nicht marschplangerecht

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Nina K

Mitglied
Der Morgen versprach einen Klatschmohnhimmel für den Abend, aber Regen zog tagsüber auf. Nun schwimmt der Lehmboden in der Dämmerung. Die Äste der Bäume spiegeln sich trüb in den Flächen. Schattenspielereien necken die Augen. Traumideen tauchen den Geist zwischen Schauern und Lachen. Doch ich denke verwegen an Brot. Krustenformen brechen vor mir und geben ihr Inneres preis. Es formt sich langsam eine neue Welt.

Am Wegesrand winselt ein Hund, angebunden an ein rostiges Klettergerüst. Verstört schaue ich auf, blicke um mich. Nachtverlassenheit keucht mich an, durchbrochen vom wärmenden Hecheln des Tieres. Meine Hand streckt sich aus Richtung Schlund und ich denke an Rom – schwingt Wahrheit in diesem Novembergrau?

Es knackt in den Zweigen, als der Wind sich herrisch erhebt. Wassererfüllt treibt die Luft Kälte in meine Jacke. Den Hund treibt sie auch - mir zwischen die Beine. Im einsamen Pakt greifen meine Finger sein Ohr und dann nach der Leine. Ganz kurz zuckt er im Licht eines Blitzes, dann straucheln wir fort durch die Pfützen. Gassenmusikalisch ist das Donnergrollen, das folgt, fällt mir auf.

Im Bus dünstet die Nässe über den Köpfen der Menschen, auch über meinem. Der Hund winselt wieder und kratzt krallend den Boden. Vereinzelte Blicke streifen über meine Augen und halten sich nicht. Es ist schon zu spät, als mir die Erklärung einfällt für das, was mich der Sekundenalltag fragte. Ich bin dennoch nicht traurig, denn das Rot einer Ampel nimmt mich gefangen. Die Stadt kann auch sanft sein, will es mir so wohl sagen.

Mit Mittagsgerüchen empfängt uns der Hausflur, Bratensaft, der sich durch Türritzen zwängt. Kindheitsgeschwängert wäre er mir heute lieber, aber nicht marschplangerecht. So steigen wir Stufen, nur zwei allerdings. Dann zieht sich reumütig der Hundskopf aus dem Halsband. Ein Mondfaden streift erinnerungsschwer den fliehenden Körper im Hof. Er blieb nur, so lange er wollte, weiß ich da und ringe um Freiheitsgedanken.

Ein letzter Absatz trennt mich noch von der Tür. Hier endet die Reise mit offenen Fragen. Angekommen knirscht der Schlüssel im Schloss und schreit Deinen Namen. Peinlich rollt sich der Gilb aus den Ecken, um mich zu begrüßen. Vielleicht fühlt er sich hier schon sehr heimisch? Der Kühlschrank klirrt freudig und reicht mir ein Bier. Für den Fall, dass Du auch eines möchtest, greife ich mir dann doch lieber ein zweites - so ist es wohl richtig.

Dein bettwarmer Kuss trifft besänftigend meine Gedanken. Verloren sinke ich auf Deinen Körper und streife dabei Deine Lust. Ein einziger Griff Deiner Hand löst mich auf. Irgendwann tränen die Lippen und dann bist Du wach. Vertrunken taumelt der Mond durch die Wolken und strähnt Deine Haare. Im letzten Moment hebst Du stöhnend die Lider und stürzt Deinen Blick in den meinen. Im Duschstrahl trifft uns anschließend das Lachen. Verschmitzt treibt Wohlbefinden in diesen Abend und schickt uns sanft schlafen.
 
B

bonanza

Gast
poesie in prosa gepackt. das funktioniert schon.
gerade bei kurzprosa oder prosagedichten.
du mußt aufpassen, daß es nicht zu viel wird, nina.

zwischendurch fühlte ich mich durch deine metaphern
und stimmungsbilder echt gefangen.
ich war über ihre schönheit und kunstfertigkeit
überrascht.

ich spürte, wie du dir dabei gefällst. das ist gut so.
aber dann kippt es. irgendwann kippt es immer.
dann gehst du unter in den bildern.

bon.
 

Nina K

Mitglied
Hallo bonanza,

es sind erste Versuche, in dieser Richtung. Ich habe bisher fast nur klassisch gedichtet. Es ist ein schwieriger Grad, ich habe es wohl gemerkt.
Danke für Deine Aufmerksamkeit. Ich werde das nächste Mal versuchen, ein wenig die Bilder zurückzunehmenn, wohl zugunsten des Inhalts.

Lieben Gruß
Nina
 
B

bonanza

Gast
ja, zu gunsten des inhalts und des geschmacks.
das ist, wie wenn du einen cocktail zusammenstellst.
du mußt die inkredienzien zueinander abwägen.
je nach dem geschmack und der wirkung, die du haben willst.
zu süß, zu viel sirup mochte ich noch nie.

gruß
bon.
 



 
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