ein Hauch

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Thylda,

ich war 2012 drei Wochen lang am Sterbebett meiner Frau gesessen. Als sie aufhörte zu atmen, habe ich das Fenster geöffnet, dass sie gehen kann.
Neben all der Trauer war es auch ein sehr friedliches und tröstliches Bild.
Danke dass ich es noch einmal sehen darf durch dein Gedicht.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Der Text gefällt mir gut. Und er geht sehr nah. Wenn ich überhaupt etwas anzumerken habe, dann würde ich das hier

zögernder Atem
kein Wille
vielleicht noch etwas überarbeiten. Der Text lebt durch seine Kraft und seine Bilder (die spitze Nase ist ein tolles Bild!). Da sind diese beiden Zeilen etwas schwach, weil sie beschreiben und interpretieren. Ich weiß nicht, ob rüberkommt, was ich meine. ;-)

Aber: ein Text, der mir gut gefällt.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Franke

Heutzutage findet das Sterben häufig nicht mehr in der Mitte der Familie statt. Das Sterben ist uns fremd geworden. Dabei ist es gut, dabei zu sein. Gut für den, der nicht allein gehen muss und gut für die, die Abschied nehmen können. Das Sterben gehört zum Leben.

Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist immer schlimm. Ich weiß nicht, ob es einfacher ist, wenn der Tod schnell kommt. Ich finde es nur tröstlich zu wissen, dass das Leiden beendet ist, wenn man in das ruhige Antlitz eines Verstorbenen blickt. Die Verzweiflung und Trauer bricht erst danach über einen herein, wenn man die volle Wahrheit der Situation versteht.

Der Moment des Todes selbst ist wie eine Blase, die aus Zeit und Wirklichkeit herausgeschnitten ist. Er hat etwas Ewiges und sehr Inniges. Da sind sich Geburt und Tod sehr ähnlich. Momente in denen alles Weltliche unwichtig ist. Obwohl uns Etwas genommen wird, wird uns auch Etwas geschenkt: Die Unabhängigkeit vom täglichen Wirrwarr und die Realisation, was das Wesentliche ist.

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hoffe ich habe Dich nur an den Ort der Ruhe zurück gebracht und nicht der Trauer.

Liebe Grüße
Thylda
 

Thylda

Mitglied
Lieber Cellist

Darüber muss ich ein Weilchen nachdenken.

Das langsame, schwere Atmen, das immer flacher wird in Verbindung mit dem willenlosen Dahindämmern, ist beklemmend. Man erahnt, was kommt, und will es nicht wahrhaben. Dieses Phänomen des nahenden Todes ist für mich im Verständnis wesentlich. Ich weiß noch nicht, wie ich das anders darstellen soll, ohne ausufernd zu werden.

Vielen Dank für Deinen Zuspruch
Thylda
 
T

Trainee

Gast
Mein aufrichtiges Beileid.

Wenn jedoch ein Gedicht der Öffentlichkeit vorgestellt wird, insbesondere in den Foren, stellen sich die Autoren einer Kritik oder ggfs. der Zustimmung ihrer Leser, denn sonst sprächen sie lediglich mit Angehörigen oder Freunden über ihr Leid.

Natürlich löst dein Gedicht Gefühle aus, was eine wichtige Aufgabe der Lyrik darstellt.
Den Titel finde ich schlecht gewählt, denn es ist ja die Seele, die ins Freie gelangen soll und nicht der Hauch.
Zudem scheint es mir problematisch, dass sich die Nase selber zuspitzt. Das Spitzen (als solches) empfinde ich allerdings als sehr gelungenes Bild.

Im Stil erinnert mich das Gedicht stark an die Werke des Cellisten, gefällt mir also.

Mit freundlichen Grüßen
Trainee
 

Thylda

Mitglied
Wo siehst Du denn Leid in meinem Gedicht, Heidrun? Gerne mal genau lesen, nämlich den Text, der tatsächlich da steht. Der ist neutral, die Gefühle entstehen vielleicht im Leser, der Text selbst beobachtet nur.

Wo siehst Du eine Erwähnung von einer Seele? Der Hauch ist bewusst frei davon.

Zum Zuspitzen der Nase: hast Du schon jemals einen Menschen sterben sehen? Wohl eher nicht, denn sonst hättest Du diese Beobachtung wahrscheinlich selbst gemacht.

Darf ich Dir Deinen eigenen Rat zurück geben, sich beim Schreiben (Werk oder Kommentar) auf die Dinge zu beschränken, die man versteht.

Dass Du das Gedicht magst, weil es Dich an Werke des Cellisten erinnert und das Bild der spitzen Nase gut findest, nachdem der Cellist sagte, er fände es gut, erinnert mich an einen Deiner Kommentare https://www.leselupe.de/lw/zeigepost.php?postid=748045
Leider beteiligen sich auch Frauen an diesen Dummheiten. Nämlich solche, denen das Schreiben selbst nach über 10 Jahren formal und sprachlich schwerfällt und die sich deshalb gern eine "starke" Persönlichkeit zum Ankuscheln suchen.
Der Tod und das Sterben sind normale Dinge, schnörkellos, Fakt. Wie wir darauf reagieren, ist individuell verschieden. Deshalb wird auch jeder diesen Text anders wahrnehmen, weil dieser Text nicht vorschreibt, was man zu fühlen hat. Schwierig ist es eben für die, die nicht wissen, was sie gesellschaftskonform zu fühlen haben und nicht annehmen können, dass sie mangels Erfahrung gar nichts fühlen und deshalb lieber Nichts sagen.

