märzabend 2011

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frühlingswarme erinnerungen warten mit
alten überraschungen auf neue triebe
hellgrün knospen haselnusssträucher
sammeln blicke ein aus dem ohnmachtsall
spatzen zwitschern geschwätzig
im lebensbaum gegen die stille
der aufkommenden nacht

in der abendtagesschau werden sie helden
zwingen unsichtbare schrecken zu vertreiben
danach das wetter
denn der wind weht die gefahr
hinaus aufs meer
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Karl,

beim Überschneiden der verschiedenen Wirklichkeiten, kommt mancher Gedanke zu Tage, den der Mensch sonst ausblendet, wenn er auf sich selbst zentriert die Dinge betrachtet. Hier sind es die Helden, die unbeachtet und für Gefahren blind, am Rande unserer Wahrnehmung leben.
Habe gerade gehört, dass das Trinkwasser in Tokio so belastet ist, dass es für Säuglinge und Kinder nicht genießbar ist.

LG
Charmaine
 
B

Beba

Gast
Ja, ich als Japan-Fan habe mich immer auf Frühling, Kirschblüten etc. gestürzt. Nein, ist nicht zur Zeit. Und wer weiß, wie die Zukunft dort in einem der faszinierendsten Länder aussieht. Ich habe Bedenken und ich habe Angst. Große Angst!

Dein Text, lieber Karl, ist für mich gerade die rechte Stimmung aus Leichtigkeit, Freude und doch schwerster Katastrophe. Wir sitzen da und erleben es per Tagesschau, wie einen Film. Aber das Land Japan ist real, ich schwöre, ich war selbst da! Und habe dort liebe, nette Menschen getroffen, keine Ninjas!

danach das wetter
denn der wind weht die gefahr
hinaus aufs meer
Und dann wohin? Südostasien nenne ich mein zweites Zuhause. Dorthin vielleicht? Und wird jemand die liebenswerten Menschen dort aufklären, warnen? Hier in Good Old Germany misst man ja angeblich bereits die Auswirkungen der Katastrophe in Japan? Dort wird man wohl schweigen ...

Ach ja: da meldet sich doch wieder mal ein Egomane namens Kohl zu Wort und hält der Atomkraft die Stange... die Menschheit wird wohl doch nicht gescheiter und das lässt für die Zukunft (besonders unserer Kinder, falls wir welche haben) nichts Gutes erahnen!

In Sorge
BeBa
 

Lena Luna

Mitglied
lieber Karl,
wir befinden uns in ständig wechselnden Trancen, lassen die "Wirklichkeit" stückchenweise in unsere Träume,erinnern uns, phantasieren Zukunft und verdrängen,dissoziieren, was uns ängstigt. Und handeln, als wüssten wir, was wir tun...

deine Zeilen tanzen diesen Traum, der wunderschön und schrecklich zugleich ist...
liebe Grüße
Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Karl,
gern flüchte ich mich zu dir, dem aufgeklärten Freigeist. ;)

Ich empfinde es ganz ähnlich: Der Frühling schafft es diesmal nicht ganz, den gewohnten Höhenflug zu verbreiten. All die Geschwätzigen schwatzen ins Leere, ihre Statements verhallen in plötzlich aufkommender Stille.

Gleichwohl bleibt zunächst alles beim Alten: TV-Süchtige lauschen den Stimmen der Alten ohne Weisheitsvorsprung, die Jüngeren bedröhnen sich mit MTV. - Unsichtbar ist der größte aller vorläufigen Schrecken; das Meer wird es schon richten ... (eine Sintflut hat also offenbar viel Gutes zu bieten).

Wohl dem, der besser verdrängen kann als wir

Heidrun
 



 
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