es soll ein gott sein

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Ralf Langer

Mitglied
Lieber Samuel
Das Leben, Gott, der Tod in einem Satz
Wie in Stein gemeißelt
Scheint beim ersten lesen so klar
Und stürzt mich in Grübeleien
Weil ich darüber weg gelesen habe

Wir leben den Tod über den Gräbern!!!!

Hab dank für diese innere Erschütterung
Lg
Ralf

P.S
Ist das ein Gedicht
Oder etwas Größeres !?
Ten Points for fifteen words
chapeau
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Samuel!

Wirklich ein Wahnsinnsgedicht in seiner Kürze.

Zu den Änderungen, die Ralf schon angesprochen hat, würde ich noch die Wiederholung des Titels im Gedicht vermeiden, bzw. den ersten Vers dann streichen.

Liebe Grüße
Manfred
 
S

samuel

Gast
Danke, Manfred und Ralf - für Eure Antworten und für Eure Vorschläge. Ich werde über alles noch in Ruhe nachdenken/fühlen. Nur, Ralf: Dativ ist möglich, Akkusativ auch - es werden dabei allerdings die Akzente ein wenig verschoben.
Bis bald mal, liebe Grüße, samuel
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo samuel,

gerne möchte ich verstehen, worum es hier inhaltlich geht.
Ich versuche es einmal:

"es soll ein gott sein"

könnte heißen: Ich will, dass da ein Gott sein soll
könnte auch heißen: man sagt, dass da ein Gott sein soll

"erhaben"

könnte heißen: dieser Gott ist erhaben über alles, er steht über allem.

"über dem tod
den wir leben
über den gräbern"

könnte heißen: er steht auch über dem Tod, den wir erleiden lebendigen Leibes, wenn es uns zu den Gräbern unserer Verstorbenen führt.

Erst wenn ich weiß, dass Du es so meinst, bin ich in der Lage, diesen Text wirklich zu interpretieren. Erst dann wüsste ich, welche Schlussfolgerung hinsichtlich dieses Gottes in Deinem Text enthalten ist.

Vielleicht möchtest Du Dich aber auch gar nicht weiter zum Text äußern, das könnte ich vollständig verstehen. Es gibt Texte, die müssen für sich und dadurch für einen selbst sprechen und dann will man sie nicht erläutern.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
S

samuel

Gast
Tod und Gott - und wir

Hallo, Vera-Lena!

Schön, wie Du die Mehrdeutigkeit der Anfangsverse entschlüsselt hast!

Aber diese Mehrdeutigkeit geht noch weiter: "über den gräbern" kann sich sowohl beziehen auf "es soll ein gott sein/erhaben" als auch auf "leben" - warum nicht zugleich auf beides?

Zusatzbemerkung:: Was ist das für ein Gott/soll das für ein Gott sein, dem all diese Gräber/Toten egal sind, oder zumindest jenseits seiner Betroffenheit (Er ist "erhaben" darüber, also von all dem unberührt.) - und wie leben wir, wenn wir "über den gräbern" leben?

Aber mehr will ich jetzt nicht selber interpretieren.

Danke für Deine Bemühung um meinen Text!

Liebe Grüße, samuel
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber samuel,

danke für Deine Antwort! Ich bin immer glücklich, wenn ich mir Texte, die mich auf den ersten Blick faszinieren, entschlüsseln kann. Insofern bin ich sehr erfreut über Deine Antwort. Einen Aspekt, den Du hier ansprichst hatte ich zunächst nicht gesehen.

"Es soll ein Gott sein, den wir leben."

Ja, so kann man es auch lesen.

Wie ist Er uns nun behilflich, damit wir Ihn leben?

Diese Frage steht da und keine Antwort zu finden, ist in vielen Lebenssituationen äußerst schmerzhaft. Wo soll man suchen? Was kann man machen?

Dieser ganze Schmerz ist in diese wenigen Worte eingegangen, aber nicht eingefroren oder eingemeißelt, er hat dort so etwas wie ein Eigenleben und springt jeden an, der diesen Text liest.

Wunderbar komprimiert hast Du Deine Aussage verdeutlicht.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Der kurze Text eignet sich gut zur Demonstration solcher Tatsachen wie "Beliebigkeit metaphysischer Aussagen", "Unschärfe unserer Sprache", "Gültigkeit einer Aussage und ihres Gegenteiles" etc. Wenn ich z.B. schreibe:


es soll [blue]k[/blue]ein gott sein
erhaben
über dem tod
den wir leben
über den gräbern

finde ich vermutlich auch begeisterte Leser. Mir fällt bei solcherart Texten gelegentlich der H. Heine ein, der meinte, er schriebe mit seinen Überzeugungen gut, könne aber genauso gut, sollte er mal gegen diese schreiben müssen.
 
