loslassen und festhalten

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Paul

Mitglied
loslassen und festhalten

da hängen noch tränen
aus längst vergangenen tagen
wie an einer wäscheleine und
zuweilen kommt eine böe –

da hängen noch erinnerungen,
der erste kuß, die erste liebe und
geschichten die mit:
„weißt du noch, als...“ beginnen –


da hängen so viele dinge,
menschen, gefühle, worte und
zuweilen ist mir,
als hinge ich selbst dort, flatternd im wind –

dann lasse ich los.
falle zur erde.
stehe auf und
klopfe mir den staub aus den kleidern.

da stehst du ja,
in deinem weißen kleid -
ich nehm dich an der hand und
langsam schlendern wir dem horizont entgegen
 
P

Prosaiker

Gast
eine schöne ruhige stimmung, eine klare, direkte sprache, sinnvoll gewählte bilder mit überraschenden wendungen darin. bspw. dass dann doch dieses "du" da steht (was für eine alliteration, verzeihung).
und irgendwie auch geheimnisvoll.
gefällt mir wirklich gut, dein loslassen und festhalten.
vg,
Prosa.
 
V

vexierbild

Gast
Gut

Ein schönes, komprimiertes Fazit eines Liebeslebens. Flatternd leicht mit ernstem Unterton. Gefällt mir.

Ohne die permanente Kleinschreibung würde mir's noch besser gefallen - ist aber Geschmacksache.

LG Heri
 

Paul

Mitglied
danke mascha! sag mal, du bist ja schon tot? irgend etwas erinnert mich auch an else lasker-schüler...
 
M

mirami

Gast
hallo paul,

spitzenklasse. genial. nur die letzte zeile, die verkitscht es meiner meinung nach völlig.

lg
mirami
 

Paul

Mitglied
jau, auch dir einen dankesknix. hm, über die letzten beiden strophen gar hörte ich schon rüge, interessant. ich gestehe, ich neige zum kitsch. mal schauen. die letzte zeile ist schon sehr "lucky-luke-like"...
 

Regenzauber

Mitglied
Der Flügelflagel flaustert... (siehe Morgenstern) fiel mir dazu ein, während ich eine Ortstafel mit dem Hinweis "Hier ist Da" suchte, um mich zu orientieren. Vielleicht wäre es richtig, wenn du ein wenig präziser in der Kennzeichnung des lyrischen Wo sein könntest, da ich zwar mit Dir von der Wäscheleine abstürzte, doch dadurch nur noch verwirrter wurde.
Eine weitere Assoziation ist die Saite, von der Rilke nicht weiß, auf welches Instrument sie gespannt ist.
 

Paul

Mitglied
sehr schön, regenzauber. ich liebe rilke. auch nietzsche spricht von einer saite. wie es scheint muß ich dich aber, wie mich selbst, im wirren lassen. ich habe keine ahnung wo...
(ariadnes wäscheleine?)
 

Regenzauber

Mitglied
Assoziationen

Danke Paul,ich finde es angenehm, dass du nicht mit tiefgründigen Erklärungen kommst, die ja ein Gedicht unnötig werden lassen, sondern schlicht mit "weiß ich nicht" antwortest. Das lässt der Phantasie Atemraum.
 



 
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