ohne liebe

träumerin

Mitglied
(Irgendwie scheinen mir meine Texte in keine der Kategorien hier zu passen, aber ich hatte keine Lust mehr auf das Gepöbel in der Erotik-Abteilung... Also, was haltet Ihr jetzt davon: )


Liebe und Sex sind zwei ganz unterschiedliche Dinge, hatte S. gemeint. Man kann sie kombinieren, muß aber nicht. Diese Worte aus ihrem Mund hatten mich erstaunt.
Natürlich kann ich Menschen lieben, ohne mit ihnen schlafen zu wollen, dachte ich, aber ich kann doch nicht mit jemandem ins Bett, den ich nicht liebe.

Doch da lag er nun neben mir auf seinem Sofa, wie immer, und ich erinnerte mich an Kästners "sachliche Romanze":
"Als sie einander acht Jahre kannten, und man kann sagen, sie kannten sich gut, kam ihre Liebe plötzlich abhanden, wie anderen Leuten ein Stock oder Hut..."
- In diesem Fall waren waren es etwa zwei Jahre und er war ahnungslos. Da lag er, und ich sah ihn an und fühlte nichts, außer mich von ihm weggestoßen, die dumpfe Erinnerung an die Autofahrt ein paar Tage zuvor, als er völlig ausgerastet war, seine laute, harte Stimme, die mich so sehr an meinen Vater erinnerte, daß ich in Tränen ausbrach. Er würde genauso werden. Ich hatte es immer geahnt, bis dahin verdrängt. Wie konnte ich jemanden lieben, der mich an den Menschen erinnert, den ich am meisten verabscheue?
Aber ein bißchen Sex wäre jetzt nicht schlecht. Ich sah ihn wieder an, eher flüchtig, sah immer noch nichts besonderes. Es ging mir ja nicht um ihn in diesem Moment. Ich küßte seinen Hals, zog ihn aus, zog mich aus, so schnell wie noch nie. Er war überrascht und begeistert. Es war gut, wirklich, nur dieses Gefühl danach blieb aus, diese völlige Glückseligkeit zweier nackter Körper, die sich erschöpft, zufrieden, liebevoll aneinander schmiegen. Er strahlte mich an, ich zwang mich zu einem Lächeln. Ich wollte mich nicht an ihn schmiegen, ihn streicheln, ihm nahe sein, neben ihm einschlafen. Ich wollte gehen.
 

roland

Mitglied
Abschied, Anfang eines Abschieds?

Hallo Träumerin,
schon länger wollte ich Dir hierzu schreiben.
[ 6]In die Beziehung der Protagonistin ist still die Notwendigkeit hinzugekommen, sich vom Partner zu trennen. Also verspürt sie auch die zum Abschied gehörende Trauer, das Bedauern, damit doch nicht auszukommen, daß er dem Vater immer ähnlicher wird.
Sie vermag den inneren Abschied mit einem Trost zu versehen, also sich mit dem Partner zu trösten, gleichzeitig ihm ein Abschiedsgeschenk zu machen, vielleicht. (Denn er ist noch nicht fremd, aber nicht mehr der Gefährte für "immer"; der Schnitt wird kommen.)
Daß die Situation unverändert auf Trennung hinausläuft, zeigt sich zuletzt, als sie nicht unbeschwert und entspannt sein kann wie sonst. Es bleibt der Wunsch zu gehen.
Nur der Mut muß noch aufgebracht werden, in diesem oder einem beliebig nahen Augenblick die bevorstehende Trennung anzusprechen und sich zu anderen Menschen zu bewegen.

Das beschriebene Ereignis stammt aus dem wirklichen Leben und ist für mich schlüssig.
Nur... wenn die Protagonistin unentschlossen bleiben sollte, verzögert sich die Trennung leicht um lange Zeit. Das kommt sicher oft vor. Die Kinder dieser Beziehung werden von ihrem Ausgang betroffen sein und ein altes Karussell dreht sich weiter im Kreise...
Ich wünsche der Protagonistin einen kräftigen Sprung herunter vom Karussell!
lG. Roland
 



 
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