komm schon!

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Venus

Mitglied
komm schon!

du bist so dunkel
in dir
sei doch mal leichter
jaja nichts ist schwerer
doch ich schließ’ dich her
und dein nachtgebet fort
rein in mein hosianna!

lass uns abheben
durchknallen
im weiterfliegen
der nacht drei kleine kinder schnäbeln
jahrelang zeit verstreicheln
alle krüge in die brunnen schleudern
hören wie sie leben erbrechen!

der trägheit luftbäuche einblasen
kichernd zusehen
wie sie platzen
den acker pflügen
mit ihren krallen
die dir lange genug
die seele vereisten
bevor sie endlich verbröseln
und als fetzenkonfetti
durch unsre küsse regnen


© Venus
 

Dietmar

Mitglied
Bildsprache

Hallo Venus,
...wunderschöne Poesie, verdichtet mit vielen unglaublichen Bildern und einen sehr guten Sprachrythmus.
Habe dein Gedicht sehr oft durchgelesen und immer wieder
neue Bilder entdeckt.
Liebe Grüße, Dietmar
 
C

caruso

Gast
Liebe Venus,

"der Trägheit Luftbäuche einblasen" - ich blicke stirnrunzelnd weil ich mir keinen Reim drauf machen kann, klarst Du mich auf?

Ansonsten gefällt es mir, obwohl es holpert.

Übrigens bist Du eine wunderschöne Frau, buona serata, caruso
 

Jongleur

Mitglied
übermütig lieben

Hallo Venus,
Dein Gedicht lebt von den ungewöhnlichen, prallen, übermütigen Bildern! Dir - würde ich folgen! Auf der Stelle!
Komm schon!
Wenn da das angesprochene Du nicht sein Nachtgebet - auf *hinterher* verschiebt ....!

Ein paar Einzelheiten:

Am meisten mag ich:
der nacht drei kleine kinder schnäbeln
und
zeit verstreicheln

Schwierigkeiten macht mir der undurchsichtige Einstieg.
Ein "da draußen" widerspricht für mein Gefühl dem Ort, wo sich einer fürs "Nachgebet" aufhält ...
Wenn man's wegließe?

komm schon / du bist so schwierig / mit dir /
sei doch mal leichter

Hier finde ich mich eher hinein.
Ob es jetzt diese "schwerer"-Zeile noch braucht. Mit der ungewöhnlichen Wendung "schwierig mit dir" und der Aufforderung "leichter" zu sein (also schon das Gegensatzpaar schwer/schwierig - leicht) finde ich das Thema ausgereizt. Noch einmal jaja nichts ist schwerer scheint mir da zuviel.

In der zweiten Strophe würdest Du - für mein Sprachgefühl - durch eine winzige Umstellung einen fliegenderen Rhythmus erreichen, vorantreibend:

lass uns abheben
im weiterfliegen durchknallen
der nacht drei kleine kinder schnäbeln

lass uns abheben durchknallen
im weiterfliegen
der nacht drei kleine kinder schnäbeln


leben erbrechen - ach nein. Erbrechen ist ein Krankheitszustand. Ich könnte mir ein Auseinanderbrechen der Krüge vorstellen, die so übervoll mit Leben gefüllt sind:

alle krüge in die brunnen schleudern
hören
wie sie vor leben zerbrechen!


Und in der Folge ein, zwei Füllselwörtchen streichen:

der trägheit luftbäuche einblasen
kichernd [dabei] zusehen
wie sie platzen und
den acker pflügen
mit ihren krallen
die dir lange genug
die seele vereisten
bevor sie endlich
verbröseln - [fetzen]konfetti
das durch unsre
küsse regnet

Dass die Trägheit "Krallen" besitzt - mmh, damit hätte die Trägheit etwas Spitzes, Wehrhaftes, Schnelles, denn die Krallen sind doch Attribute schneller Tiere. Aber dazu fällt mir jetzt nichts mehr ein.

Grüße,
Jongleur
 

Venus

Mitglied
Herrjeh!
So ein Ehre!

Ein aufrecht herzliches Dankeschön, für deinen ausführlichen Kommentar, Jongleur!

Jede deiner Anmerkungen ist für mich nachvollziehbar und in der Tat einleuchtend. Deine Verbesserungsvorschläge sind das Resultat eines geübten Kopfes!!

Wenn du mir erlaubst, würde ich sie gerne verwenden und das Gedichtchen entsprechend umschreiben.

