noch ein unmoderner Haiku

3,30 Stern(e) 6 Bewertungen

Tula

Mitglied
Danke auch dir DOSschreiber für die 2, denn natürlich fiel dein Bewertungsdurchschnitt nicht von 3,7 etwas auf 3,64 ab, weil du eben mal schnell deine germanistischen Grundkenntnisse anwenden wolltest.

Zum Inhalt: ja um welches Problem unserer Zeit geht es wohl und warum erstarrt das Auge des armen Vogels? Sei er Krähe oder ein Seevogel am verdreckten Strand. Ist schon Scheiße, wenn der Autor hier mal seinen wohlgepflegten Garten verlässt und sich der Zerstörung der Umwelt widmet. Dem Buddha ist's egal.

LG
Tula
 

Walther

Mitglied
hi Tula,

der user DOSchreiber bewertet spiegelgleich zu seinen erhaltenen wertungen. das gilt im wesentlichen auch für Christian Jyren. das anonyme ist eben doch nicht so anonym.

mein schnitt ist gerade 6,7845. deshalb kann man mich eigentlich nicht nicht mögen. :D

lg W.
 

Tula

Mitglied
Das Erstarren stand für den Erstickungstod des Vogels. Ich hab's jetzt mal etwas eindeutiger formuliert
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Walther

Danke für den Tipp. In einer ersten Version stand in der Tat "die Plastiktüte" in der ersten Zeile. Mir gefiel es weniger, um nicht sofort gewissermaßen mit der Tür ins Haus zu fallen. Und da man vor Aufregung zittert und nicht nur als Rest einer Plastiktüte im Wind, schien mir der jetztige Ansatz besser und offener.

Ich wollte mit diesem einfach mal darauf aufmerksam machen, dass ein Haiku auch aktuelle Themen angehen kann und nicht unbedingt schöne Gefühle erwecken muss.

Als Kurzgedicht hat der Haiku sicher etwas mit Fotografie gemeinsam. Jeder hat bereits Tonnen von Selfies und Schnappschüssen gesehen und die meisten vergisst man in Sekunden. Dann der Kerl mit den zwei Gorillas wenige Meter hinter ihm. Daran werde ich mich noch nach Jahren erinnern. Und das in etwa erhoffe ich wenigstens als erkennbaren Versuch von einem Kurzgedicht, ob Haiku oder irgendeine andere Form.

LG
Tula
 

Walther

Mitglied
In der tat,
lb Tula,
das muß es in der tat nicht. inzwischen verschwimmt auch die grenze zwischen senryu (in dieser varianz spielte der mensch und sein verhalten eine rolle) und haiku (war früher der naturbeoabachtung vorbehalten). auch das haiku entwickelt sich weiter - wie alle anderen festen formen auch.
es ist immer klug, am anfang "traditionell" zu schreiben, um damit das handwerk einzuüben. je kürzer und verdichteter die form, je länger dauert es, bis man sie wirklich beherrscht.
ich finde haiku schreiben ist eine tolle herausforderung. man sollte sich ihr stellen, aber eben mit der nötigen bescheidenheit des lernenden.
lg W.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Tula,

zunächst einmal: Ich habe es mehrfach gelesen und (leider) nicht durchschaut. Also mussten mir erst die Kommentare auf die Sprünge helfen ...
Dann allerdings hat es mich sehr angesprochen, gerade auch die Herangehensweise, im Zweifelsfall eher weniger als zu viel auszusprechen, findet meine Zustimmung: ein paar dünn aufgetragene Worte genügen hier, um elendigliches Verrecken darzustellen.
Kritisch möchte ich anmerken: mit dem Füllwörtchen jetzt kann ich überhaupt nichts anfangen.
War dir, bei der Entstehung des Textes, die Spielerei mit "unmodern" (im Sinne von 5-7-5 ??) wichtig?
Falls ja, dann empfinde ich diesen Aspekt eher als störend.
Besser gefiele mir:

aufgeregt zittert
die Tüte im Schnabel
das Auge erlischt


Diese Kurzlyrik ist richtig gut und hat für sich genommen genug Potential, d.h. kann ohne den Nebenschauplatz unmodern / modern auskommen.

lg wüstenrose
 

Tula

Mitglied
Hallo wüstenrose

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Du hast recht, altmodisch wie ich manchmal bin, wollte ich auch die 5-7-5 Form einhalten und glaubte, das 'jetzt' würde den Moment (zeitlich) verstärken. Grübel hin grübel her, ich nehme den Vorschlag an und mach' auch wieder eine Plastiktüte draus, um die Deutung zu erleichtern.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ist es ein Haiku/Senryu?

