mit benn im garten

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Venus

Mitglied
hallo jongleur,

mein lieber gott, du bist so gut, dass es mir schwerfällt, entsprechend zu kommentieren.
wo ich doch so gern möchte -

und sei es nur, um zu sagen, dass du für mich recht ordentlich sagenhaft bist!!

der herbst, zusammen mit der traurigkeit, weil sie eben benn gehört, oder einfach nur weil er sie bewundert, die frau, die benn gehört, liegen mir beinahe auf dem bauch und lassen mich schwerer atmen.
das, was du hier mit eigentlich simplen worten, in einer so starken gekonntheit geschickt, nicht nur einfach aneinandergereiht hast, ist einfach großartig!

nur den flieder und den herbst, die beiden krieg ich nicht zusammen. aber ich geh nachsehen, ob es auch noch einen späteren von der sorte gibt.

lg.
Venus
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

liefert mir ein gutes Bild, das ich selbst hier auch ab und an erlebe.
WER aber ist "benn"..?

lG
schönen Abend
Sanne
 

La Noche

Mitglied
Guten Abend

Das nenn' Poesie. Das wäre sogar ohne Benn Poesie. Und mit ihm noch mehr. Schön wie die Worte Bilder wecken und die Bilder wieder Worte ...
LG,
La Noche
 
Das gefällt mir auch sehr gut, und man merkt den Einfluss.
Ich möchte auch mit Benn im Garten sitzen oder in der Krebsbaracke.

Liebe Grüße

black sparrow
 

Jongleur

Mitglied
"Zitate" in Gedichten

Hallo zusammen,
freue mich, dass die schlichten Worte Anklang finden. Danke!

@Sanne
Ich hasse ja selbst die Gedichte, bei denen der Autor besipielsweise eine französische Gedichtzeile im Titel oder im Text als Bezug platziert, auf Nachfrage ganz nebenbei verweist, dass dieses Zitat doch selbstverständlich ... (jeder wisse das doch wohl) von Beaudelaire ... irgendeinem philosophischen Griechen oder alten Lateiner ... oder sonstwem ...
Oder Verweise, versteckt oder offen zitiert, beispielsweise auf einen wohl reichhaltigen E. A. Poe, von dessen Gedichten ich gerade mal eines gelesen habe ...
Undsoweiter.

Ich habe es hier aber gewagt, weil das Gedicht auch so seinen "Sinn macht". Und die Zitate auch in einem privatimen, gedichtbezogenen Hintergrund ihre Erklärung haben, die für Leser ... nicht von Interesse sein soll. (achja, wäre man berühmt, dann suchte die Nachwelt gern, wenn es nicht sowieso bekannt ist, welche Dichterliebe, welcher Dichterlebensabschnitt sich verbirgt :D )

Aber wenn man mit (deutscher) Sprache umgeht, Gedichte liebt - und selbst welche verfasst, ist es bestimmt kein Fehler, Gottfried Benn zu kennen, der (auch) prägend gewesen ist für nachfolgende Lyriker, der einerseits bekannt ist für Gedichte, die in der Leichenhalle, am Seziertisch entstanden sind - andererseits aber auch ganz zarte Lyrik verfasst hat.

Ich hoffe, das sprengt hier nicht den Rahmen, ich stelle mal zwei (der gedicht-möglichen) Bezugsgedichte hier rein.

Grüße vom Jongleur

M O D E R A T I O N

leider besitzen wir nicht die Rechte an Benns Gedichten.
Ich habe daher die beiden Werke zu Zitaten verkürzt.

cu
lap

aus: Kleine Aster

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie umgestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
...
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster.




aus: Blaue Stunde

I
Ich trete in die dunkelblaue Stunde -
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen – Du!

...

Das Schweigende ist so weit fortgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –
mit ihrer Schale später Rosen – Du.

II
...

Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
totweiße Rosen, Glied für Glied – Korallen
nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.

Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.

III
...

«Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau.»
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Du,

ich hatte ja, Dein gedicht gelesen, ohne eben diese Anlehnung an Benn. Und es gefiel mir sehr gut, weil es etwas wiedergab, was ich (nach meiner Interpretation) eben hier, in meinem Garten erlebte.
Ich wusste schon, daß "Benn" jemand war...
dachte nach, aber mir fiel niemand ein.*smile*
(bis mir jemand auf die Sprünge half*smile*)

Mir hat es doch was gegeben. Sicher, wenn ich etwas von Benn..gewusst hätte, hätte ich es intensiver..anders(?) lesen können.

