fortsetzung 4...es geht dem ende zu...

zettelstraum

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Getragen von der Hoffnung, nun des Rätsels Schlüssel gefunden zu haben, wollte er nicht viel Zeit mit dem Schnitzen verbringen und unterbrach die Arbeit, indem er den Bauern darauf verwies, daß man noch die Farbe benötige, um die Figuren zu färben, bevor man an das Schachbrett gehen solle. Der Bauer meinte hämisch darauf, daß ihm schiene, er wolle das Brett alleine gestalten. Florian nutzte diesen nicht böse gemeinten Gedanken und gab an, wirklich lieber das Brett selber herstellen zu wollen, da dies eine schwere Aufgabe sei und besser alleine zu lösen wäre. Aber sicher würde er bald mit den Farbtöpfen vorbeikommen und dann könnte man ja weitersehen. Der Bauer gab sich ein bißchen enttäuscht, lud ihn aber selbstverständlich noch auf ein Bier ein und wirkte sehr zufrieden, als Florian sich von ihm verabschiedete.
Thomas hatte ihn schon erwartet, als er wieder ins Schloß zurückgekehrt war. Er wollte mit ihm über seine Arbeitseinstellung reden. Florian machte sich Gedanken, welchen Fehler er denn begangen habe und fand aber keinen. Doch Thomas erklärte ihm, daß es nicht darum gehe, daß er etwas zerstört oder vergessen habe; es sei nur die Art, welche man an den Schnittstellen der Rosen erkennen könne. Er wolle wissen, warum diese so eigenartig gekürzt wurden bzw. teilweise abgebrochen.
Florian beschwichtigte ihm, daß dies keine Absicht oder gar Unkontrolliertheit gewesen sei, er sei bloß von einem großen Vogel abgelenkt worden, den er fürchtete, weswegen er dann versucht hatte, seine Arbeit so schnell wie möglich zu verrichten. Thomas schenkte dieser Ausrede seinen Glauben, doch müsse Florian wissen, daß Geduld als die höchste Tugend auf dem Schloß gelte. Florian nickte kurz und damit war das Gespräch beendet.
In seiner Kammer begann er sofort auf dem Lageplan das gesuchte Zimmer ausfindig zu machen. Sei es wie es wolle, aber die Person hatte sich einen gut versteckten Raum ausgesucht. Es lag in einem der drei Türme, zu dem es keinen Schlüssel gab, nicht in seinen Händen und auch nicht für ihn erreichbar. Was er jedoch erreichen könnte, war das Fenster, durch welches man vielleicht in das Zimmer blicken könnte. Und da das Zimmer von der Größe eher einer Kammer entsprach, müsse man das Herz doch sehen können. Und sollte dies nicht so sein, könnte man ja zumindest versuchen, in das Zimmer einzusteigen. Aber daran wollte er jetzt nicht denken.
Er beschloß am nächsten Abend einen ersten Versuch zu wagen. Er nächste Tag schien sehr günstig zu sein, da an jenem Tag der Markt stattfand und da mußten viele bis spät am Abend arbeiten und würden sicherlich sehr müde sein.
Er hatte sich außerdem vorgenommen, am Markt einen Stand zu besetzen, weswegen er sich auch bei der Bäckerin eine Marke besorgt hatte.
Am Markttag waren alle von ihren eigentlichen Arbeiten befreit und konnten sich entweder direkt am Marktgeschehen beteiligen oder mußten in der Küche aushelfen. Jedenfalls vormittags. Florian hatte sich einen Schemel besorgt und saß hinter seinem Stand, in seinen Händen ein Papier, auf welchem er eine Skizze für das Schachbrett aufzeichnete.
Händler kamen und sahen seine Waren an, fanden aber größtenteils den Preis zu hoch und Florian hatte an jenem Tag nicht die Laune, um diesbezüglich mit sich handeln zu lassen.
Auch die Prinzessin kam vorbei und betrachtete die Werke.
„Florian, sie sind wieder einmal als Aussteller zu sehen. Schön."
„Es schient mich etwas an die Geschäftigkeit erinnert zu haben, aber die Motivation geht verloren, wenn niemand etwas kauft."
„Lassen sie den Kopf nicht hängen, wenn ich sie heute auch nicht motivieren kann, aber es scheint mir im Moment nicht alles zu gefallen."
„Hätten sie etwas dagegen, wenn ich heute mittag meine Tätigkeit beende und statt dessen mit ihnen mich zum Schwimmen begebe? Auf ein Stündchen vielleicht?"
Der Prinzessin Antwort war wortlos, der Glanz ihrer Augen gab schon zu verstehen, daß sie sich darauf freue.
„Gut. Dann holen sie mich nach dem Mittagsvesper ab."
Der Nachmittag war sonnenüberflutet, Florian und die Prinzessin saßen auf einem Steg am Waldsee und nahmen die Ruhe der Natur in sich auf, während sie sich unterhielten.
„Wer war ihr Fürst? War er ein guter Mensch oder ein zugeheirater Adeliger?"
„Der Fürst war ein junger Mann wie sie, der sich der Kunst verschrieben hatte. Er malte die Natur und interessierte sich für ihre Wesen. Selbst eine Ameise mußte ihm Modell stehen. Sie können sich vorstellen, welch Geduld dies verlangt."
„Hat er sie geliebt? Wo haben sie sich kennengelernt?"
„Der Fürst hat mich neben der Malerei geliebt. Ich saß ihm zwar nur selten Modell, doch ich wußte stets, daß er mir das Gefühl gab, wertvoll für ihn zu sein. Ihre zweite Frage möchte ich nicht beantworten."
„Warum mögen sie mir keine Hilfe geben? Wie lange dauert es, bis wir einander ehrlich gegenüber sein dürfen?"
„Was ist für sie Ehrlichkeit? Ist es nicht nur ein Wunschbild, welches in ihnen entworfen wurde, welchem sie aber gar nicht einmal selbst entsprechen können?"
Florian sah sich an einer wunden Stelle getroffen. Durch die Position des Fragestellers hatte er Antworten erreichen können auf die vielen noch ungestellten Fragen, als Befragter könnte er sich verraten oder gar versprechen.
„Ehrlichkeit heißt, dem nachzugeben, was man empfindet, denn nur in den Empfindungen unterscheiden sich die Menschen. Vielleicht hat die Ehrlichkeit darin einen Schatten, daß man Empfindungen nur schwer darzustellen vermag."
Nachdem beide lange Zeit auf die glatte Fläche des leuchtenden Wassers gestarrt hatten, wandte die Prinzessin nun ihre Augen Florian zu:
„Ja, wenn sie hier doch eine ähnliche Meinung haben, verstehen sie sicher das nächste Erlebnis. Wenn der Fürst früher abends zurück kam, war ich sehr oft gewollt, mit ihm noch einen Spaziergang durch den Park zu machen, in welchem sie nun arbeiten. Man hätte sich auf eine Bank setzen können, ein schönes Gespräch führen und sich dann später im Kaminzimmer aufwärmen lassen können. Stattdessen ergab es sich aber sehr oft, daß der Fürst nach Hause kam, sich einen großen Trog voll Wasser machen ließ, sich dort hinein setzte und sich daraufhin sogleich ins Kaminzimmer begab, um sich aufzuwärmen, während ich eine Sehnsucht nach frischer Abendluft hatte. Anstatt ihm dies zu gestehen, die Ehrlichkeit an den Tag zu legen, wurde ich gereizt, da er meinte, daß ich für seine Art der Romantik nicht fähig sei. Schließlich setzte ich mich widerwillig in einen Sessel und er laß aus einem Buch vor. Die Unehrlichkeit beherrschte den Raum, in welchem solch eine wunderschöne Ehrlichkeit hätte die Herzen erwärmen können."
„Ach Prinzessin, hören sie bitte auf mir solche Situationen vorzuschwärmen. Es tut mir im Herzen so weh und ich möchte lieber fliehen, als unter solchem Gedankenhimmel ihre Nähe, die doch noch so fern ist, zu ertragen."
„Florian, machen sie sich keine Sorgen. Einem jeden wird sein Glück zuteil."
„Auch uns?", fragte er recht provokant und ging zurück auf die Wiese um sich wieder anzukleiden.
Die Prinzessin folgte ihm, als er den Weg zum Schloß antrat und versuchte ihm zu erklären, daß seine Freundschaft eine sehr wertvolle für sie sei.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
re

