür entfernt, durch die du verschwunden bist.
Deine harten Schritte im Treppenhaus sind verklungen. Das Stimmenwirrwar tobender Kinder dringt aus dem Hinterhof durch das offene Küchenfenster zu mir in den vierten Stock. Ich schließe es mit einem lauten Ruck, nehme ein Glas vom feierlich gedeckten Tisch und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck tut gut.
In einem Rausch von Rot und Orange verschwindet die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Dach und taucht die Küche in ein erbarmungsloses Glühen. Ich wende mich ab, denn dieses Schauspiel folgt nicht mehr meinen Regieanweisungen. Es sollte ein versöhnlicher Abend werden und ich hatte sogar dein Lieblingsgericht gekocht: Spaghetti all‘ arrabbiata. Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst. Auf dein Urteil werde ich heute verzichten müssen. Wir haben es nicht einmal bis zu den Antipasti geschafft.
Warum müssen wir denn unbedingt zusammenziehen? Das war mein erster und einziger Satz an diesem Abend. Ich hatte wohl vergessen, dass das der eigentliche Grund für unsere, nein, deine Missstimmung war. War ich zu direkt? Hätte ich sie nicht aussprechen dürfen, diese harmlose Frage, die doch den Begriff „Zweisamkeit“ nicht klären kann. Du hast lediglich die Hand gehoben, den Kopf gesenkt und bist leicht schwankend aus der Küche gestakst. Hast mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Bist auf und davon. Einfach so, ohne Worte.
Nach dem zweiten Schluck Wasser betrachte ich den Abdruck, den meine Lippen auf dem Gläserrand hinterlassen haben. Sie haben sich auf die Konturen deines dunkelroten Lippenstifts gelegt. Ich schütte das Wasser aus und stelle das Glas in die Spüle. Den Abwasch übernimmt morgen sowieso meine Putzfrau.
jochen heckmann
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo ChoreoArt, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Franka

Redakteur in diesem Forum
 

ChoreoArt

Mitglied
All‘ arrabbiata
Wie lange ich schon hier im Halbdunkel des Korridors stehe, weiß ich nicht. Deine nicht ausgesprochenen Worte schwirren umher, prallen an den Wänden ab und dringen nun von allen Seiten in mich ein. Wie Nadelspitzen gleiten sie unter meine Haut. Mein Magen krampft. Meine Beine sind schwer. In meinem Gehirn herrscht gähnende Leere. Meine Hände halten sich gegenseitig fest, als ob ich mir selbst entgleiten könnte. Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich – für dich. Stehe nur einen Schritt von der Tür entfernt, durch die du verschwunden bist.
Deine harten Schritte im Treppenhaus sind verklungen. Das Stimmenwirrwar tobender Kinder dringt aus dem Hinterhof durch das offene Küchenfenster zu mir in den vierten Stock. Ich schließe es mit einem lauten Ruck, nehme ein Glas vom feierlich gedeckten Tisch und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck tut gut.
In einem Rausch von Rot und Orange verschwindet die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Dach und taucht die Küche in ein erbarmungsloses Glühen. Ich wende mich ab, denn dieses Schauspiel folgt nicht mehr meinen Regieanweisungen. Es sollte ein versöhnlicher Abend werden und ich hatte sogar dein Lieblingsgericht gekocht: Spaghetti all‘ arrabbiata. Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst. Auf dein Urteil werde ich heute verzichten müssen. Wir haben es nicht einmal bis zu den Antipasti geschafft.
Warum müssen wir denn unbedingt zusammenziehen? Das war mein erster und einziger Satz an diesem Abend. Ich hatte wohl vergessen, dass das der eigentliche Grund für unsere, nein, deine Missstimmung war. War ich zu direkt? Hätte ich sie nicht aussprechen dürfen, diese harmlose Frage, die doch den Begriff „Zweisamkeit“ nicht klären kann. Du hast lediglich die Hand gehoben, den Kopf gesenkt und bist leicht schwankend aus der Küche gestakst. Hast mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Bist auf und davon. Einfach so, ohne Worte.
Nach dem zweiten Schluck Wasser betrachte ich den Abdruck, den meine Lippen auf dem Gläserrand hinterlassen haben. Sie haben sich auf die Konturen deines dunkelroten Lippenstifts gelegt. Ich schütte das Wasser aus und stelle das Glas in die Spüle. Den Abwasch übernimmt morgen sowieso meine Putzfrau.
jochen heckmann
 

