immer wieder gern gesehen: das meisterwerk eines freundes

paula pink

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Die Unsterbliche Karriere des Herrn Anzugmann

//: Warten – Worauf? Was verließ man?
Was war´s worauf man stieß dann?
Ungewißheit voller Neuheit,
interessant doch birgt´s Beklemmtheit.

Aus den Dingen auferstanden
die vollständig schon vorhanden
doch nicht ebenso verstanden
sich in vielen Schicksalsbanden
zu der Lebensleiter wanden
die betreten man bevor
man einen Laut durchs eig´ne Ohr
von anderen zu Klang gebracht
für sich zu einem Sinn erdacht.
Nur Bilder sind´s. Die Welt erfahren,
wird mancher erst nach vielen Jahren.

Ein Anderer sieht keine Welt,
er scheint im Umfeld abgestellt.
Doch solche Leute aufgebaut
in Jobs hinein die ausgeschaut
ja ausgedacht für sie, erschaffen,
sind Zirkusakt für Anzugaffen
die stets rivalisch ängstlich starren,
auf Schwäche ihrer Gegner harren,
um Psychomob, Intrigenschwert
zu schwingen für finalen Wert.
Erfolg! Erfolg der Führungsklasse.
Mensch passé? Es stimmt die Kasse!

Die Seele nun dem Geld verschrieben,
wird dieser Mensch von Angst getrieben.
Jemand könnt den Reichtum stehlen,
dem neuen Held das Los verhehlen
sich einzukaufen ins Geschäft:
Er sägt im Geist am Stuhl des Chefs,
träumt heimlich von Majoritäten
und neuen Faxkopiergeräten,
die er sofort zur rechten Zeit
hätt´ eingesetzt mit Sicherheit
um frohe Kunde den Kollegen,
nein – Marionetten darzulegen,
daß er jetzt endlich, welches Glück,
vom Kuchen hat das größte Stück.

Erwacht, der Anzugmann beim Chef,
kann lesen ein Fax ans Geschäft.
Sieh´ da, oh Schreck ein Großkonzern
will kaufen uns sofort so gern:
„Und tust du´s nicht, glaub mir mein Freund
ist euer Alptraum angeträumt.
Wartet nicht sehr lange Zeit
Rücklagen sind Vergangenheit.
sie schwinden, weil die Auftragslage
nicht günstig sein wird dieser Tage,
die wir´s einfach brauchen lassen
um Verträge zu verfassen
die am Ende flehend ihr
werdet unterzeichnen mir.
Für ein Taschengeld gekauft,
weshalb ihr eure Haare rauft.
Die Köpfe sind seit Jahren kahl,
man rauft ja nicht das erste Mal,
und nicht das letzte Mal bestimmt
weil´s immer was im Leben nimmt.“

Da er´s als erster lesen kann,
denkt sich besagter Anzugmann:
„ Nur Warten im rechten Moment
kauf´ ich Prozentsatz der noch trennt
mich von der Majorität von allen,
dann würden manche Schwellen fallen!
Endlich hörte mir jemand zu,
verantwortungsvoll, mit dem Kanzler per Du.
Reichtum, Einfluß, Wohlstand, Macht.
in einem Jahr zum Gott gemacht
aus eignem Willen eigner Kraft.“
Der Anzugmann hat´s echt geschafft,
hat Aktienmehrheit sich errafft.

Nun gut das Jahr war mal vorbei,
dem Chefdeck schien es einerlei,
daß innerhalb der letzten Wochen
der Geldfluß ständig unterbrochen.
Man schob´s auf´s Wetter, auf den Osten,
auf unvorhergeseh´ne Kosten.
Wahrscheinlich also war´s kein Wunder,
daß plötzlich wertlos all der Plunder,
stand da gepfändet per Regreß,
weil´s Firmenkapital im Streß
den Material- und Arbeitspreis
nicht tragen konnte, man entgleist.

„Nun Herr Sperrmajorität,
sag mir wie es heute geht!“
so des Faxens Grusseszeile
auf Anzugmanns Tisch schon ´ne Weile
bedeutungsschwanger liegt bereit,
um zu beenden dessen Zeit.

„Endlich halb neun, Kaffeeautomat:
Kaffee und Mousse au chocolat!“
Zurück im Büro nach der Konferenz
erweist bekannter Konzern Referenz.
In Anbetracht des bewußten Schreibens
verflog bald die Freude des Früchstückstreibens.
Nun las er endlich weiter als wir
was Direktor des Großkonzerns schrieb:
„Anzugmann, ich sage es Dir:
Was immer Dich an die Spitze trieb,
ist bald vorbei, es ist soweit.
Eine Woche habt ihr noch Zeit,
dann ist die Fusion der nächste Schritt,
folgend darauf bekommst Du den Tritt
um wegen Einsparung entlassen
zu spülen in der Kantine die Tassen.
Aber willst Du aus der Firma geh´n
bevor sie geschluckt, ich könnt´ es verstehen.
Darum biete ich Dir, Anzugmann,
die letzte Chance zum Absprung an.
Verkaufe mir nur deine Majorität,
bekommst noch ein Zeugnis, so gut es geht
und obendrauf noch ein Haus am Meer,
vielleicht eine Yacht oder so hinterher.“
„Verlockend, verheißend
Yacht, Geld, Meer und mehr,
alleine entgleisend
die Firma. Nicht schwer
die Entscheidung bei diesem Mal:
Ich verkaufe sofort, auf jeden Fall!“

