Hallo sai,
Das lyr.Ich stellt sich auf die Bühne der Welt, greift zum Mikrofon, aber klebt sich, bevor es anfängt zu singen, den Mund zu. Interessant ist, dass diese Zensur nicht von außen erfolgt, sondern dass das lyr.Ich selbst sich stumm macht. Das zeugt von einem Zwiespalt, dem das lyr.Ich unterworfen ist. Einerseits will es sich mitteilen, andererseits herrscht aber auch eine gewisse Scheu, bezeihunsgweise Angst vor der Veräußerlichung der eigenen Gedanken vor.
Das Publikum kann nun nicht mehr verstehen, was das lyr.Ich singt, dies aber aus eigenem Verschulden heraus. Auch zu bemerken ist: Das Publikum honoriert dies mit Beifall, ein Indiz dafür, dass es sogar erwünscht ist, nicht allzu viel von sich preis zu geben, eventuell um die Anonymität innerhalb der Gesellschaft zu wahren.
Ich persönlich würde noch ein wenig an der Umsetzung feilen.
Hier mein Vorschlag. Du erkennst sicher selber, was ich geändert habe:
live-konzert für mich
ich stellte mich auf die bühne
nahm das mikrofon
klebte meinen mund zu
und sang stumm
die lieder meiner gedanken
das Publikum
verstand mich nicht
und applaudierte.
Auch den Titel finde ich nicht gut gewählt.
Ansonsten hat mir die Idee, die deinem Gedicht zugrunde liegt, sehr gut gefallen.
Liebe Grüße,
Haki