hälst du mich für grausam?

hälst du mich für grausam?
weil ich nicht um die opfer trauere, die in amerika gefallen sind?
du beweinst sie, schreist nach gerechtigkeit, suchst die täter, suchst die führer und die anstifter, die "anderen..." was bindest du für kränze, aus totem holz für tote menschen? was feierst du den tod mit musik, mit zeremonien und gottesdiensten? trifft dich das? du zeigst dich, trauerst, schüttelst hände, winkst, umarmst und tröstest.
hälst du mich für grausam?
auch ich trauere. nicht hier draussen. ohne prunk.
ich trauere um all die opfer, die leise sterben, lautlos, weil sie keine kraft mehr haben, zu stöhnen. keine kraft, zu weinen. nicht zum essen, nicht zum leben, und fast nicht mehr zum sterben.
ich trauere um all die stillen opfer, die nicht im blickfeld der welt zu märtyrern werden. um die, die heimlich sterben, einsam, grausam, gezwungen zum freitod.
ich trauere um die, die in schande sterben, weil sie angst haben, weil sie feige sind und nicht töten wollen.
ich trauere um all die opfer, die nur noch hüllen sind, bleich, leer, ausgebrannt von all dem spass, dem übermass, der sucht nach mehr.
ich weine um all jene menschen, die gern ihr leben leben würden, wenn sie könnten. um all jene menschen, die in der enge der moral der gesellschaft der intoleranz ihre arme nicht ausbreiten können, nicht leuchten können im staub der verordneten vorurteile und langsam ersticken an ihrer liebe, an ihrer lust, an ihren trieben, an ihren träumen, idealen, visionen.
ich trauere um dich, weil du das licht nicht siehst, das hinter all der schwärze steckt. um dich, weil du gehetzt wie ein tier auf der treibjagt durch dein leben rennst und rechts und links nichts siehst auf der jagd nach neuen weiten und höhen und highlights.
ich trauere um mich, weil es mich gibt, weil ich meine gedanken habe, weil ich sehe und fast verstehe warum ich gehe. ich trauere, weil es mich gibt, so wie ich bin, mit schwarzen gedanken und dunklen visionen und angst vor dem krieg und dem wahnsinn der besitzgier...
hälst du mich für grausam, weil ich nicht öffentlich für die toten des 11.09.01 weine?
woher, sag, soll ich noch die tränen nehmen...?

Nein RockRebell,
ich halte Dich nicht für grausam. Dein Text drückt so viel Mitgefühl aus. Er spricht mir aus der Seele. Liebe Grüsse Kuni

Hallo Rock Rebell (mein Gott, 'ne Nummer kleiner hättest du's nicht gehabt... mann, mann...)
Nein, auch ich halte dich nicht für grausam. Eher für geschwätzig. Was soll denn diese evangelische Emotions-Sekretion?. Meine Güte...

z

zurückfütterung

hallo kuni ;-))

ich hab ein paar von deinen gedichten gelesen, du machst dir wohl auch ´ne menge gedanken über sinn und zweck und wie am besten. danke für deine worte, ich freu mich darüber ;-))

hallo ziner <g>

in meinem ausweis steht zwar, dass ich konfessionsmässig bei den protestanten gemeldet bin, aber mit den grossen religionen hab ich das nicht so.
geschwätzig bin ich auch, sonst wäre ich nicht hier und würde schreiben. und die grosse nummer rockrebell - man beachte das nächste posting. und eine bitte hätte ich an dich - "evangelische emotions-sekretion" - auch wenn fremdwörter cool sind und von hohem niveau und bildungsstandard zeugen, ein einfaches "gefühlsausbruch" wäre hier passender und auch für die jüngeren von uns verständlicher ;-) ansonsten danke für die konstruktive kritik.

schönen gruss und schönen tag

der rebell

wieso weshalb warum???

warum rockrebell?

