ohne nachbarn

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hab mir im februarnebel
müde augen fast blind gesehen
kein nachbarn zu hause
in eingeschlagenen fensterscheiben
wurden weiße fahnen gehisst
eine graugestreifte katze spielt
mit einer halbtoten maus
tschilpend bekacken spatzen
die rostige satellitenantenne
tagesschau schaltet keiner mehr ein
und tragische liebesfilme mit todesfolge
werden nicht wiederholt

die kulissen stehen
habe schon zuviel geprobt
die premiere ist dennoch verschoben
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Karl,
es scheint sich um einen sterbenden Ort zu handeln, wie es mittlerweile viele gibt. Bei mir daheim stehen ca. 10 Läden leer, Industrie gibt es eh nicht, dafür aber Unmengen von Alteneinrichtungen, die das Städtchen zu einem Ghetto machen.
Ob da noch eine weiße Fahne hilft?
Schlimm ist es, wenn Nachbarn sterben oder einstmals bewohnte Häuser aus anderen Gründen leer stehen. Die offenen Wunden eingeschlagener Fensterscheiben treffen mich stets ins Mark - und dich offensichtlich auch.
Wiederholung oder gar Premieren? Daran ist nicht zu denken. Wer will schon in eine Geisterstadt ziehen ...
Grüßle, Heidrun

P.S. Bei deinem Nachbarn gibt es ein n zu fülle. ;)
 
hab mir im februarnebel
müde augen fast blind gesehen
kein nachbar zu hause
in eingeschlagenen fensterscheiben
wurden weiße fahnen gehisst
eine graugestreifte katze spielt
mit einer halbtoten maus
tschilpend bekacken spatzen
die rostige satellitenantenne
tagesschau schaltet keiner mehr ein
und tragische liebesfilme mit todesfolge
werden nicht wiederholt

die kulissen stehen
habe schon zuviel geprobt
die premiere ist dennoch verschoben
 
Liebe Heidrun,
für deinen Hinweis auf den Fehler danke ich dir.
Ja, es ist fürchterlich hier im Dorf. Die jungen Leute ziehen in die Stadt und die alten sterben. Die Häuser, sind weil den Alten Kraft und Zeit fehlten, lange nicht renoviert worden und daher von den Erben schwer zu verkaufen.
Es ist ein Jammer. Zum Glück ist kein Haus in unserer unmittelbarer Umgebung betroffen...
Liebe Grüße
Karl
 

revilo

Mitglied
Moin Kalle...ein bischen zu viel des Guten.....

habe mir im februarnebel
die augen müde gesehen
der nachbar ist nicht zu hause
hinter blinden fensterscheiben
wehen graumelierte fahnen

die tagesschau
schaltet keiner mehr an und
während melancholische liebesfilme
mit todesfolge flimmern kacken
tschilpend spatzen auf die
rostige satellitenantenne

mir erscheint die letzte Strophe als ein wenig abgegriffen......hoffe, Du kannst mit meinem Spontanerguss etwas anfangen..........

LG revilo ( der mit der graumelierten Fahne)
 
hab mir im februarnebel
müde augen fast blind gesehen
kein nachbar zu hause
in eingeschlagenen fensterscheiben
wurden weiße fahnen gehisst
eine graugestreifte katze spielt
mit einer halbtoten maus
tschilpend bekacken spatzen
die rostige satellitenantenne
tagesschau schaltet keiner mehr ein
tragische liebesfilme mit todesfolge
werden nicht wiederholt

die kulissen stehen
habe zuviel geprobt
die premiere ist verschoben
 
Lieber revilo,
deine Kritik kann ich zwar nachvollziehen.
Allerdings wäre dein Text kaum mehr als ein Stimmungsbild in Prosa...
Daher ein etwas abgespeckter Schluss.
Danke und Gruß
Karl
 
Lieber revilo,
wie du siehst, hat mich deine Kritik weiter verfolgt, da ich sie grundsätzlich sehr schätze.
So heute ein weiterer Versuch.
Gruß
Karl
 
hab mir im februarnebel
müde augen fast blind gesehen
kein nachbar zu hause
in eingeschlagenen fensterscheiben
sind weiße flaggen gehisst

tschilpend bekacken spatzen
die rostige satellitenantenne
tagesschau schaltet keiner mehr ein
liebesfilme mit happyend
werden hier nicht wiederholt

die kulissen stehen schon
und eine graue katze spielt
mit einer halbtoten maus
 
Liebe Marie-Luise,
mit Kulissen meine ich das verlassene Nachbarhaus, das vermutlich, wie schon viele in unserem Dorf, dem Verfall nicht entgehen wird.
Danke für deine Nachfrage und herzliche Grüße
Karl
 
Lieber Karl,
manchmal schäme ich mich schon, wenn ich so dumme Fragen stelle.
Natürlich ist es mir klar, dass du das Nachbarhaus meinst, doch warum Kulissen?
In deiner ersten Version sprachst du von Premiere.
Welches Theaterspiel ist zu erwarten?
Gruß
Marie-Luise

Ps. Oder stehen die Kulissen für die Katze, die mit der halbtoten Maus spielt?
 
Nachtrag

Ich möchte noch sagen, dass mir dein Gedicht – bis auf die Kulissen - sehr gut gefällt.
Die Zeile mit der Katze und der halbtoten Maus macht die Tristesse des vernachlässigten Hauses noch deutlicher.
 
B

Beba

Gast
Lieber Karl,

dein Text gefällt mir. Die Stimmung erinnert mich (verzeih mir!) ein wenig an ausgestorbene Dörfer in alten Western. An solchen Orten werden Schicksale und Geschichten endgültig begraben. Da bleibt das Nichts.
LG
Beba

p.s. Mir hatte die gelöschte Ursprungsversion übrigens auch schon gefallen, kam aber nicht mehr zu einem Kommentar. ;)
 
Lieber Bernd,
ein wenig gleichen manche Häuser hier in den oberbergischen Dörfern schon jenen aus den Western. Nur im Wilden Westen gab es keine Fachwerkhäuser und im Oberbergischen keine Goldwäscher. Hier sorgt vor allem das so genannte demografische Problem der Überalterung für die Abwärtsentwicklung. Der größte "Betrieb" in einem der Nachbardörfer ist ein Pflegedienst, der vor allem alte Menschen pflegt.... Für mich als auch nicht mehr so ganz Jungen (68) ist das schon eine beängstigende Szenerie.
Hier im Dorf (ca. 800 Einw.)leben zwar noch einige wohlhabende Familien mit kleinen Kindern, um ihrem Nachwuchs auf ihren großen Grundstücken ein relativ gefahrloses Kinderparadies zu bieten.
Aber sie überlegen schon, ob sie nach der Kinderphase nicht auch in die Stadt ziehen sollen...
Lieber Bernd,
danke für deinen positiven Kommentar und die Mühe die du dir darüber hinaus um meinen Text gemacht hast.
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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