Ich "hasse" solch Gedichte nicht. Es gab hier öfter Gedichte, die z.B. ein Werk eines Künstlers interpretierten. Dann, hab ich mich gefreut, es wieder zu entdecken. Oder aber, jemand schreibt ein Gedicht und ICH sehe darin einen Bezug zu dem Werk eines Künstlers.

Im Grunde, ist es mir nicht peinlich, kann ja doch..nicht alles kennen.:)

Das hier ist ein Gedicht, das MICH persönlich anspricht...mir sehr gefällt.

lG
Sanne
 

Venus

Mitglied
Jongleur,

eine wirklich ernsthaft gemeinte frage tut sich mir dennoch auf.

darf ein gedicht letztendlich auch einfach subjektiv angenommen und gelesen sein?
ohne den jeweiligen hintergund des verfassers, oder dessen gedanken zu kennen? sind eigene interpretationen des betrachters niemals erwünscht?

oder ist das wirklich sekundär und trennt wahrhaft nur die spreu vom weizen?

wie du weißt, bin ich ein absoluter anfänger und würde sehr gerne deine fachmännische erklärung hierzu erfahren.

recht herzlichen dank
und meine freundlichen grüße sowieso!

Venus
 
S

Stoffel

Gast
mei,

es gibt wenig was mich wirklich beeindruckt...(dazu noch die zwei weiteren Ausführungen)

das..ware nur so ein "weniger" Moment :)

lG
Sanne
 

La Noche

Mitglied
Ich habe auch so meine Probleme mit so gewissen Anspielungen in Gedichten. Manchmal muss man ja wirklich ein wandelndes Lexikon sein, um alles zu erkennen und richtig zu verstehen. Aber die Art, wie dieses Gedicht hier geknüpft ist, finde ich schön. Von Anfang an ist klar, in welche Richtung der Text geht, worauf er aus ist. Außerdem lädt er dazu ein, Texte nochmal zu lesen, die bei mir kurz vorm Abi nur unter dem Motto "man muss von jedem mal was gehört haben" gelaufen ist und sie wiederzuentdecken.

@Venus:
Ich bin auch keine Expertin auf dem Gebiet, aber ich finde, dass bei Gedichten der subjektive Charakter der Leser sehr wichtig ist.
Ein gutes Gedicht steht sowieso für sich selbst. Natürlich gibt es Gedichte, die man grob einordnen und das Thema erkennen können sollte, um sie richtig zu einzuordnen. Andererseits kann man ein Gedicht mit Interpretationen und Hintergrund auch totreden, was bestimmt nicht im Sinne des Autors/ der Autorin ist.
Wenn ein Gedicht auf etwas anspielt, ist es schön für die, die es erkennen (ich freue mich auch immer, wenn mir sowas auffällt), aber man kann auch einen Bezug zu einem Gedicht aufbauen, wenn man nicht weiß, woran eine bestimmte Formulierung angelehnt ist. Es ist doch auch viel schöner, Texte für sich selbst zu entdecken und zu erleben und für sich selbst darin etwas zu finden, als immer nur nach dem wie, was, warum usw. zu suchen.
Das ist das, was mir so spontan zum Thema einfällt.

Schönen Tag noch,
La Noche
 

Jongleur

Mitglied
Copyright und Interpretation

Lapis, danke! Habe gar nicht daran gedacht, dass der geschätzte Gottfried noch nicht "freigegeben" ist ... Habe mir, zugegeben, das Abschreiben und "Zitat" aus Büchern erspart - und mir die Gedichte aus einer der vielen Benn-Sites kopiert ...

@Venus

"Fachmann" ??? *lach*
Bin ich wohl kaum. Verstärkt Gedichte schreiben seit drei Jahren, lesen - ein Leben lang.

Ich kann nur meine Sicht vertreten:
Was geschrieben / gemalt / komponiert steht, ist freigegeben an die Leser, Betrachter, Zuhörer ...
Kann hinterher niemand kommen und schreien: Du verstehst mich völlig falsch! - So habe ich das gar nicht gemeint ... etc.

Das Gedicht (oder ein Text) gibt frei, was jede/R daraus liest, empfindet.