rock and roll ist die musik, die ich bevorzuge. von bill haley angefangen über jimmi hendrix, elvis, die stones, beatles, deep purple, ozzy osborne, iron maiden bis hin zu nirvana. rock and roll ist nicht nur musik. rock and roll ist nicht nur protest. nicht nur laut, frech, provozierend. rock and roll ist ein lebensgefühl. für mich persönlich bedeutet es die freiheit seine meinung zu äussern, fragen zu stellen, keine tabuthemen zu kennen, am feuer zu sitzen wann es mir gefällt, mein leben so zu gestalten, wie es mir gefällt, nicht ständig irgendetwas zu "müssen". diese musik trägt eine unglaubliche energie mit sich, viele spüren sie nicht, viele verstehen sie falsch, einige missbrauchen sie - ich weiss nicht, wie viele sie für sich einsetzen und nutzen daraus ziehen. ich empfinde sie als bereichernd.
rebellion ist eine form der politik, auch wenn das nicht unbedingt offensichtlich oder nachvollziehbar ist. rebellion bedeutet, meiner meinung nach, nichts so zu lassen, wie es ist, neues auszuprobieren, aber auch zu altbewährtem zurückzukehren, wenn es als das momentan beste erscheint. neue wege beschreiten anstatt den ausgetretenen pfaden der herde zu folgen, zu kritisieren, zu hinterfragen, auch vorschläge zu machen, änderungen anstreben, und immer wieder sich selbst und alles andere in frage zu stellen. rebellion hat sehr viel mit fernweh zu tun, mit aufbruchsstimmung oder unbestimmte vorfreude. rebellion ist aber nicht gleichzusetzen mit zerstören, schockieren, aus-prinzip-dagegen-sein oder anarchie. rebellion ist effektiver, wenn sie friedlich ist und nicht versucht, die grossen felsen zu bewegen, die ihr im weg stehen. ein rebell nimmt die schaufel und gräbt so lange, bis der felsen versunken ist und kein hinderniss mehr darstellt. selbst, wenn man von dem stein erschlagen wird oder man den granit darunter nicht mit der schaufel klein kriegt - irgendjemand wird kommen und weitermachen, entweder den felsen weiter vergraben oder die spitzhacke erfinden - jemand wird die rebellion weitertragen.

rockrebell - die kunst, mit der e-gitarre politik zu machen *tamteramtam*

Hi Rocky.
Nein "Gefühlsausbruch" hätte es nur sehr unzureichend beschrieben. Beim guten alten Gefühlsausbruch kann man noch sowas wie mildernde Umstände geltend machen. Er ist eben erruptiv - wie Ausbrüche das so an sich haben - ist mithin nur bedingt der Kontrolle unterworfen. Sekretion hingegen beschreibt Absonderung, Ausscheidung. Wie Naseputzen. Und das, mein lieber, ist nun wirklich etwas anderes...

z

PS: Word hat glaube ich eine ganz brauchbare Rechtschreibprüffunktion (Oder häl(t)st du das jetzt für kleinlich?

ein kleiner grosser unterschied

hallo ziner,

zwischen eruption und sekretion besteht ein unterschied, das stimmt, ich halte aber beides für zutreffend. was sich langsam unter der oberfläche ansammelt, bricht irgendwann hervor - wie ein geschwür, das irgendwann platzt. ich hoffe doch, dass mein "erguss" nicht so eklich ist wie ein geschwür...?
ich kenne die rechtschreibfunktion, aber was soll´s.... bei livekonzerten werden die falschen töne auch auf die platte gepresst, oder? war zumindest früher so, denn heute kommen die töne ja automatisch. (oder synthetisch?)
und nein, ich halte dich deswegen nicht für kleinlich.


schönen tag und schönen gruss

der rebell
__________________
schrei, wenn dir was weh tut.

OK, leg dich wieder hin...

Hallo, RockRebell!

Toller Text, toller Ausdruck, der ziemlich genau mein Lebensgefühl trifft! Zumindest in meinen nicht allzu depressiven Phasen (oder vielleicht auch besonders in denen?)... Ich wußte übrigens gar nicht, daß wir uns vom Musikgeschmack teilweise sehr ähnlich sind...

Eine Bitte hätte ich aber doch noch: Definiere mir bitte, was Du persönlich unter Anarchie verstehst. Ich bin gespannt!

Keep on rockin',

Charima

P.S.: Ich halte die Rechtschreibfunktion auch nicht für "überlebensnotwendig", denn es gibt auch sehr gute Texte, die nicht der gängigen Rechtschreibnorm (bzw. den z. Zt. zwei vorherrschenden Normen) entsprechen! Außerdem sind Deine Texte so gut zu vestehen, daß sie die Perfektion in dieser Form gar nicht brauchen.

hallo rockrebell..
also, ich kann nur sagen..sau guter text..
ich weiss was du uns sagen willst..was soll ich da rum meckern,gar noch kritisieren.
könnteste auch unter allgemeine diskussionen stellen..da es ein interessantes thema auch ist..
lg
sanne

hallo charima, hallo sanne ;-))

vielen dank für eure kritik, bzw. euer lob *smile*
ich freu mich immer, wenn jemand meine texte versteht, weil es für mich auch ein zeichen ist, dass ich so falsch mit meinen ansichten nicht liegen kann *grinsel*

