lilienthal

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vrai ment

Mitglied
Auf einer Landstraße zwischen abgeriebenen Zitronenschalen und Windbüschen, da war ich neun. Man hatte einen Wandertag veranstaltet. Es sollten traurige Stunden werden. Ich hatte den Vormittag mit allerlei Vergnüglichkeiten verbracht, bis die Kollektivschuld zum ersten mal in mein Leben trat.

Es schien sonnig zu sein. Ich vermochte es nicht mehr zu sagen. Meine Lippen verließen etwas, das niemand gewagt hätte, mir, einem blonden Drittklässler, zu zutrauen.

Gehört hatte ich es, verstanden nicht. Sprach, um die Isolation zu den Kameraden zu brechen. Am Abend rechtfertigten meine Eltern das Verhalten gutmütigst. Ihr Jüngster besitze nicht die Reife, er sei doch nur ein kleiner Junger, Inhalt und Auswirkung des Holocausts zu erfassen.

Neun, für immer befleckt. Schuld.
Beim häuten der Zwiebel.
 

Haremsdame

Mitglied
Hallo vraiment,

bitte erlaube mir, ein paar Anmerkungen zu Deinem Text zu machen. Ich vermute, dass Dir an diesem Text sehr viel liegt. Gerade deswegen würde sich eine Überarbeitung lohnen!
Man hatte einen Wandertag veranstaltet.
Wer ist dieser "man"? Kannst Du das nicht deutlicher sagen? Zum Beispiel: Von der Schule wurde ein Wandertag veranstaltet. Aber auch das gefällt mir nicht besonders. Mich stört der Passiv in diesem Zusammenhang. Wäre es nicht besser, zu schreiben: "Wir waren auf einem Wandertag"?
Es sollte ein trauriger Tag werden, hatte den Vormittag mit allerlei Vergnüglichkeiten verbracht, bis die Kollektivschuld zum ersten mal in mein Leben trat.
Dieser Endlossatz ist schwer zu lesen. Den solltest Du in mehrere Einzelsätze zerlegen. Zum Beispiel: "Es sollte ein trauriger Tag werden. Wir hatten den Vormittag mit allerlei Vergnüglichkeiten verbracht." (statt Vergnüglichkeiten würde mich persönlich die genaue Beschreibung dieser Vergnüglichkeiten mehr ansprechen) "Plötzlich trat die Kollektivschuld zum ersten Mal in mein Leben." Hier passierte etwas mit Dir. Aber nicht die Kollektivschuld war schuld daran, sondern die Menschen, die alles über einen Kamm scheren, ohne zu hinterfragen, wie es zustande gekommen ist...
Es schien sonnig zu sein, ich vermochte es nicht mehr zu sagen.
Was hieltest Du davon, wenn Du hier schriebst: "Angeblich war es ein sonniger Tag, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern". Manchmal sind ein paar Worte mehr besser als zu wenig Worte.
Meine Lippen verließen etwas, das niemand gewagt hätte, mir, einem blonden Drittklässler, zu zutrauen.
Hier bin ich das erste Mal mit dem Passiv einverstanden. Denn es geschah etwas mit Dir, wovon Du als Neunjähriger keine Ahnung hattest. An vielen anderen Stellen machst Du dir Deinen Text mit einem Passiv kaputt! Versuch mal drauf zu achten.
Gehört hatte ich es,
Worum geht es hier: um Worte, um einen Witz? Beschreib es bitte genauer, "es" drückt nichts aus.
verstanden nie. Erzählte ihn, um auch die Isolation der Kameraden zu brechen. Am Abend rechtfertigten meine Eltern das Verhalten gutmütigst, ihr Jüngster besitze nicht die Reife, nur ein kleiner Junger, Inhalt und Auswirkung eines geschmacklosen Witzes über den Holocaust zu erfassen.
Hier gefällt mir der Bandwurmsatz wieder nicht. Kannst Du ihn nicht teilen, ohne die Aussage zu verändern?
Neun, für immer befleckt. Schuld.
Dieser Satz ist mir persönlich zu hart. Da kann ich mich nicht hineinfühlen. Aber Du willst uns damit was sagen. Deine Aussage will ich nicht anzweifeln...
Ich schäle die Zwiebel?
Willst du fragen, ob Du die Kollektivschuld näher anschauen sollst oder wie Du an den Kern der Wahrheit kommst? Eine Aussage, die mit einem Fragezeichen endet, wirft zusätzliche Fragen auf. War das Deine Absicht?
In meinen Augen gibt es noch viel zu tun an Deinem Text. Wenn Du dich der Mühe unterziehen willst, könnte echt was draus werden!
Viele Grüße
Haremsdame
 

vrai ment

Mitglied
ich denke sie missachten den ton des textes und die wirklichen Motive mit denen ich ihn schreibe, Ich muss ihre verbesserungsvorschläge in der mehrheit leider zurückweisen da sie meinen text in meinem Sinne grob verletzen würden.
Trotzdem vielen dank
 

Haremsdame

Mitglied
Hallo Vrai ment,

hast ja Deinen Text doch überarbeitet... Muss mich entschuldigen, habe meine Wertung nach Deiner Antwort zu früh abgegeben. Erst danach las ich nochmal drüber und entdeckte, dass Du ihn ja doch ein wenig verändert hast.