Gesagt, bald getan. Schon am nächsten Tag
lesend der Anzugmann im Vertrag
sieht alten Chefdecks Abtritt beschlossen.
Sein größter Rivale seit jeher begossen
so wie ein Pudel wird dann dasteh´n.
Er lacht dabei: „Ich werde vor ihm geh´n!
Ja, so ist es. Noch 2 Wochen,
dann lach´ ich bestens über ihn.
Der Teich dem er einst entkrochen,
da geht die Kröte wieder hin!“

In seinen provinziellen Rachegelüsten
mißachtet er manche Klausel des Prokuristen,
sie überfliegend übersieht er recht viel.
Endlich: Hier unterschreiben, das wirkliche Ziel.
Unterschrieben, kuvertiert,
freigestempelt, ab dafür!
Im Postausgang am selben Morgen
von pfleglichen Händen sorgsam geborgen
der Brief landet im rechten Wagen,
am gleichen Tag noch ausgetragen.

Am Freitag, dem letzten Tag uns´res Freunds,
hat der Chef dessen Großkonzerns nicht versäumt
ihn gleich nach vierzehn Arbeitstagen
dort abzuholen mit neuem Wagen.
Diesen gleich an ihn verschenkt
„Mein Gott wie dies Gefährt sich lenkt,“
auf dem Weg zur Autobahn,
wohin auf Geheiß Herrn Direktors sie fahr´n,
erzählt dieser ihm über´s Mittelmeer
wie schön es doch Novembers wär.
„Ach ja das Haus, das war nicht schwer
wir fliegen hin gleich hinterher.“
„Hinter was?“ fragt Anzugmann,
weil er es nicht wissen kann.
„Ach ja,“ Chefprokurist
„sie wissen noch nicht was es ist.
Entschuldigung!“ Erklärt sofort,
erzählt vom Flugplatz andernorts,
dort führen sie gerade hin.
„Pardon nochmal, wo war mein Sinn?“
„Nach Spanien noch am selben Tag?“
Nach kurzen Zeit: „Na, wenn er mag.“
Glaubt er zu denken, doch er sagt
besagten Satz zum heut´gen Tag.
„Mein Herr, sie scheinen aufgedreht
und sorge mich wie´s ihnen geht,“
bekundet so der Prokurist,
daß ihm am Anzugmann gelegen ist.
„Die Reise ist´s, der schwere Tag,
vielleicht die Einlösung, ja ja der Vertrag.“
Nach der letzten Autostunde
Motor bremst. Die letzte Runde
nicht nur für die Kurbelwelle,
auch an Anzugmannens Stelle
steht man, schreitet dann hinfort
in den High-Tech-Glam-Airport.

Geflogen war Herr Anzugmann nie vorher,
darum fiel die Entspannung beim Take-Off recht schwer.
„Wir fliegen nicht lange,
und sie zeigen Science-Fiction.“
Doch Anzugmann bange,
klammernd an Sitzen:
„Wie lange das dauern wird, ist mir egal.
Es ist eben am schlimmsten beim ersten Mal!“
Endlich auch die Stewardessen
zeigen klägliche Interessen
an dem Mann, der ohne Tadel,
sich dort benimmt wie, na blamabel.
Beruhigend, geduldig sprechen sie
mit Anzugmann, reichen Kaugummi,
sagen „Entspannen sie, genießen sie die Reise.“
„Gleich wirkt die Betäubung“, doch das sagen sie leise.

Der Anzugmann wirkt jetzt entspannt,
doch sein Gefühl bleibt unerkannt.
Gelähmt, vergiftet, voller Wahn,
bewegungslos starrt er sie an.
Die Stewardessen regungslos
heben ihn vom Polster hoch,
um ihn noch im gleichen Schwang
zu tragen zu dem Frachteingang.
Als tot erklärt der Businessclass
steckt man ihn in ein Plastikdress
erinnernd an Azubizeiten:
Restmüllsäcke, schwarz, die breiten.