tja, charima, ich glaube, mit dem wort anarchie hab ein kleines eigentor geschossen ;-)) anarchie ist für mich durchaus denkbar, das fehlen von "gesetzen" halte ich nicht für ein hinderniss friedlichen miteinanders (eher im gegenteil - wer anderen vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben, macht sich unbeliebt - eltern wissen wohl ein lied davon zu singen <nehmt mich nicht allzu ernst, bitte <g>>), wenn das ganze auf "lehren" und "gleichnissen" aufgebaut ist, ähnlich wie der buddhismus. keine gesetze, sondern nur ein "leitfaden" und vorallem eine ethische und moralische "führung", die allen generationen das prinzip des miteinanders nahebringt.
im allgemeinen aber wird anarchie als etwas "böses" empfunden, gesetzlosigkeit bewirkt chaos, gewalt, mord und totschlag, das recht des stärkeren... heee, moment mal, kenn ich das nicht aus den nachrichten..? wenn die punks an den chaos-tagen mal wieder über hannover (oder sonst eine stadt) herfallen, spricht man von anarchisten, anarchie. ich halte solche menschen ganz einfach nur für kids, bei denen "unser soziales system" nicht greift, die sich eingeengt fühlen, unverstanden und niemals die chance hatten, für sich und ihre gefühle eine artikulationsmöglichkeit zu finden.
hm. also, anarchie ist eigentlich nix schlimmes. das wort ist wohl falsch gewählt, weil anarchie sehr wohl eine menge mit rebellion zu tun hat - finde ich.

;-) so charima, ich hoffe, deine spannung hat sich gelohnt *smile*

schönen tag und schönen gruss

der rebell

hallo rebell,
auch ein guter kommentar von dir..
ich stimme dir zum größten teil zu.
punks..ich war sehr erstaunt in landsberg, ne gruppe von punks zu sehen..und erleben.
Laute,krasse musik,aber sonst friedliches stilleben..
Punks machen mir keine angst..eher die skins..
punk ist doch so was wie eine lebensart..und hat nichts mit gesetzlosigkeit oder so zu tun.
Ihre kleidung drückt anders sein und leben wollen aus..
eine rebellion oftsmals..(eltern,schule z.B.gegen auferlegte zwänge.)
aber ich sehe kaum ALTE punks..woran mag das liegen..?
denken sie irgendwann um und nehmen dann doch..andere lebensweise/denkweise an??
ist mir grad mal ein/auf gefallen.
lg
sanne

ups....

hey sanne ;-))

punks sind mir ebenfalls unendlich lieber als skins. ich hoffe, mein beitrag erweckt jetzt nicht den eindruck, ich wäre der meinung, alle punks wären chaoten und würden an den chaos-tagen alles kurz und klein schlagen. da haben hooligans und co. wohl eher die nase vorn.
richtig, punk zu sein bedeutet, gegen die "ordentlichen, sauberen und höf-lichen (im sinne von a....kriechendem königsgefolge)" menschen zu rebellieren, sich von ihnen abzuheben und anders zu denken. punk ist auf jeden fall eine lebensart, eine faszinierende noch dazu ;-)
ich bin niemals punk gewesen, obwohl ich einige aus der szene kenne/kannte, die heute nicht mehr wie ein wandelnder haufen leder mit nieten und ketten gespickt herumlaufen und sich die haare in den knalligsten farben färben und "gewagte frisuren" tragen. ich glaube, mit der zeit kommt reife und mit der reife kommt ruhe, besonnenheit. ich persönlich kenne keinen "alten" punk, der auch als solcher rumläuft, obwohl ich schon ziemliche kuriositäten auf einschlägigen festivitäten gesehen habe ;-)
ich glaube, jeder, der sich einer solchen "subkultur (arg, diese ausdrücke....)" anschliesst und das nicht aus prestigegründen tut, sondern weil er was erreichen will und an etwas glaubt und auch bereit ist, seinen standpunkt offen zu zeigen und zu vertreten, entwickelt sich irgendwann weiter und "häutet" sich. denn im grunde genommen ist ein punk-outfit nichts anderes als eine uniform. irgendwann merken die leute (nach reichhaltigen erfahrungen unter ihresgleichen), dass punksein nicht unbedingt heisst, mit grünen haaren und lederklamotten durch die gegend zu laufen. was ich sagen will, ist, dass sie sich nicht mehr unbedingt mit ihrem äusseren identifizieren, sondern mit dem, was sie sind, was sie tun, was sie denken... wie ein küken aus dem ei ;-) (punks dieser welt, verzeiht mir den vergleich mit dem küken <besser in deckung gehen> )
oder noch anders - wenn man sich erst die freiheit erkämpft hat, so rumlaufen und leben zu können, wie man will, sowohl vor sich selbst als auch vor dem "system", wendet man sich anderen dingen zu. ich "muss" nicht aussehen wie ein punk - aber es gibt kraft, zu wissen, dass ich es (begründen) könnte.

ich stelle fest, dass ich mir über solche dinge noch nicht sehr viele gedanken gemacht habe, danke für anregung, sanne ;-))


alsdann, have fun, keep cool and keeeeeeep on rockin´

der rebell

ja..ich danke dir auch..
und übrigens eins noch: selbst die modewelt hat sich ja punkiges zu eigen gemacht.
Es liefen dann "saubere" punks in designerklamotten in den achtzigern rum..
lg
sanne