Vor mehr als 20 Jahren hatten sie sich kennengelernt. In Saudi-Arabien. Er hatte als Anaesthesist Nachdienst, sie war im Labor mit dem Auswerten von Ergebnissen beschaeftigt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie flogen in die Heimat, heirateten in Delhi mit allem Pomp und kehrten zu ihrer Arbeit nach Ryadh zurueck. Die Kinder wurden geboren. Alles lief wunderbar. Sie hatten genuegend Geld, konnten sich ein fuer indische Verhaeltnisse Luxusleben leisten. Sie waren beide stolz, auf das was sie geschaffen hatten. Die Wolken am Horizont nahmen sie nicht war. Noch nicht. Der Vertrag lief aus, sie kehrten zurueck. Von dem ersparten Geld kauften sie sich eine Praxis. Die Einnahmen fielen nicht mehr so ueppig aus, es gab ab und an Streitereien. Sie brauchte Sicherheit, er vermisste das Luxusleben. Die Kinder wurden auf eine Privatschule geschickt, selbstverstaendlich. Nur fehlte es mehr und mehr am Geld. Sie versuchten muehsam die Fassade aufrecht zu erhalten. Die Streiterei nahmen zu. Er brauchte sein taegliches Quantum Alkohol, sie schloss sich ein und heulte. Und die Verwandten gaben ihren Senf dazu. Liebesheirat? Das konnte doch nicht gutgehen, nicht umsonst wuerden die Ehen arrangiert, usw. Haetten sie ueberhaupt ihre Horoskope vorher verglichen? Kopfschuetteln. Aber keine Hilfe. Jeder geht seiner Wege, er sucht sich ausser Haus seine Anerkennung und Befriedigung, sie stuerzt sich in die Arbeit. Ihre Wege gehen mehr und mehr auseinander. Der Sohn zieht aus, arbeitet in Bangalore, beendet das Studium nicht. Nur raus hier. Die Tochter wird krank. Die Eltern streiten sich an ihrem Krankenbett. Die Gallenblase ist stark entzuendet, Operation. Das Maedchen zieht die Konsequenzen, sucht sich einen Studienplatz auuserhalb Delhis. Und immer noch wird versucht die Fassade einer gluecklichen Familie nach aussen hin aufrecht zu erhalten.
Denn nicht das Glueck des Einzelnen zaehlt, sondern sein Ruf innerhalb der Mittelklasse-Gesellschaft. Und die ist unbarmherzig. Fuer Frauen ohne maennlichen Begleitschutz gibt es keine Einladungen zu Hochzeiten oder anderen Veranstaltungen. Sie ist eine Ausgestossene. Eine Paria.
Sie bekommt starke Depressionen, nimmt Medikamente ein, die ihr doch nicht helfen koennen.
Kurze Notiz in der Zeitung: Aerztin in eigener Praxis toetlich verunglueckt.
Denn nicht das Glueck des Einzelnen zaehlt, sondern sein Ruf innerhalb der Mittelklasse-Gesellschaft. Und die ist unbarmherzig. Fuer Frauen ohne maennlichen Begleitschutz gibt es keine Einladungen zu Hochzeiten oder anderen Veranstaltungen. Sie ist eine Ausgestossene. Eine Paria.
Sie bekommt starke Depressionen, nimmt Medikamente ein, die ihr doch nicht helfen koennen.
Kurze Notiz in der Zeitung: Aerztin in eigener Praxis toetlich verunglueckt.