Die Krallen sollen sich auf die geplatzten Luftbäuche beziehen.
Also, der Trägheit das (übertriebene) Gegenteil einblasen > den Luftbauch nämlich -

Der Gedanke ist so entstanden:
Wenn etwas aus dem Bauch heraus geschieht, dann ist es spontan, das Gegenteil von träge. Und die Luft ist abgeleitet aus dem Atem.
Zusammen ergibt das dann einen Luftbauch
(jetzt muss ich wirklich selbst lachen; hätte niemals gedacht, dass ich das mal erklären soll!)

Die Krallen sind der letzte Rest vom zornigen Festhalten der Trägheit.
Und die wiederum pflügen das „neue Feld“ > den Acker also.

So ist das in etwa entstanden, in meinem Wirrkopf.
Der aber hoffentlich etwas an Form gewinnt, durch die großartige Hilfestellung hier in der LL.
Ich wünsche mir wirkich sehr, zu lernen.

Und du, lieber jongleur, warst mir dabei eine ausgezeichnete Unterstützung!

Meinen Dank nochmal
und recht freundliche Grüße,
Venus
 

Venus

Mitglied
lieber caruso,
recht herzlichen dank, für deinen kommentar und den erneuten besuch!
den "luftbauch" hab ich in der ausführung oben versucht zu erklären. ich hoffe, es ist mir ein bisschen gelungen...

aber nicht immer, müssen die gedanken ja perfekt im kopf zu lösen sein - auch das hat, wie ich meine, seinen reiz.

lg,
die schöne, holpernde Venus
;o)
 

Venus

Mitglied
Lieber Dietmar,
dir auch recht herzlichen dank, für deinen ausführlich geschilderten Eindruck!

Es tut einfach gut, wenn man Anfang steht und dennoch so positive Aufmunterung erfährt!

liebe grüße,
Venus
 

Venus

Mitglied
lieber jongleur,
das war eine lange nacht, heut nacht
;o)
deine anmerkungen haben mich einfach nicht schlafen lassen.
aber das ist gut so!

darf ich dir bitte, meine überarbeiteten gedanken noch einmal zeigen?!

Nachdem du mit dem Wort "draußen" Schwierigkeiten hast und mir dies auch wirklich einleuchtet, hab' ich versucht, es in Verbindung mit dem "Nachtgebet" zu bringen.
Das Nachtgebet soll eine Metapher für das vertrackte Dunkel sein, indem sich der angesprochene befindet. Deshalb auch meine darauffolgende Einladung ins "Hosianna" (also in den "Jubel")

"leben erbrechen - ach nein. Erbrechen ist ein Krankheitszustand."

ach, ja - bitte!
das Erbrechen ist natürlich die Verbindung zum Krug, der solange... bis er...
- und dann spuckt er wirklich!!
Er spuckt buchstäblich Leben aus!
So hab ich das gewollt ;o(
Darf das so verstanden sein?

Und letztendlich das "Fetzenkonfetti"
Das möchte sogerne die letzte Verbindung zu den "in Fetzen gerissenen Luftbäuchen" sein.


Ich undankbares Weib
;o(
wirst du mich deine Meinung noch einmal wissen lassen?

herzliche Grüße,
Venus


komm schon!

du bist so dunkel
in dir sei doch mal leichter
jaja nichts ist schwerer
doch ich schließ’ dich her
und dein nachtgebet fort
rein in mein hosianna!

lass uns abheben durchknallen
im weiterfliegen
der nacht drei kleine kinder schnäbeln
jahrelang zeit verstreicheln
alle krüge in die brunnen schleudern
hören wie sie leben erbrechen!

der trägheit luftbäuche einblasen
kichernd zusehen
wie sie platzen und
den acker pflügen
mit ihren krallen
die dir lange genug
die seele vereisten
bevor sie endlich verbröseln
und als
fetzenkonfetti
durch unsre küsse regnen
 

Jongleur

Mitglied
gern geholfen, aber ....

So ist das in etwa entstanden, in meinem Wirrkopf.

Gar kein Wirrkopf! Dies ist doch einer der Wege, wie Lyrik oder Texte entstehen! Und es gibt bestimt so viel verschiedene Wege - wie Autoren!

Und meine Anregungen - darfst Du gern alle haben.
Aber bitte sei nicht so schnell beim Verändern Deiner Gedichte, ich möchte Dir etwas Wichtiges zu bedenken geben:

Was ich "verändere", kürze undsoweiter, geschieht doch immer unter dem Blickwinkel: Was täte ich, wenn es *mein* Text wäre? Also aus meinem Sprachempfinden, meiner Erlebenswelt, meinem Stil heraus.
Es sind Anregungen.
Und man sollte - wenn man überhaupt Lust darauf hat - alles gut durchdenken, denn bei zehn Lesern bekommst Du vielleicht zehn verschiedene Meinungen, Änderungsvorschläge, Verständnis oder Missverständnis ...

