hastiges Luftholen in der Frühe

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Torquato

Mitglied
Weich Flanell auf der Haut, -
Schlafanzughosen, die den kurzen Beinen
bis tief über die Knöchel gehen,
hast du Schinn am Kugelpunkt des Ellbogens,
das Grindzeichen der Sorglosen,
denen die Schuppen und Hautplättchen Schutz
und talgreiche Panzerung geben im Alltagstumult
.
Aber Wärme auf dem Sofa und hastiges Luftholen,
eine Frühe, die sich hell hochgrauend in Weiss
vor den Fenstern zwischen blattlosen Zweigen
zu Tag und zu einem Schuss neuen Lebens wandelt, -
Wohlig schmiegt sich das Ohr in den Sprachstrom,
nacheinander fügen sich in Brumm- und Vibrationstönen
die Sätze, in denen kleine Teufel aufmarschieren
und kleine Fische, die im durchhängenden Fischernetz
zappeln, sich aufrichten und über den Rand schnellen.
.
Klamm die Fussspitzen. Verzwirbelt das Haar.
Aus Schlummerduft und Lagerstattwärme
verflüchtet sich die Nacht. In halber Wachheit
verliert sich das Dämmern der Gedanken,
das Sinnen über die Wechselstunde,
die Zeitschleuse, die uns aufnimmt und entlässt.
.
Was Walburg weiss mit welkem Blatt am Daumen,
der die Zellkrümel reibt und den Stengel knickt,
dieses Ende-Gefühl und sich im Rückzug wandeln, -
Wenn Wärme sich im Herbst verliert
in dünnen Sonnenschein und karges Licht
den Zweigen und den Baumgerüsten
den Charakter eines Theaters im Abbruch gibt,
verlieren sich die Schauspieler
schwarz gekleidet wie Krähen im Feld.
.
Ackerfurchen und Beängstigung teilen sich uns mit.
Unser kleines Leben flackert.
Nichts da mit der starken, still brennenden Flamme,
aufrecht und strahlend.
.
Wie wünschen wir uns die Wärme der Walburgsensation, -
Wenn Wasser warm im Badezimmer die Vorbereitungen
und den Behagens-Prozess begleitet.
Wenn wuselig das kurze Haar in Wirbeln und Widerwust
gerubbelt wird mit dem grossflorigen Tuch,
gewalkte Ware, die ihre grobe Struktur der Haut mitteilt.
.
Hineinspringen in die Zweisamkeit, -
Schmusestunden der Nähe,
in der das Atmen sanft hinübergleitet
in Schlaf und Ausruhen -
Zeit zu haben und angekommen zu sein,
während der Himmel schon seinen Schnee braut
und die Ferne mit Firn und Frost in den Bergen
uns droht und denen das Dorn der Rose bleibt,
die nicht sticht.
 



 
Oben Unten