ChoreoArt

Mitglied
All‘ arrabbiata
Wie lange ich schon hier im Halbdunkel des Korridors stehe, weiß ich nicht. Deine nicht ausgesprochenen Worte schwirren umher, prallen an den Wänden ab und dringen nun von allen Seiten in mich ein. Wie Nadelspitzen gleiten sie unter meine Haut. Mein Magen krampft. Meine Beine sind schwer. In meinem Gehirn herrscht gähnende Leere. Meine Hände halten sich gegenseitig fest, als ob ich mir selbst entgleiten könnte. Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich – für dich. Stehe nur einen Schritt von der Tür entfernt, durch die du verschwunden bist.
Deine harten Schritte im Treppenhaus sind verklungen. Das Stimmenwirrwar tobender Kinder dringt aus dem Hinterhof durch das offene Küchenfenster zu mir in den vierten Stock. Ich schließe es mit einem lauten Ruck, nehme ein Glas vom feierlich gedeckten Tisch und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck tut gut.
In einem Rausch von Rot und Orange verschwindet die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Dach und taucht die Küche in ein erbarmungsloses Glühen. Ich wende mich ab, denn dieses Schauspiel folgt nicht mehr meinen Regieanweisungen. Es sollte ein versöhnlicher Abend werden und ich hatte sogar dein Lieblingsgericht gekocht: Spaghetti all‘ arrabbiata. Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst. Auf dein Urteil werde ich heute verzichten müssen. Wir haben es nicht einmal bis zu den Antipasti geschafft.
Warum müssen wir denn unbedingt zusammenziehen? Das war mein erster und einziger Satz an diesem Abend. Ich hatte wohl vergessen, dass das der eigentliche Grund für unsere, nein, deine Missstimmung war. War ich zu direkt? Hätte ich sie nicht aussprechen dürfen, diese harmlose Frage, die doch den Begriff „Zweisamkeit“ nicht klären kann. Du hast lediglich die Hand gehoben, den Kopf gesenkt und bist leicht schwankend aus der Küche gestakst. Hast mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Bist auf und davon. Einfach so, ohne Worte.
Nach dem zweiten Schluck Wasser betrachte ich den Abdruck, den meine Lippen auf dem Gläserrand hinterlassen haben. Sie haben sich auf die Konturen deines dunkelroten Lippenstifts gelegt. Ich schütte das Wasser aus und stelle das Glas in die Spüle. Den Abwasch übernimmt morgen sowieso meine Putzfrau.
jochen heckmann
 

