im steigen begriffen

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Perry

Mitglied
im steigen begriffen

vierzehn stockwerke, spiegelnd verglast und du bist allein
in der chromverschalten kabine. noch einmal durchatmen,
bevor der knopf gedrückt, die seile stoßgedämpft anrucken.
der zuckende blick zur leuchtanzeige entspannt sich erst,
als es aufwärts geht. kellergeschosse beklemmen dich,
du kennst das gewicht von beton in seiner kantigen höhe.
mit leichtem ziehen im magen, der schwerkraft entfliehend,
geht es nach oben, vom schacht geführt wie eine rakete.
einmal die erde von oben sehen, hochhäuser degradiert
zu statistiksäulen, die gegen unerheblich tendieren.
vom einsetzen der bremsdüsen wachgerüttelt, suchst du
halt an der wand, während dein gehirn noch weiter steigt,
bis es sanft an die schädeldecke stößt, die türen sich
pagenlächelnd öffnen, um dich schwankend auszuspeien.
für den weg nach unten nimmst du die treppe.
 

JackoF

Mitglied
Hallo Perry,

Oh Ja - das ist was für mich !!!!

Als wären wir schon einmal zusammen per Lift in die Höhe gerauscht :)))

Genau diese von Dir beschriebenen Einzel-Empfindungen und Gedanken in solch einer langen Lift-Fahrt sind es doch, die passieren können.

Hier wird das Überwinden von Distanzen(nun in die Höhe) irgendwie seltsam, eigen - man ist komplett involviert, und doch außerhalb einem direkten Mitverfolgen können.
Man will diese Distanz überwinden,
weiß, was ein Fahrstuhl und deren Sinn ist,
und wird scheinbar doch komplett aus diesem Vorgang ausgeklammert.

Dieses sehbare Unbeteiligtsein, und diesem zugleich geistig/empfindend dabei sein zu müssen,
da ja hier eine reale und geistige Realität passiert :)),
und wir kennen diese Lift-Realität im Detail – etwas ganz Normales,
und doch so immer wieder eigen-artig...., als wäre da doch eine Unwirklichkeit....

Perry – echt, hat mir gefallen :), mich in Deinen Text mit einbeziehen zu können.....,
auch sprachlich bin ich gleichsinnig gut dabei...,
einfach eine mir bekannte Fahrt in seinen eigenen Details..... :)

An einigen Stellen sind mir intuitiv einige Begriffs-Kritteleien in den Sinn gekommen,

guck doch mal :

im steigen begriffen

vierzehn stockwerke, spiegelnd verglast und du bist allein
in der chromverschalten kabine. noch einmal durchatmen,
bevor der knopf gedrückt, die seile stoßgedämpft anrucken.
der zuckende blick zur leuchtanzeige entspannt sich erst,
als es aufwärts geht. kellergeschosse beklemmen dich,
du kennst das gewicht von beton in seiner kantigen höhe. ......<= [blue]würde ich wegfallen lassen !! versteh ich nicht zum Kontext[/blue] ?
mit leichtem ziehen im magen, der schwerkraft entfliehend,
geht es nach oben, vom schacht geführt wie eine rakete ........<= rakete ist mir zu hart/ vielleicht [blue]blasebalg[/blue] ?, oder.......
einmal die erde von oben sehen, hochhäuser degradiert .........<= [blue]degradieren[/blue] ?/würde das LI einbeziehen
zu statistiksäulen, die gegen unerheblich tendieren.
vom einsetzen der bremsdüsen wachgerüttelt, suchst du
halt an der wand, während dein gehirn noch weiter steigt,
bis es sanft an die schädeldecke stößt, die türen sich
pagenlächelnd(1) öffnen, um dich schwankend auszuspeien(2). <= (1)/“[blue]wie von Geisterhand[/blue]“ / (2)/ „[blue]wieder freizugeben[/blue]“
für den weg nach unten nimmst du die treppe.

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Perry,
wieder ein gerne liftig luftiges Jacko-Tschüss :)

bis dann wieder.....

--
 

Perry

Mitglied
Hallo Jacko,

freut mich, dass du die Empfindungen nachvollziehen konntest.
Mit deinen Vorschlägen kann ich mich leider nicht anfreunden, weil sie nicht meiner Intention entsprechen.
So ist das Gefühl am Grund eines Gebäudes von der Betonlast erdrückt zu werden durchaus wichtig, für die Erleichterung, wenns endlich nach oben geht.
Auch die Rakete ist notwendig, denn ein Blasebalg bringt das LI nicht in eine gedachte Umlaufbahn.
Da für mich "pagenlächelnd" und "aussspeien" einen Bezug zum Lift haben, möchte ich sie ebenfalls gern behalten.
Danke trotzdem für deine Anregungen und LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
Hallo Rhea,

freut mich, dass es dir gefällt.
Ich denke, den "Grabenkampf" Kurzprosa/Prosalyrik brauchen wir nicht zu führen. Für mich sind genügend lyrische Elemente wie Alliterationen und Enjambements eingestreut und die Form bildet zusätzlich den Wolkenkratzer nach (lächel).
Danke für dein Interesse und LG
Manfred
 

atoun

Mitglied
Hallo Perry,

eine Erleichterung (wenn's endlich nach oben geht) kann ich bei diesen Zeilen nicht spüren. Für mich ist diese ganze Fahrt eher eine Bedrückung.
Nur das Ende "für den weg nach unten nimmst du die treppe" ist für mich ein Aufatmen.

Sehr gut geschrieben ist der Text.

Viele Grüße
atoun
 
Lieber Perry,

in der letzten Zeit muss ich häufiger Fahrstühle benutzen. Du hast es einfach prima beschrieben. Genau so empfinde ich es. Mitunter nehme ich deshalb die Treppe...

Lieben Gruß,
Estrella
 

Perry

Mitglied
Hallo atoun,
vielleicht liegt in dem sich entspannenden Blick die Erleichterung, aber jeder kann das für sich selbst interpretieren.
Freut mich, dass dir die Bilder gefallen haben.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred

Hallo Estrella,
ja viele Menschen fühlen sich in Aufzügen unwohl. Schön, dass du dies aus den Zeilen herausspüren konntest.
Danke fürs Interesse und LG
Manfred
 

Rhea_Gift

Mitglied
na - nen Wolkenkratzer stell ich mir höher vor - darauf kommt man nicht... Umbrüche früher schon setzen? Damits höher und schmaler wird? So ists eher ein Container :D ;)

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
dacht nur, weil du meintest, soll Form eines Wolkenkratzers sein... dass ichs eher für Kurzprosa halte - und sowas immer strittig - beeinflusst meine Wertung ja nich - gefällt mir so oder so ;)

LG, Rhea
 



 
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