Tula, du selbst hast richtig festgestellt, dass Haiku so etwas ist wie eine Fotografie. Das hier ist eher eine Fotoserie ;-).

Ich empfinde diesen Text nicht als Haikumoment, so traurig die geschilderte Szene auch ist. Und wie schlimm die Vorstellung, dass wir am Ignorieren solcher Szenen irgendwann als Menschen selbst ersticken werden!

Nein, du lieferst hier ein grausiges Filmchen, aber keinen Augenblick.

Soweit meine Ansicht dazu. Sie mag kleinlich sein, aber es geht ja um Haiku und nicht um den Inhalt.
 

Tula

Mitglied
Hallo Cellist

Verstehe ich nicht so ganz. Es geht um DEN letzten Moment, das Zittern der Tüte jetzt nicht mehr dem Wind geschuldet, sondern den Zuckungen des erstickenden Vogels. Das Auge erlischt. Ich denke schon, dass es EIN Bild ist.

Danke für's Vorbeischauen

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo Cellist

Verstehe ich nicht so ganz. Es geht um DEN letzten Moment, das Zittern der Tüte jetzt nicht mehr dem Wind geschuldet, sondern den Zuckungen des erstickenden Vogels. Das Auge erlischt. Ich denke schon, dass es EIN Bild ist.

Danke für's Vorbeischauen

LG
Tula
Für mich ist es kein Moment. Die Zuckungen des erstickenden Vogels sind das Eine. Wenn das Auge dann erlischt, ist es eine andere Szene.

Aber das kann man vielleicht unterschiedlich sehen.

Ich mag mich auch nicht daran festbeißen. Dann ist es eben ein Haiku/Senryu. ;-)
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Und wenn ich die Diskussionen über Haiku in den letzten Tagen hier so lese, dann schweige ich sowieso lieber! Es wimmelt von Experten! Wenn nur mal ein Haiku dabei herauskäme! ;-)

Ciao ciao,
derCellist

p.s. Provokant, ich weiß. Ist aber doch wahr ...
 

wüstenrose

Mitglied
Schönen guten Morgen allerseits,

der Sicht von Cellist, dass hier doch eher zwei Szenen vorliegen, kann ich schon folgen.
Andrerseits: Da ich haikumäßig nicht vorbelastet bin (noch kein Haiku verfasst habe), ist mir die Sache mit der Etikettierung nicht ganz so wichtig. Trotzdem verfolge ich die Haiku-Diskussionen immer mal wieder mit Interesse.

Was ich sagen möchte: Haiku hin oder her, mir hat es vor allem die Qualität / Intensität des Textes angetan.
Dabei sah ich auch noch das Problem: Was kann getan werden, um "die Deutung zu erleichtern"? Durch die Änderung in eine Plastiktüte ist es meiner Meinung nach nun deutlich genug, ich schätze, so hätte auch ich als Leser den inhaltlichen Zugang gefunden.

Bereits im Anschluss an meinen letzten Kommentar schwebte mir noch eine andere Möglichkeit vor, wollte aber erst mal abwarten, was sich hier so entwickelt.
Also hiermit noch eine Variante, die, wie man sieht, den Titel (vielleicht passt ein anderer Vogel noch besser?) zum Spurlegen nutzt. Da das Haiku so etwas nicht vorsieht, wäre es dann wohl endgültig keines mehr - mir wärs egal.


Kormoran

aufgeregt zittert
die Tüte im Schnabel
das Auge erlischt
 

ariel

Mitglied
Hallo Tula,
mir gefällt das gewählte Thema und die Umsetzung. Leider habe ich mich bisher kaum um Haikus
gekümmert und deren Bedeutung verkannt, leider mich auch nicht bemüht, es mal zu versuchen.
Dank Eurer Diskussionen und aufgezeigten Beispiele wird sich das ändern.
Viele Grüße
Ariel
 



 
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