kuckuck

4,70 Stern(e) 3 Bewertungen

noel

Mitglied
wir haben uns zerteilt
in perfekte brachialitäten
die zeit skaliert
gut & schlecht normiert
& tauben an den eigenen schreien



sie hätte am liebsten vor sich hin gestiert. stundenweise.
mit offenen augen sich in sonnenreflexen versenkt.
sie hatte keine schlechte laune. sie hatte gar keine.
der tag war nicht vorhanden- für sie - zumindest war die zeitrechnung in ihrem raum nicht präsent. in ihr bahnten sich lose wortkombinationen zu bildern, die sich fast beliebig ein& ausblendeten. sie nahm wahr was war, doch nur kurz. die inneren töne waren lauter.
sie konnte sich nicht, sie wollte sich nicht entziehen.

DIE KINDHEIT IST NICHT LEICHT & MAN HAT ES AUCH NICHT LEICHT ALS KIND. ÄNGSTE, KATASTROPHEN, HILFLOSIGKEIT, PROBLEME… ALLES IST VORHANDEN, WIE IN JEDEM ALTER. ABER DIE RAUMZEITLOSIGKEIT, DAS
MÖGLICHERE SEIN IM EIGENEN RHYTHMUS… DAS MISSE ICH


sie ruhte, ruhte in sich, wollte ruhen, gedanken freien lauf lassen, ohne äußerliche bestimmtheiten & doch musste sie telefon, handy bedienen, musste auf mails reagieren, musste bescheiden widersprechen und die betroffenen informieren.
warum konnte sie mit ihrer zeit nicht machen wessen sie bedarf?
sie wartete. wartete auf besprechungen. wartete auf sitzungen. wartete auf ausschüsse.
& wenn es soweit war, sehnte sie sich nach nichts mehr, als nach deren ende.
hoffte sie, dass sich niemand verschränkter arme & betont lässig in die lehne seines stuhles fläzte, um mit sätzen wie: „nun ja, schon… aber ich sage mal.“ den feierabend zu verzögern.

DIE KINDHEIT IST NICHT LEICHT & MAN HAT ES AUCH NICHT LEICHT ALS KIND. ÄNGSTE, KATASTROPHEN, HILFLOSIGKEIT, PROBLEME… ALLES IST VORHANDEN, WIE IN JEDEM ALTER. ABER DIE RAUMZEITLOSIGKEIT, DAS
MÖGLICHERE SEIN IM EIGENEN RHYTHMUS… DAS MISSE ICH


klar war, man musste sich in szene zu setzen verstehen. musste wissen, wann die zeit war um den raum mit lauter ICHs anzufüllen. musste wissen, wann man nicht nur ausladende, vielsagende gesten in den raum breitete, sondern auch, wann man die entsprechend beeindruckende worte dazu verlieren musste.
der eintritt musste schon auftritt & der abgang etwas anHALTendes sein.

verständlich war es ihr, dass man so getaktet war, aber nicht nachempfindbar. nicht für sie. nicht an diesem tag, den der kalender reihte, mehr nicht.
sie grenzte aus dem raum, den andere säumten & räumte ziel- & planlos vor dem innerauge hervor.

als sie wieder wahrnahm schien es ihr, als höre sie im raum den ruf des kuckucks...
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe noel,

ich habe deinen Text leider noch nicht zu Ende gelesen. Das liegt nicht am Inhalt, sondern an der Form. Hier mal meine Gründe:

1. Im Bereich der Prosa sollte/muss unsere gute alte
Rechtschreibung Anwendung finden.
2. Ich mag es nicht, wenn ich angeschrieen werde, das
geschieht hier aber durch den Fettdruck. Die Änderung der
Schriftgröße ist vielleicht ausreichend. So hat der Leser Platz für eigene Interpretation.

Vielleicht sollte ich das in den Forentext noch aufnehmen, denn auch andere User pflegen gern die durchgängige Kleinschreibung, was das Lesen doch erheblich erschwert.

Lieben Gruß
Franka
 
P

Papyrus

Gast
Ich find den Text bemerkenswert,

(und jeder sollte schreiben wie er wollte,
fett oder ganz klein)

Unsere Degeneration. Immer präsent sein. Funktionieren. Immer Ich sein. Die Zerrissenheit. Einerseits etwas wagen und dann froh sein wenn es vorbei ist. Keine Ruhe finden. BurnOUT. Kein Raum für Rückzug. Man kann nicht sagen, es gehe einem schlecht. Es muss immer weiter gehen, fürs Projekt. Fürs Leben. Man will ja akzeptiert werden und geliebt. Ob nun im Beruf der keinen Platz für Träumerein lässt oder in der Gruppe die sich nichts zu sagen hat oder man es nur annimmt dass man ihr nichts sagen kann. Authenzität fehlt. Oberflächliches Leben.

Manchmal interessiere ich mich für alle Menschen, möchte wissen was sie fühlen, was sie denken, wenn sie allein sind. Denn hinter allen Masken und Oberflächlichkeiten sind wir ja einfach nur kleine Erdenbewohner die geliebt werden wollen.


Gruß pap
 

nachts

Mitglied
hat mich gefesselt - wie du erzählst - es ist stimmig und fließt
Die Aufzählung (Ängste ...) bei der Kindheit wirkt dem gegenüber auf mich irgendwie zu eckig/technokratisch (wenn du daraus schlau wirst - kanns nicht anders beschreiben)
Ansonsten - sehr gerne gelesen
Gruß Nachts
 

Joh

Mitglied
Wenn man das Zurückschrecken der zu großen Buchstaben überwunden hat fließt der Text, regt an mit und weiterzudenken.
Der plötzliche, übermächtige Überdruß des Denkens, der Gefühle, die sich in die Kindheit flüchten möchten, abdriften nicht mehr hier, sondern in sich, bei sich sind. vielleicht ein erster unvollkommener Schritt, ein Zeichen gesetzt für einen möglichen Weg, der heißen könnte: Geplante Auszeit von der Oberflächlichkeit. Auszeiten im BewußtenSein genießen. Das ist es, was wir Kinder im Laufe der Zeit verlieren lassen.

Johanna
 

noel

Mitglied
@ jo, papyrus & nachts

vielen dank für die eindrücke...
sie bewegen mich weiter

@ franka
ich verstehe was du umschreibst, aber ich kann es nicht nach empfinden
& würde ich es danach ändern, wäre es nicht meines.
 
T

Thys

Gast
Sehr schöner Text noel,

kann ich 1:1 nachvollziehen. Sozusagen ein Treffer ins Schwarze.

Gruß

Thys
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo noel,

ich stimme Papyrus zu, der Text ist bemerkenswert, habe ihn jetzt schon mehrfach gelesen (auch, wenn der Fettdruck für mich nicht wirklich nötig ist)und ich freue mich, dass ich den Kuckuck höre.

LG Franka
 

noel

Mitglied
*wow
das freut mich umso mehr.
gerade & weil
du deinem empfinden nach erst über sperriges
(ge)musst, um dem em&nachempfinden lauf zu lassen

merci
 



 
Oben Unten