herzrasen

nally

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Es war die Geschichte von Jessica... welche die Leute in San Lorenzo so faszinierte. Jessica war eine junge Malerin und Tochter des berühmten Jazzsängers Harry Austen und Ella Austen. Jessica hatte eine Kindheit, von der viele träumten. Sie lernte durch den Beruf ihres Vaters das ganze Land kennen, auf Tourneen war sie stets Mittelpunkt aller und wurde als Jesselina in viele Herzen geschlossen. Schon während ihrer Kindheit malte Jessica ihr tägliches Leben auf. Ob gleich es Mamas Apfelkuchen oder die Katze war. Nach der Schule fing sie an der -Universität der Farben- ihr Kunststudium an, ihr Können wurde dort weiter entwickelt, geprägt und schließlich auch entdeckt.

„Wir würden von ihren Bildern gerne ein Paar ausstellen“ hörte Jessica die männliche Stimme am Telefon sagen. Das war wohl der Satz, den sich jeder Künstler wünschte. „Entschuldigen sie und sie war noch mal Herr...“ stotterte Jessika –kaum glaubend- in den Hörer. „Phillip Smith... ich bin Inhaber einer der größten Ausstellungsforen in ganz NY, haben sie schon mal was von „over the rainbow“ gehört?“ Jessica konnte ihr Glück kaum fassen und antworte nur kurz mit einem kicherndem: „Ja.“ „In ein paar Tagen kommt ein Mitarbeiter meiner Firma bei ihnen vorbei um mit ihnen einen Vertrag zu vereinbaren und die restlichen organisatorischen Dinge zu besprechen, wäre ihnen das recht?“ Jessica stimmte zu und verkündete ihr überraschendes Ereignis gleich sämtlichen Menschen in ihrer Umgebung. Alle waren begeistert, haben sie an die junge Malerin aus San Lorenzo doch schon immer geglaubt.

Nach dem sie die Euphorie überwunden hatte und ihr langsam klar wurde, dass sie ihrem Traum nun immer näher käme, eine berühmte Malerin zu werden, stieß ihr eine Frage blitzartig in den Kopf: wie kamen Leute aus New York an ihre Bilder? Jessica hatte schon einige Ausstellungen in ihrer Umgebung, auch hatte sie an Wettbewerben teil genommen, aber soll der Zufall hier so groß gewesen sein, dass man sie dadurch entdeckt hat?

Die Tage bis der Besuch aus NY endlich in San Lorenzo war, kamen Jessica wie eine Ewigkeit vor. Sie verbrachte die Zeit damit, ihre Bilder zu sortieren und an ihrem momentanen Stück weiterzuarbeiten. Sie machte sich Gedanken darüber wie sie an die ganze Sache rangehen sollte, denn sie hatte ja von nichts eine Ahnung. Aber ihre Professoren standen ihr mit Rat und Tat zur Seite.
Es stellte sich her raus, dass Phillip Smith persönlich nach San Lorenzo kam und ein sehr netter Mann war, der ihr dann die Geschichte der Entdeckung ihrer Bilder erzählte...

„Und sie haben noch nie von Lou Dearie gehört?“ Fragte Mr. Smith Jessica erstaunt, als sie bei einem gemeinsamen Abendessen über ihre Bilder und der Entdeckung dieser in NY sprachen. „Nein... ich kenne keinen Lou Dearie.“. Antwortete Jessica mit einem sicheren Kopfschütteln, doch dann fügte sie hinzu „Lou... ich kannte einmal einen Louis...“ Mr. Smith wusste nicht so recht und fing langsam an zu reden: „Lou Dearie war Schriftsteller, er war in Ohio geboren und lebte die letzten drei Jahre in New York. Er brachte ein mal in der Woche eine Kolumne in der „redline“ raus ... und sie haben wirklich noch nie was von Lou De...“ „Nein hab ich wirklich nicht und was haben meine Bilder mit diesem Mr. Dearie zu tun?“ Fragte Jessica neugierig nach? „Seine schönsten Geschichten handelten von ihren Bildern und auch von ihnen.“ Jessica verstand gar nichts: „Wie von meinen Bildern, von Mir?“ „Er schrieb Geschichten, wunderbare Geschichten zu ihren Bildern.“ „Einfach Geschichten zu meinen Bildern, keine Kritik, sondern Erzählungen?“ Fragte Jessica staunend und fügte schelmisch hinzu „Dann müssen die Stories ja echt gut sein, wenn sie wegen denen meine Bilder ausstellen wollen?“ Mr. Smith lächelte und sagte: „Die Geschichten sind sehr gut.“ „Haben sie eine Ausgabe der redline zufällig dabei?“ Fragte Jessica. Phillip Smith reichte Jessica still schweigend eine Kopie der ersten Gesichte.

