ein wind gegen abend

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andromeda

Mitglied
Hallo Jongleur,

Deine Beschreibung gefällt mir, trotzdem eine kleine Anmerkung

die rose am zaun
reibt erste blüten,

müsste es nicht "treibt" heißen? :confused:

:) vlg andromeda
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

selbst, wenn es ein Schreibfehler sein sollte, finde ich die sich am Zaun reibenden Blüten besser.
Der Umbruch nach "schwüle" und nicht nach "atmen," bringt für mich keine weitere Bedeutung herein.
Die Schwüle atmen, oder Schwüle, Atmen, ...Blick

cu
lap
 
R

rilesi

Gast
toll

gemacht. wie mag ich diese beschreibungen des kontakts mit der natur.
die bilder die in mir aufsteigen, toll. aua, die brennessel brennt! aber wieso schreist du nicht.
wieso nicht ein kleines aua.
klasse geschrieben.

lg
 

Jongleur

Mitglied
wind gegen abend

Freut mich, dass es Euch anspricht!
Danke für Lob!
@neosun: Ja. Drei Augenblicke. So vieles steckt drin. In einem einzigen Augenblick.
@andromeda: so sollte es sein, dies Spiel im Ernst, dass man sich das "treiben" dazu einfallen lässt. Aber sie "reiben" wohl auch, denn im Wind bewegt sich die Rose am Zaun, reibt sich.
@lapis: ja, Deine Vorschläge stimmen inhaltlich auch. Ich lese laut, von Sprachfluss, Betonung sitzt der Umbruch in meiner Vortragsweise stimmig. (In diesem Zusammenhang: Finde ich höchst interessant, dass man jetzt Lyrikbände mit beiliegender CD, vom Autor besprochen, kaufen kann.)
@rilesi: Nun, die anklingenden, auch humorig aufzufassenden Elemente sollten nicht zu stark werden. Mit dem "Au" wäre es ins Komische gegangen. Ich wollte aber eher Melancholie bis im weitesten - Tragik. Der tote Igel - gerade geöffnete Blüten, die sich dünn reiben am Zaun - Brennen der Hände, verwehrte Früchte, ein Mund, der brennt, der schweigt ...
Der Jongleur
 
R

rilesi

Gast
jongleur

ich bin überrascht, wie 'mein film' anders abgelaufen ist, beim lesen deines gedichts,
der igel ist bei mir nicht tot, so ein kleiner igel der
im graben stillsteht,
kleine rote früchte wild und unbezähmbar,
mit einer wilden schönheit
und vom abendwind angerührt...

lg
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

der tote Igel.
Ist er Dir wichtig im Text, dann könnte man ja im Text noch etwas deutlicher diesbezüglich werden.
Oder Du lässt ihn einfach leben. Steckst ihn noch einen Apfel in die Stacheln, lässt ihn lustig blinzeln....
oh
mach das mal lieber selbst
:D

cu
lap
 

Jongleur

Mitglied
Eindeutigkeiten - offenes Schreiben

Tja ...
der Igel war zunächst "tot" im Text, was ich zugunsten einer offeneren Lesweise wieder rausnahm bzw. ich wollte es so schreiben (warum? keine Ahnung. Eingebung. Gefühl.), dass ich dem Leser nicht zu eindeutig über die Worte *mein* Gefühl vorgebe, mitgebe. Sondern dass ein Leser, je nachdem, wie er es empfindet, wie seine Stimmungslage und sein Rezeptor im Moment eingestellt ist: das Brennen, die Nessel, den verschlossenen Mund - augenblicksfröhlich, situationskomisch - oder aber melancholisch bis verschlossen und traurig lesen kann.
Ehrlich, wie ich bin (ob das mal immer gut so ist :rolleyes: ) , hab ich meine Sicht hier allerdings eröffnet im Kommentar ... dass mein Empfinden, meine Intention die melancholische gewesen ist.