Grüße
Thylda
 
T

Trainee

Gast
Wie schön,
wenn sich einer so "tief" empfundenen Trauer noch etwas Häme abringen lässt.
Das zeigt die bedauernswerte Verarmung einer Gefühlswelt, die sich tatsächlich besser auf "Fakten" beschränken sollte.

Alles Gute
Trainee
 

revilo

Mitglied
Grüß Dich, das ist ein starker,eindringlicher Text....ich assoziiere mit deinen Worten durchaus Freude,Stille und friedliches Gehen...ich saß auch am Sterbebett......verlor aber auch binnen 3 Monaten 2 Freunde und saß nicht an ihrem Sterbebett....du kannst jemanden, der unbedingt gehen will,leider nicht aufhalten......davon handeln deine Zeilen sicherlich nicht.....aber sie lösen bei mir sehr starke Emotionen und Erinnerungen daran aus.......

Danke, dass du dies aufgeschrieben hast......

LG revilo
 

Thylda

Mitglied
Tja, Heidrun,

in manchen Gegenden dieses schönen Erdballs ist es üblich, dass der ein oder andere Gutmensch seine Lebenszeit sozialförderlich nutzt, zum Beispiel mit Sterbebegleitung. Der Tod ist da nicht gerade unerwartet. Das löst zwar mitfühlende Anteilnahme und Bedauern, aber eben keine verzweifelte Trauer aus.

Das ist wohl Nichts, was Du immer schon mal machen wolltest und dafür einen Kurs belegen würdest. Aber Du willst ja auch nicht mit Gutmensch betitelt werden ;)

lg~
 

Thylda

Mitglied
Lieber Revilo

Es kommt immer darauf an, weshalb jemand gehen möchte und ob es vielleicht andere Lösungen gibt. Ausweglosigkeit ist subjektiv. Ich kann verstehen, wenn Jemand gehen will, der unter Schmerzen leidet, die medikamentös nicht behandelt werden können. Ein schwieriges Thema, das ganz schnell eine religiöse Färbung annehmen kann.
Danke für Deine Antwort

Liebe Grüße
Thylda
 
Hallo Thylda,
das Gesicht eines Sterbenden scheint immer kleiner und die Nase spitzer zu werden.
Das habe ich auch schon gesehen, doch mit deinen Worten „ die Nase spitzt sich zu“ kann ich mich nicht anfreunden. Kannst du das nicht anders formulieren?

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
T

Trainee

Gast
Es freut mich Marie-Luise, dass du in diesem Punkt einer Meinung mit mir bist. So wird es nicht gelingen, mir einen Mangel an Objektivität zu unterstellen.

Liebe Grüße
Trainee
 
Ich habe das Gedicht nun schon sehr oft gelesen, doch stoße ich mich immer wieder an „die Nase spitzt sich zu“.
Eine Lage spitzt sich zu, doch die Nase eines Sterbenden?
Sie wirkt m. E. spitzer, da das Gesicht einfällt. So habe ich das bei einem Sterbenden empfunden.

Gruß,
Marie-Luise
 

Label

Mitglied
So wird es nicht gelingen, mir einen Mangel an Objektivität zu unterstellen.
:rolleyes:
Heidrun, vielleicht solltest du versuchen deine Kommentare zu und über bestimmte Personen nicht immer mit abschätziger Häme zu pfeffern, dann kann es auch gelingen, brauchbare Hinweise wahrzunehmen.

in diesem Sinne
Label

PS kennst du den Unterschied zwischen unterstellen und feststellen?
 

revilo

Mitglied
die Nase spitzt sich zu


....mir gefällt dieser Ausdruck besonders gut, ist er doch sehr doppeldeutig.....aber das ist natürlich Ansichtssache....


Lg revilo
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Bitte unterlasst ad hominem Angriffe und persönliche Diskussionen.
Nutzt dafür andere Medien.

lap
 
Hallo Thylda,
ich kann verstehen, dass dir meine Meinung über die zugespitzte Nase völlig wurscht ist, da sich bekannte Autoren der Leselupe überhaupt nicht daran stören und dir gute Noten gaben.
Ohne die „Zuspitzung“ hat mich dein Gedicht sehr berührt.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

Thylda

Mitglied
Liebe Marie-Luise

Das "sich Zuspitzen" ist ein wesentlicher Teil meines Gedichtes, denn es ist nicht nur die Nase.

In der äußeren Beobachtung geschieht kaum Etwas. Dass die Nase spitzer wird, kann vom flüchtigen Beobachter leicht übersehen werden. Dennoch zeigt es, dass sich auch die Lage zuspitzt.

Dass Dir das nicht gefällt, kann ich verstehen, mir gefällt es auch nicht. Ich sehe das nahezu unscheinbare Drama jedesmal mit Schrecken.

Ich weiß, wie beklemmend dieser Teil des Gedichtes ist, aber er ist wichtig, weil er wahr ist.

Vielen Dank für Deinen Beitrag, Du hast mit gutem Gespür den Wendepunkt gefunden.

Liebe Grüße
Thylda
 



 
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