herbstgefühl

M

margot

Gast
es regnete tag und nacht.
die blätter fielen zuhaufe, abgerissen von
schweren tropfen und hagel. ein wolken-
heer in grauem rüstzeug zog über das
land. in der nacht donnerten und blitzen
seine geschütze in einer fernen, unwirk-
lichen schlacht.
am morgen bließ ein heftiger wind. viele
blätter waren gefallen und leuchteten rot
und gelb in der sonne. immer wieder
lösten sich neue und tanzten gen boden.
dem herbstwind gefiel das spiel, und er
rief die sonne: „komme hervor und lasse
die erde leuchten!“ und die strahlen der
sonne brachen durch die wolken und
fielen auf das nasse laub. das war eine
farbenpracht! darunter der alltag der
menschen und die hektik der stadt in
gleichgültigem grau. und der wind rief
auch die menschen, aber nur wenige
hatten gefallen an dem spiel. der wind
war wie ein kind, und auch die sonne
vergaß ihren mütterlichen ernst. die zwei
scherzten – ei! – ein hut machte sich davon,
papierbällchen strauchelten über das
pflaster, blätter tanzten ringelrei, bis sie
schließlich irgendwo klebenblieben:
unter dem schuhabsatz eines passanten,
in einer pfütze, zertreten, verrottend.
dieses spiel wiederholt sich jedes jahr,
jedes jahr dieselben zeichen der vergäng-
lichkeit – im rhythmus eines schlagenden
weltherzens. das leben ist kurz. nur kurz
wirbelt das blatt durch die luft, um dann
eins zu werden mit der erde. und macht
sie fruchtbar.



(1985)
 
S

Stoffel

Gast
Guten Abend Margot, :)

erste Zeile, meinst nicht, ein "lang" am Ende derer?
So liest es sich, als würde es ein Tag und eine Nacht vom Himmel regnen.
Egal.
"unwirklichen"Schlacht. Hm..
Wieso erklärst Du dem Leser, das es "unwirklich" war?
"Am Morgen DANACH" (meinst Du, das passt?)
Die Blätter waren aber doch schon Anfangs "abgefallen" von den schweren Tropfen?

Habe nun zu Ende gelesen und frage mich, ob dies hier gewollt, eine Persiflage ist?
Ok, es ist Dein persönlicher Ausdruck des Herbstes.
Aber schade, das Du so abkamst. Denn das mit dem "Wolkenheer" und der Schlacht, dem "gefallen"..
das hörte sich sehr interessant an.

Wünsche Dir noch schöne Herbsttag
ganz liebe Grüße :)
Stoffel
 
M

margot

Gast
stoffelchen - es regnete tag und nacht - das ist
eine übliche redewendung, oder? es regnete einen
tag und eine nacht - dürfte auch zu keinem mißver-
ständnis führen. für mich klang diese "himmelsschlacht"
unwirklich. es fand ja auch keine wirkliche schlacht
statt. die entstand in meinem kopf - wie das wolkenheer
in grauem rüstzeug. das sind allegorien als ausdruck
meiner phantasie.
deine letzte anmerkung - die herabfallenden blätter
betreffend - habe ich nicht kapiert.

dir auch schöne herbsttage
ralph
 
S

Stoffel

Gast
Hi Margott,

vergiss das mit den "Blättern".
Habe es noch einmal gelesen und dieser Punkt kann gestrichen werden.:)

Alles andere ist wohl Empfindungssache und jeder empfindet nun mal ..gottseidank..verschieden.:)

bis bald
wünsche Dir einen schönen Tag
Stoffel
 
M

margot

Gast
selbst ich - in persona - empfinde immer wieder
alles verschieden - je nach laune, stimmung, ort
und zeit. darum will ich mich bei meinen gedichten
und meiner prosa stilmäßig nie festlegen. die stimmung
sucht sich ihren stil.
 
P

Phantom

Gast
Recht so, Margot! Tolle Moment(e)aufnahme, und das sag ich nicht nur, weil der Herbst meine Lieblingsjahreszeit ist :)

Gruß Phantom
 



 
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