noch ein Gedicht ...

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Tula

Mitglied
noch ein Gedicht ...


vielleicht am Anfang nur der Schatten
vor dem Sprung. Der Atem der Bestie im Geäst.
Am Hang die Beeren.

Es gebar sich immer wieder neu. Das Greifbare und das Ungreifbare.
Der Baum und sein Mysterium. Unter den hundert Farben des Himmels
die Beschwörung im Steinkreis.

Allmählich gewann es an Gewicht. Insignien und Bluttausch.
Wer ihm nicht folgte, musste sterben.
Der es tat, ebenfalls.

Ziellos folgte es seiner Bestimmung. Zunächst auf der Irrfahrt eines Kriegers.
Dann lief Achilles mit der Schildkröte und ein Verrückter nackt durch Syrakus.
Nach dem Schierlingsbecher kamen die Schüler.

Es überlebte dunkelste Nächte. Das Greifende und das Unbegreifbare.
Wer es suchte, musste sterben.
Der es nicht tat, ebenfalls.

Wenn man es verbrennt, ersteigt es hundertfach aus seiner Asche.
Wenn man es begräbt, stößt es bald wieder durch. Stets üppiger als vorher.
Wenn man es ertränkt, löst es sich auf in tausend Farben.

Mitunter verliert es an Gewicht. Selbst Verträge halten es nicht.
Wer ihm folgt, wird irgendwann sterben.
Der es nicht tut, stirbt schon vorher.

Kaleidoskopisch schön

geb' ich dir meins.

Und das war noch ein Gedicht über
das WORT.
 
Guten Abend, Tula!

Deinen Text finde ich sehr gelungen und wortwörtlich gewaltig.

Lediglich die Überschrift und die letzten zwei Verse sind meines Erachtens nicht so sehr experimentell, sondern ein bisschen gewollt understatement-mäßig, so zumindest mein Eindruck ...

Viele Grüße,
Marc
 

Tula

Mitglied
noch ein Gedicht ...


vielleicht am Anfang nur der Schatten
vor dem Sprung. Der Atem der Bestie im Geäst.
Am Hang die Beeren.

Es gebar sich immer wieder neu. Das Greifbare und das Ungreifbare.
Der Baum und sein Mysterium. Unter den hundert Farben des Himmels
die Beschwörung im Steinkreis.

Allmählich gewann es an Gewicht. Insignien und Bluttausch.
Wer ihm nicht folgte, musste sterben.
Der es tat, ebenfalls.

Ziellos folgte es seiner Bestimmung. Zunächst auf der Irrfahrt eines Kriegers.
Dann lief Achilles mit der Schildkröte und ein Verrückter nackt durch Syrakus.
Nach dem Schierlingsbecher kamen die Schüler.

Es überlebte dunkelste Nächte. Das Greifende und das Unbegreifbare.
Wer es suchte, musste sterben.
Der es nicht tat, ebenfalls.

Wenn man es verbrennt, ersteigt es hundertfach aus seiner Asche.
Wenn man es begräbt, stößt es bald wieder durch. Stets üppiger als vorher.
Wenn man es ertränkt, löst es sich auf in tausend Farben.

Mitunter verliert es an Gewicht. Selbst Verträge halten es nicht.
Wer ihm folgt, wird irgendwann sterben.
Der es nicht tut, stirbt schon vorher.

Kaleidoskopisch schön

geb' ich dir meins,

das Wort.
 

Tula

Mitglied
Hallo Artbeck

Danke für deine Zeilen, Wertung und den kritischen Vorschlag. Den habe ich am Ende berücksichtigt, da stößt vielleicht auch der Titel jetzt weniger auf.

LG
Tula
 



 
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