ein schönes märchen, stellenweise sehr gegenwartsnah. aber tu dem leser bitte den gefallen, die anrede "Sie" und "Ihnen" groß zu schreiben, das würde das verständnis wesentlich erleichtern. ganz lieb grüßt
 

zettelstraum

Mitglied
danke

danke flammarion. ich hatte ne freundin gefragt,und die meinte, daß schreibe man nicht groß.
ich selber hatte es in meinem handgeschriebenem groß geschrieben.
so ist es manchmal scheinbar doch besser sich nicht immer gleich belehren zu lassen, sondern an sich zu glauben.
ach ja, das mit der gegenwartsnähe hat damit was zu tun, daß ich versuche in verschiedensten formen doch immer wieder das dahinter aufzeigen zu wollen. denn ich finde daß wir heutzutage in einer gesellschaft leben, die sehr nach vorne heraus lebt. da muß man dann die menschen extra drauf hinstoßen, daß es gründe, absichten, wünsche, gedanken, etc. gibt. nicht nur das auto, das haus und die aktien.

l.G.,

chris
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
re

ja, mein lieber, das mit der gegenwartsnähe machst du sehr gut, da kommt gut rüber, was du sagen willst.
jetzt, wo du es sagst, bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob man die anrede noch groß schreibt oder ob das überholt ist. wenn ja, wäre es schade und eine immense aufgabe für autoren, die nun sehr geschickt formulieren müssen, damit der leser immer weiß, wann die anrede und wann die mehrzahl verwendet wird. man liest sich! lg
 



 
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