Als ich heute durch die Gassen von San Lorenzo spazieren ging wanderte mein Blick über kleine Backsteinhäuser zum Horizont, wo ich ein wenig mit meinen Augen und vor allem mit meinen Gedanken verweilte... bis ich bemerkte, dass mich eine junge Frau beobachtete. Ich wendete mein Augenpaar auf sie und wusste sie war die schönste Frau die je sah. Mit ihrem schwarzen langen Haar, wo mit der Wind scheinbar ungestört spielen konnte, den braunen großen Augen, den rötlich gefärbten Wangen und dem zarten, schmalen Mund... glich sie einem Engel. Das blumenbestickten Sommerkleid stand ihr wirklich ausgezeichnet und. so schaute ich von ihren Augen, nach scheinbar ewigen Minuten, ihrem ganzen Körper entlang bis ich bei ihren nackten Füßen, die auf dem Flasterstein rumspielten, ankam... und sie genoss es sichtlich, lächelte sie mich doch ungeniert an. Nach dem wir unsere gegenseitigen Erkundungen erst mal zur Seite legten erkannte ich, dass sie scheinbar eine Malerin war. Ihr Kleid zeigte bunten Flecken auf, die ich zuvor schon begutachtete, hinter ihr stand eine riesige Staffelei. Die ich dann auch gleich als Grund nahm, um mich ihrer zu nähern. Als ich es schaffte mein Blick auf das Bild zu richten, begann ich mich zu verlieben. Ob erst in das Bilder, oder in sie, dass weiß ich nicht mehr. Aber als sie begann mir zu erklären, warum sie das Meer so rot malte, wusste ich, dass ich nie wieder Jemand anderem zu hören wollte, nur noch ihr. Als wir am Abend, nach einem wundervollen Essen spazieren gingen und sie meine Hand nahm... begann das erstemal in meinem bisherigen Leben mein Herz an zu rasen. Ich kam mir wieder wie 14 Jahre vor und begann mir vorzustellen sie zu küssen. Meine Vorstellung realisierte sich nach ca. zwei Minuten, hatte sie doch den gleichen Gedanken. Wir schlenderten dann umarmt dem Sonnenuntergang entgegen, so als ob wir uns schon ewig kannten...

Jessica liefen Tränen übers Gesicht, schon nach den ersten Zeilen gab sie auf sich zu versuchen zusammen zureißen und so saß sie nun: aufgewühlt, tränenüberströmt und kaum glaubend Phillip Smith gegenüber. Sie hatte den Sommer vor vier Jahren nie vergessen, es waren die vier schönsten Tage in ihrem Leben... Aber das Lou...oder Louis noch an sie dachte, ja sogar über sie schrieb war ihr unbegreiflich.
Lou und sie hatten sich in den vier Tagen nichts versprochen, sie sprachen nicht über die Zukunft noch über ihr eigentliches Leben... sie genossen nur den Moment von Leidenschaft, Lust und, die aus Minuten entstandene, Geborgenheit. Als Lou nach vier Tagen nach Hause musste ... hatte Jessica auf die Frage: „Wollen wir uns wiedersehen?“ „Nein“ geantwortet und gab der Zukunft dort das Ende. Sie war zu dem Punkt mit einem angesehenen Banker aus San Lorenzo verlobt und dachte nicht, dass der Geschäftsmann aus Ohio ihr ein sicheres Leben bieten konnte, sie kannte ihn ja kaum... .
Phillip Smith sprach mit einfühlsamer Stimme...
„Lou ist seid drei Monaten tot, er hatte seiner Mutter seine ganzen Werke vermacht und diese hat sich entschlossen, diese Geschichten über ihren Sommer zu veröffentliche. Louis hatte nie geheiratet. Er hatte sein ganzes Vermögen so angelegt, dass wir für sie die besten Ausstellungen machen können. Jessica hörte seine Worte nur leise und auch so nahm sie die letzten Wörter nach: „Lou ist seid drei Monaten tot...“ kaum wahr. Sie weinte nicht... sie erstarr. Jessica merkte wie in ihrem Innersten etwas zusammenstürzt...

Ihr Bilder gab sie für die Ausstellung nicht frei, da ihr klar war, dass man daraus nur eine „tolle story“ machen wollte. Die unglückliche Geschichte der einzigen Liebe eines verstorbenen Krebskranken... . Sie flog jedoch mit Phillip Smith, der sehr verständnisvoll war, nach NY und besuchte dort das Grab von Lou, sowie seine Mutter. Sie konnte nicht glauben, dass er noch soviel an sie dachte... von Jessica Austen waren 51 Geschichten und Gedichte vorhanden und das letzte geschrieben vor drei und einem halben Monat.
 



 
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