Tut mir leid, dass ich die wirklichen Motive missachte, mit denen Du Deinen Text schreibst. Vielleicht kannst Du uns dazu ein wenig erklären, dass wir besser verstehen?

Übrigens ist es im Internet üblich, sich zu Duzen. Unabhängig vom Alter. Wir haben hier doch alle das gleiche Ziel: uns im Schreiben zu vervollkommnen.

In diesem Sinne viele Grüße
Haremsdame
 

vrai ment

Mitglied
les den text. alles hat seinen sinn. man kann einiges gewinnen.
es ist mir höchst unangenehm dinge zu erläutern, ungenau, stümplerhaft zu erklären die so schön im text stehen.
 

Milko

Mitglied
..rotzlöffel...............................(zum kommentar)

hätte ich dir wohl leise ins ohr geflüstert
wenn du so einen "überheblichen ton auf das papier zauberst
jedoch ,deine aussage dadurch minder wird , sowie die schrift
lese doch , nureinsinn ,steht drin
mit lilienblühennur im thal , schade sag ich nur
den bei schönen bildern ist mehr drin
alsnureinsinn
aber deine bildsprache hat was , ist gut mal mehr mal weniger
und denke daran
sprechen , schreiben ,lesen , aber auch fühlen hören all das macht nur sinn wenn es ein gegenüber gibt ,(als gegenüber ,verstehe ich auch natur ,z.b.beim hören ,aber blabla...)
man muss nicht nett sein ,aber sich dann treu
gm
 

vrai ment

Mitglied
zurecht.
dennoch bleiben mir einige deiner aussagen trotz vielem lesen unklar. ich bin zu blöd. bitte noch einmal deutlich.
 

Milko

Mitglied
blöd

ist schon wieder "rotznase/löffel (nase passt besser zu dir
einige aussagen nur ,hmmmm
ich sehe drei ? heißt das jetzt alle oder 2 1 welche keine
kontrollprovokation , über lilienthal ,
ich fang einfach an :
1.durch die art deiner antwort auf einen kommentar , wurde das "geschriebene "von dir ,"unsymphatischer , -schlechtes wort dafür , anderes fällt mir nicht mehr ein
2.vor allem durch die konsequenz , das deine antwort unreif und dümmlich gezaubert sich mit stolzer brust meinte , erhaben wissend darstellte
3.mag ich deine art zu schreiben
einfach nur weitermachen ...thats it
weitere fragen sind gebührenpflichtig an prof vraiment abzugeben
nichts ist so reif
less
gm
 
N

no-name

Gast
Hallo vrai ment,

weißt du, was ich nach dem Lesen deines Textes und der nachfolgenden Kommentare am liebsten gemacht hätte? Ich geschüttelt und dir was hinter die Ohren gegeben!
Himmel, du bist erst 19 und ich bin beeindruckt, davon, was du da in deinem Kurzprosatext für ein schwieriges Thema toll präsentiert hast - wenn du jetzt auch noch deine arrogant-überhebliche Art in deinen Erwiederungen zu gut gemeinter Kritk in den Griff bekommst, dann hast du hier in der Leselupe ganz sicher eine Zukunft.
So vrai ment, ich hoffe, das kommt bei dir so an, wie ich es meine, und du schlägst jetzt nicht gleich wieder verbal um dich, denn das würde ich extrem schade finden, geht es in diesem Forum doch um die kritische Auseinandersetzung mit Texten. Schließlich sind wir alle hier, um zu lernen, oder?! ;-)

Zurück zu Deinem Text, den ich, wie schon eingangs kurz erwähnt, richtig gut finde. Als Teenager hatte ich mal ein ähnliches Erlebnis, als wir innerhalb eines Projektes von der Schule aus, die Gedenkstätte Neuengamme nahe Hamburg besucht haben. Ich konnte danach wochenlang nur schlecht schlafen, weil mich diese Bilder, die ich dort gesehen hatte, verfolgt haben. Ich war allerdings auch um einiges älter als dein neunjähriger Protagonist.

Diesen Begriff der "Kollektivschuld" habe ich persönlich immer als seltsam empfunden, denn wie soll ein Kind, das Jahre nach dem Holocaust geboren wurde so etwas empfinden können? Wieso soll so ein Mensch wohlmöglich für etwas, das Jahrzehnte vor seiner Geburt passiert ist mitverantwortlich sein? Ich finde dieses Denken sehr fragwürdig...

Vrai ment, ich habe deinen Text gern gelsen und er hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Mein Kompliment an dich.

Freundliche Grüße von no-name.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Nach der Überarbeitung deines ersten Absatzes hat dein Werk an Qualität gewonnen. Vielleicht wendest du dich dem "Rest" auch noch zu. Dieses Werk hätte/hat es verdient.

Liebe Grüße
Franka
 



 
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