Gedichtsprache ist ja nie objektiv und eineindeutig, daher wird es immer sehr subjektive Lesweisen geben. Und ich denke, die sind auch erwünscht.

Die Kunst ist es, dort, wo man in seinem (Autorensinne) unbedingt "verstanden" werden möchte, Sprache und Bilder zu finden, die das möglichst vermitteln. Und dennoch kann es immer nur eine Annäherung sein, wie der Leser sich nähert.

Deswegen sind mir Rückmeldungen, Kommentare auch wichtig, weil ich so weiter am Text arbeiten kann, wenn ich höre, dass eine Bedeutung, ein Ablauf nicht oder gar entgegengesetzt ankommt - oder ein völlig anderes Gefühl erzeugt wird beim Lesenden.

Andererseits kann man es nicht erzwingen. Ein Gedicht, wenn "losgelassen" - steht eben frei.

Ganz spannend finde ich es, was andere hinein- oder herauslesen aus meinen Worten. Und oft genug erschließt sich mir eine Formulierung, ein Bild über einen interpretierenden Leser zum Beispiel auch stiltechnisch - wo ich aus Sprachgefühl heraus gestaltet und "automatisch" bestimmte Elemente verwendet habe.

Für das Lesen und Verstehen von Klassikern, ach, eigentlich von allen Autoren, ist sicher ein Hintergrundwissen um Zeit, Stilrichtung und persönliche Lebensverhältnisse hilfreich.
Aber ich nehme mir als Leser das Recht, Gedichte - oder eben auch die Formen der anderen "schönen Künste" nach dem zu deuten, zu mögen oder nicht - was sie in mir auslösen.

Washalb ich auch über Zitate verärgert bin, wenn ein Sinn von ihnen abzuhängen scheint, ich aber das Zitat, weil zum Beispiel fremdsprachlich, nicht verstehe, nicht übersetzen kann.
...

So ungefähr sehe ich das, jetzt mal auf die Schnelle überlegt und hingeschrieben.

Und - die anderen?
Und wie siehst Du das?

Schönen Gruß vom Jongleur
 
An Venus:

Ich glaube, Gedichte sollten immer subjektiv gelesen
werden, denn darin besteht, meiner Ansicht nach,
die Verbindung zwischen Autor und Leser.

Liebe Grüße

black sparrow
 

Vera-Lena

Mitglied
Statik-Bewegung

Lieber Jongleur,

mich fasziniert an Deinem Gedicht, was statisch ist und was in Bewegung ist, und wie Du dann zum Statischen wieder zurückkehrst.
Die müde Sonne, die aus fernen Sommern zuschaut, stellt für mich eigentlich erst den Bezug zu Benn her, denn die Sonne erinnert sich an alles.

Liebe Grüsse Vera-Lena
 

Venus

Mitglied
@ la noche und jongleur,
herzlichen Dank für eure ausführlichen Rückmeldung!

Es ist wirklich interessant, zu lernen, unter welchen Aspekten Werke von anderen Autoren gelesen werden, gehen sie doch reibungslos mit dem einher, was auch für mich in erster Linie Triebfeder ist.

Gerade hier in der virtuellen Welt, wo doch der Verfasser (anfangs) nur ein weiterer, fremder Name ist, zeigt sich in der Tat die Subjektivität des Betrachters ganz deutlich. Was geschieht mit mir beim Lesen eines Werkes und wie gehe ich damit um!?

Um mir meine Frage damit selbst zu beantworten:
Ja - ich darf ein Werk für mich interpretieren, selbst wenn es deutlich am Ausdruckswunsch des Verfassers vorbeigeht.
Ja - für das wirkliche Verstehen eines spezifischen Textes ist, zweifelsohne, immer eine gesunde Basis an Wissen erforderlich.
Und es ist unfraglich so, wie la noche es bereits anführte, heute obliegt es einzig mir selbst, mich dorthingehend zu unterfüttern, wenn der Wunsch nach „mehr“ mich vorantreibt.

Ich habe in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes, hier in der LL, bereits mehr an Texten gelesen, als ich es jemals zuvor in einem anderen Forum tat.
Dies hat gewiss auch etwas mit Erfahrung zu tun.
Wenn man so „jung“ schreibt, wie ich, geht es in erster Linie einmal darum zu lernen, mit sich selbst und der eigenen Unsicherheit umzugehen.