ChoreoArt

Mitglied
All‘ arrabbiata
Wie lange ich schon hier im Halbdunkel des Korridors stehe, weiß ich nicht. Deine nicht ausgesprochenen Worte schwirren umher, prallen an den Wänden ab und dringen von allen Seiten in mich ein. Wie Nadelspitzen gleiten sie unter meine Haut. Mein Magen krampft. Die Beine sind schwer. In meinem Gehirn herrscht gähnende Leere. Meine Hände halten sich gegenseitig fest, als ob ich mir selbst entgleiten könnte. Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich – für dich. Stehe nur einen Schritt von der Tür entfernt, durch die du verschwunden bist.
Deine harten Schritte im Treppenhaus sind verklungen. Das Stimmenwirrwar tobender Kinder dringt aus dem Hinterhof durch das offene Küchenfenster zu mir in den vierten Stock. Ich schließe es mit einem lauten Ruck, nehme ein Glas vom feierlich gedeckten Tisch und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck tut gut.
In einem Rausch von Rot und Orange verschwindet die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Dach und taucht die Küche in ein erbarmungsloses Glühen. Ich wende mich ab, denn dieses Schauspiel folgt nicht mehr meinen Regieanweisungen. Es sollte ein versöhnlicher Abend werden und ich hatte sogar dein Lieblingsgericht gekocht: Spaghetti all‘ arrabbiata. Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst. Auf dein Urteil werde ich heute verzichten müssen. Wir haben es nicht einmal bis zu den Antipasti geschafft.
Warum müssen wir denn unbedingt zusammenziehen? Das war mein erster und einziger Satz an diesem Abend. Ich hatte wohl vergessen, dass das der eigentliche Grund für unsere, nein, deine Missstimmung war. War ich zu direkt? Hätte ich sie nicht aussprechen dürfen? Diese harmlose Frage, die doch den Begriff „Zweisamkeit“ nicht klären, dennoch stützen kann. Du hast lediglich die Hand gehoben, den Kopf gesenkt und bist leicht schwankend aus der Küche gestakst. Hast mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Bist auf und davon. Einfach so, ohne Worte.
Nach dem zweiten Schluck Wasser betrachte ich den Abdruck, den meine Lippen auf dem Gläserrand hinterlassen haben. Sie haben sich auf die Konturen deines dunkelroten Lippenstifts gelegt. Ich schütte das Wasser aus und stelle das Glas in die Spüle. Den Abwasch übernimmt morgen sowieso meine Putzfrau.
jochen heckmann
 

Wipfel

Mitglied
Hi, mir gefällt der Text, die feinsinnige Stilisierung von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Gelungen - bis auf den letzten Satz. Braucht es den? Wenn ja, was hältst du von dieser Variante:
Den Abwasch übernimmt morgen [strike]sowieso meine[/strike] die Putzfrau.
Grüße von wipfel
 

ChoreoArt

Mitglied
All‘ arrabbiata
Wie lange ich schon hier im Halbdunkel des Korridors stehe, weiß ich nicht. Deine nicht ausgesprochenen Worte schwirren umher, prallen an den Wänden ab und dringen von allen Seiten in mich ein. Wie Nadelspitzen gleiten sie unter meine Haut. Mein Magen krampft. Die Beine sind schwer. In meinem Gehirn herrscht gähnende Leere. Meine Hände halten sich gegenseitig fest, als ob ich mir selbst entgleiten könnte. Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich – für dich. Stehe nur einen Schritt von der Tür entfernt, durch die du verschwunden bist.
Deine harten Schritte im Treppenhaus sind verklungen. Das Stimmenwirrwar tobender Kinder dringt aus dem Hinterhof durch das offene Küchenfenster zu mir in den vierten Stock. Ich schließe es mit einem lauten Ruck, nehme ein Glas vom feierlich gedeckten Tisch und fülle es mit Leitungswasser. Der erste Schluck tut gut.
In einem Rausch von Rot und Orange verschwindet die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Dach und taucht die Küche in ein erbarmungsloses Glühen. Ich wende mich ab, denn dieses Schauspiel folgt nicht mehr meinen Regieanweisungen. Es sollte ein versöhnlicher Abend werden und ich hatte sogar dein Lieblingsgericht gekocht: Spaghetti all‘ arrabbiata. Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst. Auf dein Urteil werde ich heute verzichten müssen. Wir haben es nicht einmal bis zu den Antipasti geschafft.
Warum müssen wir denn unbedingt zusammenziehen? Das war mein erster und einziger Satz an diesem Abend. Ich hatte wohl vergessen, dass das der eigentliche Grund für unsere, nein, deine Missstimmung war. War ich zu direkt? Hätte ich sie nicht aussprechen dürfen? Diese harmlose Frage, die doch den Begriff „Zweisamkeit“ nicht klären, dennoch stützen kann. Du hast lediglich die Hand gehoben, den Kopf gesenkt und bist leicht schwankend aus der Küche gestakst. Hast mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Bist auf und davon. Einfach so, ohne Worte.
Nach dem zweiten Schluck Wasser betrachte ich den Abdruck, den meine Lippen auf dem Gläserrand hinterlassen haben. Sie haben sich auf die Konturen deines dunkelroten Lippenstifts gelegt. Ich schütte das Wasser aus und stelle das Glas in die Spüle. Den Abwasch übernimmt morgen die Putzfrau.
jochen heckmann
 

