Liebe Inken, ich glaube, dass man an dieser Stelle fragen sollte: Was ist eigentlich Lyrik? Ich verstehe völlig dein Erstaunen und in gewisser Weise deine Enttäuschung über unsere Begeisterung. Aber kann man in der Lupe wirklich Gedichte erhoffen, die mit allen Finessen von Literaturgeschichte und -kritik aufwarten? Dazu, Inken, ist, und das muss man annehmen, bei den Mitgliedern nicht ausreichend theoretisches Wissen vorhanden (das sage ich - für einige schlaue und jetzt vielleicht bedrippte Lupinos - ohne Wertung, es ist einfach Tatsache). Mir gefällt an Jotes Gedicht die Frische, der respektlose Gedanke dahinter, die noch respektlosere Sprache. Es fällt heraus aus dem hier sonst Üblichen. Du hast recht, Satire und Selbstironie (wer legt das fest?) machen ein freches Gedicht so richtig frech, und an der Selbstironie mangelt es ein bisschen. Ich bin aber der Meinung, dass es Satire ist, böse Satire, voller Sarkasmus. Satire muss nicht humorvoll sein, sie greift an, verletzt sogar. Und weil gerade Satire mir hier eigentlich noch nicht untergekommen ist, bin ich so glücklich über dieses Gedicht. Zerrupf das zarte Pflänzchen doch nicht. Es hat mit akademischem Schreiben wenig bis gar nichts zu tun, da gebe ich dir recht. Aber die Leser haben begriffen, worum es Jote geht, und er macht das souverän.
Ich mache der Lupe einen Vorschlag: Richtet doch eine Rubrik ein, wo gerade über Lyrik theoretisiert werden kann, du, Inken, bist in der Lage, ein kluges Wort dazu zu sagen, tu es. Dann, das ist meine Hoffnung, werden vielleicht auch die Gedichte besser. Und vielleicht eröffnet eine solche Rubik auch den Blick auf mehr Toleranz von unterschiedlichen Handschriften der Lupinos. Es bringt nichts, wenn Jote sein Werk hier verteidigt und du dich von deinem Standpunkt nicht wegbewegst.
Gruß
Hanna