erste forsetzung...

zettelstraum

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Ja, da stand sie, keine hundert Meter entfernt, so unscheinbar und doch so einnehmend, daß er weiche Knie bekam und sich erst einmal setzen mußte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und stellte sich den Bussard vor, den während seiner Flugphase nichts aus der Ruhe bringen konnte.
Ihr Haar hatte den Farbschimmer prächtiger dunkler Kirschen, die er in seiner Kindheit so gerne verspeist hatte, ihre Augen waren wie ein freundliches Meer, in welchem sich die schönsten Fische tummelten, ihre Statur war groß wie eine mächtige Eiche und ihr Körper doch so zart wie eine weiße, sanft geschwungene Vogelfeder.
Schnell senkte er seinen Blick zu Boden, als er merkte wie sie auf seinen Stand zukam. Er hatte sich ein kleines Stück Holz vom Bauern mitgenommen, an welchem er im Falle schlecht gehender Geschäfte herumgeschnitzt hätte, doch nun benutzte er es aus reiner Scheu, um dieser besonderen Frau nicht ins Antlitz schauen zu müssen.
Sie stand vor seinen Kunstwerken und flüsterte der Frau neben ihr etwas zu, was Florian nicht verstand, aber er sah, daß in ihrer Hand der Frosch mit dem Embryo lag.
„Erschreckt sie der Frosch?", fragte er leise.
„Nein. Ich verstehe nur nichts von dieser Art Kunst. Wollen sie mir erklären, wie man zu solch einer Idee kommt?"
„Meine Großmutter hatte mir die Geschichte des verzauberten Prinzen erzählt. Ich dachte mir: was wohl ein Frosch mit dem wahren Ergebnis einer Liebe anfangen könnte?."
„Warum ist ein Kind das wahre Ergebnis einer Liebe?"
Florian erhob seine dunklen Augen und ließ den Bussard in ihnen aufleuchten: „Weil es als gesundes Beispiel für die Vereinigung zweier sich liebender Menschen steht. Eine Art von Vereinigung, welche zu jener Einheit führt, die man erwartet, wenn man vom Verschmelzen träumt."
Die Prinzessin blickte um sich, sah aber keine verdächtigen Menschen, bückte sich Florian entgegen und fragte ihn: „Eine Liebe, die kein Kind als Ergebnis haben kann, ist dann also keine Liebe?".
Florian nickte nur kurz und setze sich dann wieder auf seinen Schemel.
Wieder flüsterte die Prinzessin etwas in das Ohr der jungen Frau, welche noch immer neben ihr stand, und ging dann in kleinen Schritten weiter.
Die junge Frau aber verlangte von Florian einen Preis zu wissen für den Frosch mit dem Embryo. Da er sich sicher war, daß die Prinzessin sicherlich nicht arm war, verlangte er einen anständigen Preis, welchen die Frau ihn auch gleich auszahlte.
Ein wahrer Erfolg für Florian: er hatte seine Prinzessin gesehen, hat mit ihr sogar reden dürfen und hat für ein Geschenk auch noch soviel erhalten, daß er nun zwei fette Geldsäcke hatte. Niemandem hätte er lieber dieses Kunstwerk verkauft. Sicherlich würde es ihn erfreuen, wenn die Prinzessin sein Kunstwerk in ein ganz besonderes Zimmer stellen würde, vielleicht sogar ins Schlafgemach, aber um dies zu erfahren, müßte er sich ihr aufdrängen. Im Moment jedoch war er damit glücklich, daß er mit ihr hatte Worte wechseln können. Er räumte seinen Stand frei, steckte seine Waren in die Satteltaschen, ging sein Pferd abholen, um das Schloß wieder zu verlassen. Es war erst um die Mittagszeit und er hätte sicher noch etwas verkaufen können, aber er wollte in die Schnitzstube, um an seiner neuen Idee weiter zu arbeiten. Ein letztes Mal blickte er sich noch um und konnte dabei zu seiner Überraschung sehen, wie sich die Frau, welche die Prinzessin begleitet hatte, mit Thomas unterhielt. Er verlangsamte seinen Schritt, weil er insgeheim hoffte, daß Thomas vielleicht auf ihn zukommen würde, um ihm etwas auszurichten. Jedoch fand er sich außerhalb des Tores und schon in den Steigeisen des Pferdes, aber niemand hatte ihn gerufen.
So setzte er sich als fest in den Sattel und ritt gemächlich nach Hause. Einerseits war er froh um das Erreichte, andererseits hatte er Furcht vor dem Unerreichbaren. Oder war es doch nur scheinbar unerreichbar?
Als er ins Gehöft einritt, konnte er durch das Fenster die Bäuerin im Gespräch mit der Magd sehen. Er stieg von seinem Pferd und war plötzlich mit seinen Gefühlen im Raum, welcher die beiden umgab und konnte alles hören, was sie sprachen, nur mit seinen Augen, die durch das Fenster blickten. Wie erschreckt starrte er ins sich und bekam ein Schamgefühl, welches seinen Bussard vom Himmel der Gedanken brachte. Er stellte das Pferd in den Stall und rieb es mit der Bürste ab. Die Satteltaschen hatte er an einen Hacken gehängt. An diesen hantierend, sah er plötzlich die Magd, welche sich in dem Stall eingeschlichen hatte. Er fragte Marie wie es am Morgen auf dem Hof gewesen sei, ob der Bauer sie viel beschäftigt hatte oder die Bäuerin sie in der Küche hatte wieder einmal einen großen Abwasch hatte machen lassen. Marie überging seine Fragen, die er immer in wichtigen Momenten stellte, um ihn zu fragen, wie es auf dem Markt war.
Florian erzählte ihr vom Markttreiben, von Thomas dem Gärtner, von seinen guten Geschäften. Erst als er zu überlegen begann, ob er ihr von der Prinzessin erzählen sollte, kam sie mit ihren Ängsten heraus. Habe er denn die schöne Herrin des Schlosses auch zu Gesichte bekommen, habe sie ihm gefallen, habe auch er sein Herz verloren?
Florian begriff plötzlich, wen er vor sich hatte: eine Frau, die in ihm etwas gefunden zu meinen schien, was er ihr nicht geben konnte.
Er schlug ihr vor, ein Stück in den Wald spazieren zu gehen, um über ihre Freundschaft zu reden, die er wirklich sehr schätzte.
Den ganzen Weg bis hin zum versteckenden Dickicht schwiegen sie sich weg von ihrer Verantwortung, die ihnen ihre Freundschaft abverlangte. Marie fing als erste an zu reden. Sie fühle wie er sich öfter als an den ersten Tagen zurückzog, daß er ab einer gewissen Stelle aufgehört habe, ihr von seiner Vergangenheit zu berichten und sie meine, daß aber dies und ihre Hoffnung nicht zunichte machen konnte.
 



 
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