ChoreoArt

Mitglied
Den letzten Satz braucht es für mich, da der Protagonist hiermit einen Schlussstrich ziehen kann, den es sonst nicht gibt.
Deine Satz-Variante gefällt mir. Danke.
JH
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo ChoreoArt,
deine eher schmucklose Kurzprosa gefällt mir, die Sprache ist ruhig und ausgewogen, der Inhalt gut nachvollziehbar.
Nur mit dem Schlusssatz geht es mir wie Wipfel: Ich finde ihn störend. Ohne ihn wäre der Schlussakkord "leerer", was meines Erachtens gut zum dargestellten Inhalt passen würde.

lg wüstenrose
 
A

aligaga

Gast
Den Elogen der Vorredner kann @ali leider nicht recht folgen.

Es ist darin von "schmuckloser Kurzprosa" und "feinsinniger Stilisierung" die Rede.

Sorry, aber da findet sich schon im ersten Absatz das genaue Gegenteil: Das lührische Ich wird uns als Zentrum pompöser Gefühle vorgestellt, wo Hautbrennen, Magenkrämpfe, Beinparesen, Amnesie und Zwangshandlungen vorherrschen. Im Anschluss an die Schilderung dieses Wehleides dann aber der gleich der Satz:
Ich stehe da. Ohne jegliches Gefühl für mich
Hihi, das ist lustig. Was denn jetzt?

Lustig dann im Weiteren auch die "Spaghetti all‘ arrabbiata", gekochten, mit ein bisschen Öl und Chili vesetzten Nudeln, die zu einem "Lieblingsgericht" gepeppt werden ("Nicht zu scharf und doch mit dem gewissen Pep, wie du zu sagen pflegst" müsstest du ins Imperfekt setzten - sie ist doch schon draußen auf der Straße!). Die kargen Nudeln wollen so gar nicht zur diskriminierten "Putzfrau" am Ende passen. Der Leser denkt sich die RaumpflegerIn als die Mutti des Lyrichs und lacht zum dritten Mal herzlich über den Text.

Es gibt mindestens so viele "Scheiße, sie ist weg"-Nummern auf der Welt, wie es Leute gibt, die sich für Schriftseller halten - geschätzt also etwa eine Milliarde. Wenn man sich an einen solchen Stoff wagt, sollte man deshalb gut überlegen, was man denn Neues, Eigenes zum Ausdruck bringen wollte.

Individuelle Schmerzempfindungen sind nur für den Betroffenen selbst relevant; Dritte oder gar Lesern gehen sie am Allerwertesten vorbei. Nicht, dass man mit einem verlassenen Lover kein Mitgefühl hätte, aber das ist was ganz Grundsätzliches. Sobald der Verlassene anfängt zu jammern, nota bene so laut und so gewöhnlich wie hier, ist's gleich aus mit der Empathie.

TTip: Aus dem Verlust selbst keinen langweiligen Krankenbericht, sondern aus dem Mädel etwas Besonderes zu machen versuchen, damit der Leser kapiert, warum dem Lyrich hier die Haare ausgehen. Für die es sich lohnte, eine Magenschleimhautentzündung zu riskieren. Den Weltschmerz plausibilisieren!

Heiter

aligaga
 



 
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