Manchmal schenkt einem ja ein Leser einen Kommentar, auf den hat man geradezu gewartet, der enthält das Wort, das einem nicht einfiel, das aber hundertprozentig "auf dem Punkt" sitzt, genau das ausdrückt, was man sagen wollte. Dann ist die Sache ja klar, wenn die Besprechung einem sofort ein Stück weiterhilft.
Oder wenn die Fragen der Leser aufzeigen, dass etwas ungenau formuliert ist, auf falsche Fährten führt.

Ich erinnere mich, dass mich anfangs die unterschiedlichen, manchmal regelrecht konträren Kommentare und "Wünsche", beinahe Forderungen, an meine Gedichte teils sehr verunsicherten.
Was als Gutes zur Folge hat, dass man sich intensiv mit seinem "Kind" auseinandersetzt - und manchmal genau so belässt oder in anderer Weise daran weiter arbeitet.

Ich würde erst Meinungen sammeln.
Und mein persönliches Vorgehen ist in den für mich "unklaren" Schreib- und Ausdrucksituationen:
Liegenlassen. Ein paar Tage später mit den durch die Distanz "neuen" Augen wie auf einen fremden Text drauf sehen. - Ich bin immer wieder erstaunt, wie eindeutig mir dann Schwachstellen auffallen - oder Stärken und wie intuitiv sich oft *das* passende Wort oder Bild einstellt.

Grüße
Jongleur
 

Jongleur

Mitglied
bin nicht so schnell ...

... mein Kommentar entstand auf Deine vorherige Antwort, nicht auf Deine Überarbeitung. Muss jetzt broterwerbarbeiten. Schnell drübergeflogen! Ja, gefällt mir!
:)
Und gut, dass Du ja bereits vor meinen Warnungen auf Deinen "Eigenheiten", Deinen Aussagen beharrt hast!
:)
J.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Venus,

klasse luftig leichte Bilder schleuderst Du im Vollwaschgang durch den poetischen Liebesrausch - bin begeistert!!!

LG, Rhea
 

Venus

Mitglied
Hallo Rhea,

ach Gott, gleich mit drei "!!!"
;o)
herzlichen Dank, für deinen wundervollen Kommentar!
Tut so gut, nachdem man so sehr mit sich selbst ins Gericht gegangen ist -

Danke!
made my night
;o)

schlaf gut,
lg.
Venus
 
C

ChrisOChristy

Gast
Liebe Venus,

grundsätzlich ist ja ALLES schreibbar.

Ich lese Dein Gedicht,
und verstehe nichts.
Ist wohl mein Problem.

Nun kann ich Deinen Worten,
mit meiner Fantasie, Sinn geben.

Ist das so beabsichtigt ?

Liebgruß Chris
 

huesera

Mitglied
liebe venus,
auch an dieser stelle möchte ich dir nochmal mein kompliment für dieses gedicht aussprechen. ob ursprüngliche oder überarbeitete version: für mich ist es voller knisternder dynamik und kapriolenschlagender bilder. die leben-erbrechenden krüge hatten mich beim ersten lesen auch stutzig gemacht, doch beim reinvertiefen fand ich das entstehende bild wiederum sehr passend und gerade auch dadurch besonders, dass es eben stutzen lässt. schön, dass du es beibehalten hast, mich freut es :).
ganz liebe grüße
huesera
 

Venus

Mitglied
Lieber Chris,

wenn du mein Werk gelesen, nichts verstanden hast, dir aber dennoch Gedanken machst, mit deiner eigenen Fantasie dem ganzen wirklich Sinn zu geben - ja, chris! was will ich denn doch mehr??
Ich glaube nämlich, dann ist es nicht dein "problem", sondern dein wille, der es will. weil dann dem ganzen etwas vorausgeht -
und was das letztlich wirklich ist, wag' ich nicht zu erklären...

recht lieben gruß,
Venus
 
P

peter

Gast
...nicht sehr überraschend, dass mir deine worte nahegehen.
"...bevor sie endlich verbröseln
und als fetzenkonfetti
durch unsre küsse regnen" ...wunderbare worte, wundervolles gedicht, mit einem sehr persönlichen bezug.

peter
 

Venus

Mitglied
Lieber Peter,

so herzlichen Dank, für deinen wundervollen Kommentar!
Gerade in letzter Zeit hab' ich soviele Zweifel an mir, besser, an meinem Schreiben.
Wenn ich könnte, täte ich jetzt - drücken nämlich, dich und die ganze Welt, die mich sein lässt...

ganz lieben Gruß,
Venus
 



 
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