Dies ist nun die 3. Plattform, die ich innerhalb weniger Wochen aufsuche und ich fühle mich in gewisser Weise „angekommen“. Hier finde ich die konstruktive Auseinandersetzung und auch die Hilfe, die ich mir erhofft hatte.

Nicht sicher war ich mir allerdings, was meine eigene Empfindung beim Lesen eines fremden Textes für einen Stellenwert hat.
Dass der eigentliche Stellenwert nun einzig meine eigene Empfindung ist, wurde mir Dank euren Erklärung deutlich (sicherlich unter Berücksichtigung gewisser formalen Aspekte).

Ich bin nicht verärgert, wenn mir der Sinn verschiedener Zitate nicht klar scheint. Oft genug habe ich in der Vergangenheit dann einfach nur weitergeklickt und mich am nächsten Thema orientiert.
Hier lerne ich den Umgang mit nötigem Hinterfragen. Ich lerne dadurch zum einen den Autor in seinem Sinne zu verstehen, zum anderen den eigenen Mut zu untermauern, meine Zweifel und Fragen zu äußern.

Beides bringt mich Meilensteine weiter.

Besten Dank noch einmal für eure Antworten!
Dies ist ein Beitrag, der mir wirklich Freude gemacht hat.
Wie das Gedicht,
dem all dies vorausging,
obwohl -
oder gerade deshalb -
ich sinngemäß es nicht verstanden hab'!

Freundliche Grüße in den Abend,
Venus
 

Jongleur

Mitglied
:)

:)
Dank noch mal an La Noche, Vera-Lena, Venus, den Black Sparrow!
War doch ein interessanter Ausflug in den Garten!
*grins* mit und ohne Benn.
Gute Nacht!
Jongleur
 
J

jester

Gast
nachhaken

hallo jongleur,

auch ich bin sehr beeindruckt von deinem gedicht!
keine frage, wirklich große klasse! :)

dabei wundere ich mich allerdings doch ein bisschen über das einbeziehen von gottfried benn in deinen text.

ich bin wahrlich kein benn-experte, dennoch hat es mir gerade die expressionistische phase von gottfried benn angetan und zu dieser phase gehören sicherlich "morgue" und "astern"!

das verwundert mich doch etwas, dass du dann mit "dunkle aster" benn zitierst, da ich durchaus expressionistische züge in deinem text finde, aber doch nicht in diesem bennschen ausmaß und mit dessen sarkasmus in dieser phase.

deshalb wollte ich mal nachhaken und fragen, ob du den grund für die einbeziehung benns weiter erläutern würdest?

der subjektiven lesart wie sie die kommentatoren oben anführen, kann ich mich voll und ganz anschließen! aber da ich so neugierig bin, frage ich jetzt einfach mal frech nach, was du mit "benn" wolltest? ;)

liebe grüße,
jester
 

Walther

Mitglied
Lb. jongleur,

derzeit grabe ich ein wenig in den Tiefen der Lupe nach Lyrik, die als Beispiel für gelungene Gedichte dienen könnte. Dabei ist mir Dein Werk aufgefallen, besonders aber einige Anmerkungen zu den Grundlagen, zu Basis dessen, was Du als Schreiber angegeben hast.

Dabei hast Du das viele Lesen von Gedichten hervorgehoben. In der Tat halten nicht wenige, auch der Unterzeichner, es für absolut notwendig, sich vor dem öffentlichen Schreiben mit der Lyrik, am besten über eine längere Zeit, auseinandergesetzt zu haben. Ohne diese Vorbereitung ist man nicht in der Lage, so etwas wie einen Meßtaster für Lyrikgeschmack zu entwickeln. Und dieser Meßtaster ist Voraussetzung dafür, sich und andere wenigsten grob einschätzen zu können.

Ich habe nichts dagegen, sich auf einen Altvorderen zu beziehen, wie Du das hier tatst. Man sollte das nur sehr vorsichtig tun. Es sollte dem Werk einen zusätzlichen Bezugsraum geben, wie das hier gut gelungen geschehen ist, aber nicht als Resonanzraum und Legitimierung für das eigenen Vermögen dienen.

Vielleicht hilft dieses Werk ja weiter, uns bei der Verbesserung unserer Geschmacksnerven für Lyrikgenuß und -bewertung zu unterstützen. Dann war das Ausgraben und in die Diskussion Zurückbringen sinnvoll.

Danke für den Lesegenuß!

LG W.
 



 
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