liegewiese

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Karl!

Du beginnst dein Gedicht mit einem schönen Bild.
Beim weiteren Lesen habe ich aber schnell eine Gänsehaut bekommen, weil ich vor meinem inneren Auge einen verunglückten Motorradfahrer in einer Wiese liegen sah.
Dieser wartet verzweifelt auf Hilfe, aber alle fahren vorbei.

Für mich irgendwie ein Anti-Frühlingsgedicht, aber ein sehr gern gelesenes!

Liebe Grüße
Manfred
 
B

bluefin

Gast
hallo @kalli,

ein wirklich anrührender frühsommertext!

wie gut doch, dass es endlich mal einer schafft, die leisen gedanken und die lauten maschinen auf ihrem weg nach (n)irgendwo gleichermaßen einsam zu sehen.

ich würd "vorgewittersonne" zusammenschreiben: die hielte so dem löwenzahngelb die balance und würde zu einer besonderen.

ostergrüße aus münchen

bluefin
 
vorgewittersonne
sticht löwenzahngelb
liege ich
im wiesenschaum

aus dem tal auf
kurvenreicher strecke
heulen motorräder
bergauf suche ich
hinter nächsten
kurven nächste

es über
wieder holt mich
keiner
 
Hallo Franke, hallo bluefin,
vielen Dank für eure Interpretationen und eure Kritik. Beide haben mir gut getan.
Herzliche Ostergrüße
aus dem Bergischen Land
Karl
 
B

bluefin

Gast
jetzt, @kalli, ist's eine glatte zehn.

ungelogen.

liebe grüße aus müchen

bluefin
 
B

bluefin

Gast
sorry, das hab ich vorhin übersehen - du über- und wiederholst jetzt gleichzeitig; das find ich nicht schön. die erste version gefiel mir viel besser. höchstens ein "und" wär vielleicht noch hübscher gewesen, und dazu vielleicht diese schreibweise:
aus dem tal auf
kurvenreicher strecke
heulen motorräder
bergauf suche ich
hinter nächsten
kurven nächste und

wieder holt mich
keiner
liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Lieber Karl,

erst stolperte ich über das löwenzahngelb. Wer liegt denn so im Gras? Dann klärte sich alles, unerfreulicherweise.
Deine Zeilen gehen mir unter die Haut.
Der Schluss gefällt mir leider nicht so richtig. Das "über wieder" will sich nicht gut lesen lassen.
Ein vorsichtiger Vorschlag:
Doch wieder über holt mich keiner.

Liebe Grüße von Maren
 
B

bluefin

Gast
hallo @maren,

bluefin liegt oft löwernzahngelb im gras, ganz besonders dann, wenn die vorgewittersonne mit ihren schrägen strahlen daher kommt (momentan ist er aber eher noch ein gänseblümchenweißer walfisch).

was an diesem süßen gedicht findest du denn so unerfreulich?

liebe grüße aus müchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Für bluefin:

Mag sein, dass meine Phantasie mal wieder Purzelbäume schlägt aber ich sehe einen schwer verunglückten Motorradfahrer im Gras liegen, der darauf hofft gefunden zu werden. Das ist nicht erfreulich oder?
Wie gesagt, vielleicht foppt mich auch nur meine Phantasie.

Grüße von Maren
 
B

bluefin

Gast
so sensationslüstern sind walfische nicht, liebe @maren. sie stellen sich vor, dass an einem frühsommernachmittag alles mögliche unterwegs ist, nicht nur eine gewitterwolke, und dass es viele, durchaus gleichwertige wege gibt, ein ziel (nicht) zu erreichen: bluefin kaut, auf seiner seegraswiese liegend, an einem hälmchen und sieht, in die sonne blinzelnd, die maschinen vorbeidonnern.

das besondere an diesem text ist, finde ich, dass der eine die anderen wahrnimmt als "brüder". das gefällt mir. und noch, dass man nicht jeden mopedfahrer gleich im straßengraben landen lässt und sein blut verspritzt. das ist so abgedroschen.

leider wird man für diese moderaten sichten oft getadelt. als ich die instrumente eines ruhenden motorrades einmal als die sinnesorgane eins raubtieres bezeichnete, das seinem domptör keinen fehler verzeiht und den dann gemütlich, die unteregehende sonne im rücken, nach hause reiten ließ, erhob sich sofort wütender protest ob des vermeintlichen kitsches.

muss man wirklich motorradfahrer sein, um zu wissen, dass hinter jeder kurve die nächste kommt?



liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Für bluefin:

Ich glaube nicht, dass ich sensationslüstern bin, meine Phantasie sieht was sie sieht.
Er hatte die Sonne im Rücken, er wandte sich ab und ich fand es nicht kitschig aber seis drum.

Grüße von Maren
 
B

bluefin

Gast
liebe @maren, tote oder verletzte mopedfahrer lassen sich am allerleichtesten überholen, denn sie wehren sich nicht mehr.

ich leiste mir den luxus, keine leiche am straßenrand zu sehen, sondern einen, der seine gedanken spazieren fährt, ganz unspektakulär (das mit dem "überholen" kam ja erst später). dafür hab ich - auch nur gedanklich - eine zehn gegeben. wär wirklich nur die übliche leiche da gelegen, hätt ich das gedicht nicht bewertet, um kalli nicht zu verletzen, denn er soll ja weiterfahren.

hoffentlich erklärt uns der dichter nicht, wie er's wirklich gemeint hat - solange er's nicht tut, können wir alle miteinader weiter in der sonne liegen, tot oder lebendig...

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Für bluefin:

Ich verstehe deine Sichtweise, habe selbst halt eine andere. Das ist ja in Ordnung so.

Grüße an bluefin
Maren
 
Lieber bluefin, liebe Maren,
selbstverständlich regt ein Gedicht (und ich denke, es ist gut so) jeden zu seinen eigenen Phantasien an.
Ich habe beim Schreiben keinen verunglückten Motorradfahrer gesehen, war allerdings dennoch versucht, auch eines der an Kurvenstrecken im Bergischen Land stehenden Holzkreuze zu erwähnen.
Dass manche Motorradfahrer, um zu überholen, ihr Leben (und das anderer Menschen) aufs Spiel setzen, sollte durchaus mitphantasierter Bestandteil der Metapher sein.
Danke für eure Auseinandersetzung mit meinem Gedicht und herzlichen Gruß
Karl
 



 
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