„Wo zur Hölle bin ich hier?
So dunkel – wer spricht von der Tür?
Die Tür, es kann nicht viele geben.
Sie trachten mir nach meinem Leben.
Warum ist das für mich so neu?
Rivalität, ich war ihr treu!
Doch sowas hab´ ich nie bemerkt:
Mein Leben wär´ so schnell verwirkt!“
Und nun, da er liegt matt und brach,
fällt ein ihm was Großmutter sprach:
„Kannst lebend du auch viel erhaschen,
das letzte Hemd hat keine Taschen.
Drum ist das Leben mal am Ende
dein Reichtum geht in and´re Hände...“
„Wer will das nur, hat er´s erfahren,
der Konkurrent, das Rankgebahren?
Rächt er sich nun als letzte Tat
da er nichts zu verlieren hat?
Wahrscheinlich sowas – dann tut es halt!
2000 Meter dann bin ich kalt...“

Man öffnet den Sack in dunklem Raum.
Dort steh´n noch Leute, doch sieht man´s kaum.
Genau gesehen sind es außer ihm zwei
doch stehen sie relativ nahe dabei.
Relativ natürlich zu der Größe der Kammer,
außen links und rechts dröhnt Turbinengejammer.
Er erkennt, nun im Licht war es schnell entdeckt,
klar des Flugzeugs Containerdeck
und die zwei Männer nebenbei.
Sie sind bekannt sich alle drei.
Der Eigner den er einst geschlagen,
der and´re schlägt ihm in den Magen.
Es ist eben der, den einigen Tagen
er hätte Verlierer zu nennen gehofft.
Doch wieder kommt er um ihn zu plagen,
wie schon zuvor allzugut und zu oft.

„Doch was, der Direktor Großkonzern,
die Verbindung zu euch scheint recht fern.
Auf jeden Fall mit meinem Blick,
erläutert bitte solch Geschick!“
Anstalt dazu macht man nicht
schlägt ihm stattdessen ins Gesicht.
Und nun ein Letzter tritt ins Licht:
„Es ist soweit, welch ein Gedicht!“
So spricht Direktor Großkonzern
der scheinbar beiden nicht so fern
wie Anzugmann zuvor vermutet.
Na ja, er schaut zu wie er blutet.
Nur Illusion, der große Deal
gut inszeniert, ist aus das Spiel?

Noch nicht – zu lösen sein Verwundern
erklärt man ihm die nächsten Stunden,
von Tritt und Schlag stets wachgehalten,
wie sie die Menschen Narre halten
bis schließlich Eifersucht und Gier
den klugen Mann als wildes Tier
von Rache wegen Mißerfolg
bis zum Tode durch den Dolch
treibt in den Wahn der Blasphemie,
kurz gesagt Diablerie.
„Jeder kauft alles, dauernd für immer
dem Konto geht´s besser Humanität schlimmer.
Doch uns drei´n ist das egal,
Seelenkauf ist auch normal!
Lies besser was du unterschreibst,
wenn Handel du mit meinen treibst
vom ersten Tag der Machtmoral.
Der Traum vom Chefsein – oft fatal!
Wie teuflisch es doch wieder war,
jetzt bist auch du wie mein Altar.
Wir halten durch dich Messen ab
bis du sinkst in dein kaltes Grab,
und darüber natürlich noch hinaus,
doch bleiben wir beim endlichen Graus.
Ach ja, du kriegst deinen Job zurück
mit würdigem Partner mit selbem Stück.
Das Veto im Zweifel bleibt bei mir
denn Asmodis steht hinter dir.
Nicht nur hier drinnen in meiner Gestalt
sondern in vieler: Mann, Frau, jung, alt,
arm oder reich wie dieser Prokurist,
sprich jeder Form die denkbar ist!
Wie gut ausgebildet du immer schon schienst
weißt du erst wenn allzu leicht Ruhm du verdienst
den manche so niemals erreichen würden.
Dafür trägst du andere Bürden.
Zum Beispiel erfüllst Du nur noch mein Begehr´.
Und fragst du warum, weil es schlecht für dich wär´
würdest du einmal nur mich betrügen,
vielleicht auch nur ein bißchen lügen!
Nun an: Willkommen! Die ewige Hölle
beginnt für dich an dieser Stelle!“

Ab jetzt Anzugmann auf der Suche nach Flucht
die nie er findet, wie lang er auch sucht.
Niemand will haben den Platz den wir kennen.
Wen wird man den Verlierer nennen?
Alle außer Asmodis dem Ewigen Einen,
er hütet im Stillen, im Dunkeln die seinen.
Im Schatten wuchsen sie alle heran
er macht zu Dämonen wen er nur kann.
In vieler Form, durch manch´ Geschick
bringt Teufelswerk das böse Glück.

Erinnern kann übrigens niemand von Dreien
sich an das Gespräch, nur der Ewige Eine.
Die andern als Partner vom Ruhme verwöhnt
haben ihm bis zum Tod auf Erden gefrönt.
Ist es soweit für den letzten Gang
geht er für sie retour zum Anfang.

„Ein Lichtschein bricht rein, die Augen tun weh.
Oh ja ich seh´, ich seh´, ich geh´
nach draußen dieser Lebenswille!
Ich atme tief durch und schrei dieser Stille
ein lebendes Ende im kalten Raum ein.
Es wird wieder warm, man wickelt mich ein.
Ich liege nun am Fenster zum Garten,
kann nichts verstehen nur Sehen und Warten.“ ://
 



 
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