germanenschlacht

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crom

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ein schwert singend durch die lüfte fährt
sich beißend in die körper schneidet
das blut den rotdurst der klinge nährt
augen voll angst ; in diesen sich der krieger weidet
kampfgeschrei und solche lieder
erfüllen das tal
sterbende überall und genau so viele sieger
schwitzende rösser
in der kalten morgenluft dampft der atem
hinter schildern sich ihre reiter verschanzen
und ohne hadern ohne warten
eilen sie vor
gespiesst in langen lanzen
werden sie blutigen schaum
durch ihre nasen blasen
dies der preis fürs vertrauen
am rande der schlacht die weiber
mit baren brüsten und entblösste leiber
feuern sie ihre krieger an
und um dem schmach des verlierers zu entgehen
werden sie sich selber die klinge geben
am ende der schlacht ist die erde getränkt
bis zu den knöcheln mit blut
die noch leben denen die zucken
mit der letzten wut werden dolche in herzen versenken
 

blaustrumpf

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Hallo, crom

Möchtest du nicht eventuell den Text noch einmal überarbeiten? Mir scheint, der Kampf hat dich wohl ein bisschen sehr mitgerissen. Die beklagenswerten Opfer sind leider nicht nur die letzten beiden Zeilen.

Um mal nicht gleich mit meinem Lieblingsthema Rhythmus anzufangen: Gewiss, in jeder Schlacht geht es um Wichtigeres als um das Beachten von grammatischen Strukturen. Aber muss das wirklich sein, dass fast in jeder deiner Zeilen mein kleiner Beckmesser "mooomendele" sagt?

Damit das nicht so im Allgemeinen bleibt, habe ich einmal notiert, wo es für mich Probleme mit dem Schlachtengemälde gab.

*"Durch die Lüfte fahren" ist eher eine Metapher für das freie Fliegen. Das wird das Schwert vermutlich nicht tun, sondern erst einmal zumindest mit einem Ende brav in der Hand des Kriegers bleiben. Wie wäre es mit Luft statt Lüfte?

* Das Schwert will ich sehen, das sich schneiden kann.

* Da kann der Krieger noch so kampfesmutig sein, auch er wird sich kaum in etwas weiden, sondern höchstens an etwas (oder vielleicht auf der Weide grasen).

* Was denn nun, Geschrei oder Lieder? Wir sind ja wohl nicht im Fußballstadion, wo die Übergänge in diesen Dingen etwas fließender sind. Aber dort fliegt allenfalls ein Messer und kein Schwert, selbst wenn sich der Tatort in Tiflis befindet. Und wie kämen da die Germanen hin?

* Wieso sind da genau so viele Sieger wie Sterbende, wenn sich das Schwert vorher nicht mit einem Körper, sondern mit mehreren beschäftigt hat?

* Pferde schwitzen. Rösser dampfen. Ist eine Lebenstatsache. Oder eine Frage des Einhaltens einer Sprachebene.

* Gut, dann dampft eben der Atem. Aber der tut das auch bei großer Kälte eher selten. Dampfen ist eine gleichmäßige Angelegenheit. Und so wie du die Schlacht schilderst, wird da wohl kaum jemand ruhig bleiben. Auf dem Schlachtfeld oder auch außerhalb...

* Und nun wiederholen wir alle: Das Schild - die Schilder. Der Schild - die Schilde.
Ich nehme mal nicht an, dass die Reiter einen Nebenjob als Werbeplakatständer haben.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind / auf den Schildern dahin, mein liebes Kind?
"hinter schildern sich ihre reiter verschanzen" bedeutet leiderleider nichts anderes, als dass die Reiter vermutlich von ihren Schildern abgestiegen sind und sich dahinter in Sicherheit gebracht haben. Aber warum stehen dann eigentlich Pferde herum?
Mit anderen Worten: Bild witzig, Satzstellung lausig. Gemeint hast du vermutlich: "ihre reiter sich hinter den schilden verschanzen". Aber dann hat der Satz auf einmal einen glatten Rhythmus, und das Thema wollte ich doch meiden...

* Ja, was denn nun? Die Reiter eilen vor? Wo bleiben denn da mal wieder die Pferde, die elenden Zossen?

* Die Reiter müssen ja noch schärfer sein als Försters Lumpi, der legendäre Dackel mit dem erotischen Wandertrieb, wenn sie in Lanzen gespießt enden. Auf Lanzen gespießt zu werden, ist vermutlich ebenso unangenehm, aber wenigstens grammatisch korrekt.

* "blutigen schaum durch die nasen blasen" - also, das sollten die Reiter wirklich den Pferden überlassen. Bei denen sieht das zwar auch unappetitlich aus, aber Schaum kommt bei Menschen eher aus dem Munde.
(Hier sind übrigens alle, die noch bei meindem Text weilen, aufgerufen, eine Gedenkminute für alle Pollenallergiker einzulegen, denen das meist auch peinlich ist, wenn ihnen der Schnodder aus der Nase... Aber ich verzettele mich.)

* "weiber" - naja, die Germanen kann man in der Rückschau nicht gerade als hochentwickelte Kulturnation ansehen. Also gut, Weiber. Gegen Frauen hätte ich erheblich weniger Widerwillen... aber ich schweife ab.

* "bare brüste" - Auch wenn du barbusig vermeiden willst, diue gewählte Variante klingt mir mehr als albern. Wie wäre es mit "blank", wenn die Schamhaftigkeit dir schon keine nackten Brüste gestattet?

* Für alle Fälle: Die Schmach. Der Schmach. Der Schmach. Die Schmach. Soviel zum Singular. Einen Plural von Schmach gibt es nicht. Und gewiss kein "dem schmach" als Dativ.

* "am ende der schlacht ist die erde getränkt
bis zu den knöcheln" - Die Erde hat Knöchel?

* Bei den letzten beiden Zeilen ist dir dann wohl endgültig der Satzbau abhanden gekommen. Aber das erwähnte ich bereits am Beginn dieses Monologs.

Dass ich dir hier so viel hinschreibe, bedeutet nicht, dass ich dich niedermachen will. Sieh es bitte so an, dass mich das Kampfgetümmel eben auch mitgerissen hat - den einen so, die andere so.

Freundlich grüßt
blaustrumpf
 



 
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