ein massenmörder auf reisen

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M

margot

Gast
auf meinen fahrradreisen
hinterließ ich eine blutspur
flussaufwärts, flussabwärts
den rhein, den neckar, die saale, die elbe
die weser
ich verschonte die kinder
am liebsten waren mir aufgeräumte erwachsene
auf ihren spaziergängen
womöglich noch mit hund
meistens verwickelte ich sie in ein gespräch
nach dem weg
ich erwürgte sie
mit vorliebe hielt ich ihren kopf unter wasser
und ich stach auf ihren rücken ein
ich fuhr über die rhön, den thüringerwald
odenwald und schwarzwald
siebengebirge
ich meuchelte autofahrer auf den rastplätzen
liebespaare am see
rentner beim abendspaziergang
es wurde zur sucht
weil es so einfach war
ich fühle mich nicht als mörder
ich habe diesen menschen doch einen gefallen
getan
ich ersparte ihnen alles zukünftige
wenn ich beim bier in der kneipe sitze
schaue ich mitleidig in die runde
das töten ist nicht schwierig
ein gutes handwerk
ich fuhr von bremerhaven nach cuxhaven
wo ich in einer hafenkneipe mit tausend jahren
zuchthaus würfelte
ich nahm einen mit, der zu mir vertrauen fasste
wir küssten uns
in einer dunklen gasse, im schatten eines hauswinkels
sollte es sein letzter kuß sein
bei glücksstadt überquerte ich die elbe
in lübeck fand ich eine unterkunft bei einer älteren dame
sie kochte mir ein frühstücksei
am morgen meiner abreise
und ich schleifte ihren leblosen körper unter die dusche
der kalte wind bließ mir bitter ins gesicht
auf dem weg nach wismar
über kopfsteinpflaster
die ostsee hinter hügeln
ich trippelte gegen mein leben an
der mann am kiosk neben dem zeltplatz war mein
nächstes opfer
er war ein lieber kerl
ich mochte ihn
ich brach ihm das genick wie ein streichholz
ich ruhte hinter seinem leblosen körper
fast wäre ich eingeschlafen
ich radelte weiter
nach rostock zur warnow
wenn ich daran zurückdenke, muß ich lachen, denn
es war pfingsten
und neben meinem zelt campierte eine gruppe von
skinheads
einer dieser ärsche sollte von den toiletten nicht
mehr zurückkehren
sie sahen in mir einen gesinnungsgenossen
echt lustig
mein nächstes ziel war berlin
in kreuzberg fand ich eine unterkunft
die schreberjugend
okay, ich weiß, langsam wird es langweilig
das töten ist mir zur pflicht geworden
zurück in meinen vier wänden
sind mir die hände gebunden
weißt du, dass du mit einem mörder
im bett lagst?
 

otto otter

Mitglied
Lieber Margot

Solange du dir einreden musst, dich nicht als Mörder zu fühlen und den Menschen einen Gefallen getan zu haben, wirst du beim luschtigen Weidwerk noch etwas verkrampft bleiben!

Gruss

Otto
 
M

margot

Gast
klar, ich weiß, daß ich als massenmörder nicht geboren bin.
aber fiktiv machte es mir spaß, ein paar menschen um die
ecke zu bringen. besuche mich doch mal.

ralph
 
Hoffentlich hat der Staatsanwalt die gleiche Art Humor wie ich. Du hattest am Anfang natürlich die Lahn vergessen, aber nach den letzten vier Zeilen war ich wieder gütig gestimmt.

Ich fand es klasse!
 
M

margot

Gast
ach mikel, du nun wieder.
mach dich nicht lächerlich.
am besten gehst du mit dem staatsanwalt ins kino,
oder ihr macht euch einen gemütlichen fernsehabend
bei bier und popcorn. hinterher könnt ihr über
die "verherrlichung von straftaten" in unserer
medienlandschaft diskutieren.
mit meinem gedicht hat das nichts zu tun.

danke michael

ralph
 



 
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