frau in glassplitter

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frau in glassplitter


Bevor der geneigte Leser sich auf den Text einlässt, möge er bitte folgendem Link folgen und das pic auf sich wirken lassen

http://www.galerie-herrmann.de/arts/guiraud/Einsamkeit/Einsamkeit11.jpg

sinnigerweise inspirierte mich dieses pic
"frau in glassplitter"

zu folgendem Dialog:


Mutter:
Die Zeit verrinnt so schnell, wie Sand zwischen den Fingern. Genieße jeden Augenblick davon, Melly!


Tochter:
Was soll das denn? Man äääh! Ich bin erst 17! Habe noch so viel vor mir. Kann es kaum erwarten 18 zu sein, um endlich meinen Führerschein zu machen. Hast du wieder deine Migräne?


Mutter:
Je mehr es dem Ende zugeht, desto mehr lernst du die Wunder des Lebens schätzen. Schau dich um. Im Garten. Jede Blume, jedes Insekt ist ein Zeichen dieses Wunders. Du, mein Schatz, und Tobi - ihr seid für mich das größte Geschenk.


Tochter:
Was soll das denn? Lass mich in Ruhe mit deinem sentimentalen Zeugs. Was ist los mit dir?


Mutter:
Je älter ich werde, desto dünner wird die Luft, die ich atme.


Tochter:
Sag mal, hast du etwa wieder dein Asthma? Was ist mit dir?


Mutter:
Du verstehst mich nicht. Ich meine es ist zu wenig...
für ein, mein Leben.


Tochter:
Du hast doch alles. Einen Mann und Kinder, die dich lieb haben. Schau, Papa ist doch echt in Ordnung. Was willst du noch?


Mutter:
Sicher. Nur es hätte noch so viele andere nette Männer für mich geben können. Vielleicht, wenn ich damals mit Sven, einem Studienkollege, weißt du, ...


Tochter:
Was soll das denn? Du bist heute echt peinlich! Ist es nicht wichtig den Einen zu lieben?


Mutter:
Was hätte ich nicht alles in meinem Leben machen können? Kunstgeschichte studieren, eine berühmte Ärztin der Armen werden, mit dem Fahrrad einmal um die Welt fahren, im Regenwald auf die Spur seltener Tiere gehen?


Tochter:
Es ist echt super peinlich, dass du in deinem Alter bereust - nicht diesen oder jenen Weg eingeschlagen zu haben. Ätzend!


Mutter:
Recht oft habe ich das Gefühl, dass ich immer weniger werde. Ich bin kleiner geworden. Schrumpfe sozusagen. Wie ein Apfel. Werde alt und runzelig. Da helfen keine Cremes. Nichts. Immer weniger werde ich. Eines Tages löse ich mich einfach auf.
Ins Nichts.


Tochter:
Pah neee - Du solltest vielleicht nicht so viel Eso-zeugs lesen, Daddy hat da recht! Es bekommt dir nicht. Lass dir doch die Falten unterspritzen, bei Tanjas Mutter sieht das echt super aus!
Cu!
Muss nun los!

(Tochter vor sich hinmurmelnd: Echt durchgeknallt die Alte - armer Daddy!)


(c) g-ps-d 2004
 
F

filechecker

Gast
Hallo glasperlenspielerin,

super Idee, gut umgesetzt. Hat mir gut gefallen.

Gruß
filechecker
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

habe mir..erstmal das Bild angeschaut.

Bin ja auch Mutter zweier Töchter, eine schon 21. Und spontan fiel mir ein....

Man redet aneinander vorbei...
Väter haben immer Recht, weil eh immer bessre Karten. Muttern is einfach immer nur "schräg drauf" wenn sie mal tiefergehende Gespräche führn will. *argl*

Sehr interessant, hat viel Aussage. Man muss nur zwischen den "Zeilen" hören.

lG
Stoffel
 
subtiles

hi filechecker,

thanx für dein positives feedback

hi stoffel,

thanx - bin beim surfen zufällig auf werke von guiraud gestoßen - irgendwie haben sie mich berührt - die "einsamkeit", in der jeder "gefangen ist", versteht sie kreativ überzeugend umzusetzen - von der "frau- und - dem mann in glassplitter" bin ich fasziniert

zum dialog zwischen den generationen - ja, er ist u.u. schwierig, man redet recht oft aneinader vorbei, man muss auf die subtilen unter-/ zwischen- u.ä. töne achten

so long
 



 
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