S

samuel

Gast
Es ist nicht alles beliebig

Hallo, penelopeia,

die Aussage, ob ein Gott ist oder nicht, ist für dieses Gedicht relativ unwichtig ("es soll ein gott sein" lässt die Antwort offen); wichtig ist, dass der Leser betroffen wird durch die Darstellung der Situation des Lebens und einer in Relation dazu möglichen Existenz eines Gottes- und diese Aussageebene des Textes ist eben nicht beliebig!. Ich will die Antwort dem Leser selber überlassen, seinem eigenen Nachfühlen und -denken.

LG, samuel
 

atoun

Mitglied
hallo

Was mich bei diesem Gedicht wundert, ist die Aussage.
Dass die Menschen ihre Liebesangelegenheiten wohl gern selbst in die Hand nehmen und regeln, sobald es aber um Krieg und Tote geht, muss ein Gott daran schuld sein.

Peter Maffay hat's realitätsnah besungen:

Lieber Gott,
wenn es dich gibt,
zeig uns deinen Weg.
Eh das Böse in uns siegt.

Daß es noch Gutes gibt,
dann glaube ich;
ich schwöre: Dazu stehe ich!
 
O

ond

Gast
Wir sind die Verantwortlichen

Völlig richtig atoun!!!

Auf Erden sind nur wir verantwortlich für alles was passiert. Sogar für die sogenannten Naturkatastrophen.
Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen. Wir sind uns gar nicht bewußt, dass wir ein Teil von ihm, ja sogar Götter sind. Wir sind die machtvollen Schöpfer des Lebens auf Erden.
Wenn die gesamte Menschheit wollte, wäre morgen Schluß mit Krieg, Hunger oder jegliches Leiden und Sterben. Wir haben den freien Willen, wir haben die Verantwortung, wir haben die Macht. Nur, wir wissen nicht was wir tun samuel. Das ist der Punkt.
 
S

samuel

Gast
Aussage verfälscht

Hallo, atoun und ond,

Ihr dreht die Aussage meines Textes in eine falsche Richtung: Das bloße Faktum des sicheren Todes ist nicht vom Menschen verursacht, sondern gott- bzw. naturgegeben.
Ansonsten kann man sich ja auseinandersetzen, ond, über Verantwortlichkeiten des Menschen und, atoun, über die Schönheiten des Lebens, dessen Endlichkeit aber für alles Erleben grundlegend ist.
Im übrigen lasst Ihr andere Verstehensmöglichkeiten meines Textes (vgl. Vera-Lena) gar nicht zu.
Schade!
samuel
 

atoun

Mitglied
samuel,

dann ist mir die aussage aber, ehrlich gesagt, viel zu profan.
jeder mensch weiß um die umstände des werdens und vergehens - dass es diese höhere macht gibt, der er sich nicht entziehen kann.

viele grüße
atoun
 
S

samuel

Gast
Zitat:
"jeder mensch weiß um die umstände des werdens und vergehens - dass es diese höhere macht gibt, der er sich nicht entziehen kann."

Ja und, atoun:
a)Leidet keiner darunter? Sollte man dieses Leiden nicht in Worte fassen?
b) Ist die Frage nach einem Gott damit erledigt?
c) ganz wichtig: Es gibt nicht einfach eine Aussage dieses Textes; er ist mehrdeutig.

Herzlichen Gruß, samuel
 

atoun

Mitglied
samuel,

a.) wer darunter leidet, dass er irgendwann sterben muss, der hat den sinn des lebens nicht begriffen.
b.) die frage nach einem gott wird sich wohl nie erledigt haben. es kommt darauf an, WIE nach einem gott gefragt wird.
c.) "es soll ein gott sein - erhaben über dem tod...den wir leben"
ist für mich keine frage.
es heißt einerseits, angeblich gibt es einen gott, der erhaben über dem tod steht.
anderseits bedeutet es, da wünscht sich jemand einen gott, der erhaben über dem tod steht.
in beiden fällen lässt die erhabenheit keine mehrdeutigkeit zu und ist demzufolge eine schuldzuschreibung.

viele grüße
atoun
 
O

ond

Gast
Es gibt kein Leiden, außer dem, das wir uns selber auferlegen. Es gibt nichts zu befürchten, außer unsere eigenen Gedanken. Es gibt keine Sterblichkeit, außer unsere eigene Überzeugung, dass das Leben einmal enden wird. Wir sind wahre Gottheiten und Schöpfer, die nach dem Ebenbild unseres Vaters erschaffen wurden. Dies schließt natürlich die Unsterblichkeit und die Macht des eigenen Erschaffens mit ein. Der Unterschied zwischen uns und unserem Vater, unserem Schöpfer, ist, dass er sich vollkommen bewußt und im Klaren ist, wer oder was er ist und welche Macht er hat. Wir haben die Fähigkeit zu vergessen und er vergißt nie. Wir leben in einer Welt der Relativität. Er lebt in der Absolutheit.
Wahre Meister, wie es Jesus war, wissen das.
 



 
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