Nun stehe ich mit den Meldungen seltsam zwiespältig (abgesehen davon, dass ich mich freue, dass es zugesagt hat, angesprochen hat):
Versuch gelungen, dass ich "sachlich" (?), neutral, abstrakt die Beobachtungen, Abläufe geschildert habe.
Versuch missglückt, trotz allem durch Stimmung und Aneinandersetzen und Wortwahl die gewisse Traurigkeit in mir "rüberzubringen".
(vielleicht hab ich da auch Unmögliches vereinen wollen??)

That's it.
Nee, lapis, bloß nichts Lockeres in *diesem* Gedicht. Dieser Igel lag tot im Graben. Ich war traurig und musste schnell den Blick abwenden. - Und ich liiiiebe Igel. Als ich Kind war, haben wir einen, Fridolin, überwintert, der uns später über Jahre treu aufsuchte, um im Quartier am Haus als "Fridoline" sechs Kinder zu präsentieren. Und seitdem weiß ich, was für ein tolles Metaphertier der Igel für diejenigen ist, die schon einmal mit einem vertraut geworden ist. Seine Unterseite ist fellig, weich und warm - und oben zeigt er die Stacheln. Er kann wahnsinnig schnell rennen. Und er macht putzige Geräusche und schmatzt beim Essen. Und er hat tierisch viele Flöhe! Und frisst unter anderem jede Menge Regenwürmer, die wir als Kinder im Garten auszugraben hatten. Iiih. Seitdem kann ich Regenwürmer anfassen ... - Nunja, seitdem ist jeder Igel im Straßengraben irgendwie "mein Fridolin"!

Schöne Samstagabendgrüße, momentan Weichfellstimmung,
Jongleur
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Jongleur,

der Text wurde auch für mich anders durch Deine Eröffnung.
Tja selbst der Titel wird nun zu einem Geruch von Verwesung.
Ich meinte nur, das Du jetzt genau an der Schwelle stehst.
Schreibst Du es in den Text herein, das der Igel tot ist - geht der Text den melancholischen Weg. Lässt Du den Text so, werden sehr viele Leser den Igel sehen, je nach Empfinden als lustiges Kerlchen, Ratte mit Stacheln oder Requisite.

Mhm

Dein Kind braucht Dich.

cu
lap
 

Jongleur

Mitglied
der wichtige Autor

Mhm

Dein Kind braucht Dich.


Mmh, lapis, mein Gedicht, meinst Du, braucht mich?

Nun, ich hab's niedergeschrieben, wie es dann für den Moment stimmte. Ich bin drin. Was ich sah, ist drin, was ich empfand ist drin - in diesem Wind gegen Abend.
Und ich find es einfach nur spannend, was nun "aufgefangen" wird.
Ich vergleiche es mit meinem Lesen, meinem Aufnehmen von Malerei, wo ich mir das Recht rausnehme, zu sehen - was meine Augen, meine Wahrnehmung auffängt.
Und manchmal habe ich ein dringliches Bedürfnis, wissen zu wollen, was dieses oder jenes wirklich exakt meinte, bedeutete beim Urheber, beim Schöpfer. - Meist vergebliche Liebesmüh, in der Kunst steht, wenn du Pech hast, "Composition 372" auf dem Schild daneben.

Dies "Gespräch" ist für mich sehr aufschlussreich, weil es mir nun im Nachhinein klar eröffnet, dass ich *nicht* alles preisgeben wollte, bewusst offen gelassen habe - mit der Folge, dass die Deutung in zwei Richtungen offen ist. Aber es ist mir nicht unangenehm, es geht nicht gegen den Strich. Ich wollte also wohl selbst ein Stück weit 2offen" bleiben in der Sicht der Dinge.
   Von anderen Gedichten und Reaktionen darauf weiß ich, dass ich in der Folge umformuliert habe, weil ich *nicht* missverstanden werden wollte.

Danke euch!
Tschau
Jongleur
 



 
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