professionell

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Sie war die Beste. Das wusste sie. Sie war schön, Mitte 20, hatte feingliedrige Hände und Füße und ein anmutiges Gesicht. Sie saß an ihrem Schminktisch. Das Lampenlicht schimmerte auf dem polierten Ebenholz des Tisches. Sie blickte in den Spiegel. Ihre blauen Augen glänzten. Sie griff nach ihrer Puderdose. Es war ein wertvolles Stück. Sie öffnete sie und verteilte gekonnt das Puder auf ihren Wangen. Sie sah auf die Uhr in einer halben Stunde müsste sie aufbrechen. Sie legte vorsichtig die Puderdose weg, griff nach ihrem Lippenstift und trug ihn auf. Während sie das tat, dachte sie über ihren Verdienst nach. Auch an diesem Tag würde sie 1 € pro Minute machen. Sie würde wie immer 180 € in drei Stunden verdienen. Sie rückte ihr schwarzes Kleid zurecht, legte ihr großes, schwarzes Tuch um und zog ihre schwarzen Handschuhe an. Sie blickte wieder in den Spiegel. Sie war zufrieden. Sie stand auf und drehte ihren graziösen Körper. Ihr Rock flog leicht in die Höhe. Sie lächelte, dabei blitzen ihre strahlend weißen Zähne hervor. Sie knipste das Licht aus und verschwand durch die Tür.
Ein kleiner Junge zerrte an der Hand der Mutter. Ihr Gesicht lag in Falten. Der Junge wollte Zuckerwatte. Auf der anderen Seite des überfüllten Platzes stand ein rosa Wagen. Sein Besitzer verkaufte Zuckerwatte an die Kinder. Der süße Duft umhüllte den ganzen Platz. Der Junge bahnte sich den Weg zu der Süßigkeit. Die Mutter war genervt, der Sohn war quengelig. Plötzlich hielt der Bub inne, zeigt mit einem Finger der freien Hand auf eine, mit einem schwarzen Tuch vermummte Frau, die an einer Mauer angelehnt, um Geld bettelte. Sie zitterte am ganzen Körper und blickte ununterbrochen auf den Boden. Der Junge riss an der Hand der Mutter und sagte ihr, sie solle der alten, hässlichen Frau Geld geben. Die Mutter sah widerwillig auf die Bettlerin herab. Ihr Blick war voll Abscheu. Verächtlich warf sie einen 10 € Schein in die Dose der alten Frau. Der Junge zog die Mutter schon wieder weiter. Er wollte Zuckerwatte.
Die Bettlerin holte die 10 € aus der Dose, sie hob ihren Kopf und lächelte, wobei sie ihre schönen Zähne entblößte und ihre blauen Augen glänzten.
Sie war die Beste. Das wusste sie.
 

heini

Mitglied
Irgendwie passen die beiden Teile der Episode nicht zusammen - mir fehlt die Verbindung zwischen Schminkszene und Mutter&Kind-Szene. Welchen Grund sollte das Kind haben, die Mutter aufzufordern, der falschen Bettlerin Geld zu geben? Wo das doch nur seine Zuckerwatte verzögert.
 

Wipfel

Mitglied
Peinlich das...

Und warum müssen Sätze immer mit "Sie" beginnen? Bei 10 habe ich aufgehört zu zählen.

Oder anders ausgedrückt: 180 Eier in drei Stunden! Wenn sie 10 Stunden da steht (Frühstückspause und Mittag eingerechnet), sind das schlappe 600,- Piepen an einem Tag - an 30 Tagen, das macht - Moment - 18 Riesen im Monat. Nicht schlecht! Und man bedenke: das alles steuerfrei. Das ist ja das Schlimme! Und unsereiner plagt sich ab. Dabei - wenn ich in den Spiegel schau: so häßlich wie die bin ich schon lange. Ich könnte mir sogar glatt das Schminkzeug sparen. Genau! Das ist die Idee - ich schmeiß meinen Job bei Aldi und geh betteln. Straßburg kommt gut, direkt vor dem Münster. Oder Berlin - Ostbahnhof natürlich. Ach was, viel besser ist Frankfurt! Ich setz mich vor die Buchmesse, da haben die Reichen keine Chance!

°!°

Grüße von wipfel
 
B

bluefin

Gast
hallo @lilaluftballon,

lass dich erst mal begrüßen und dich beglückwünschen, dass du hierher in die leselupe gefunden hast. hoffentlich hast du viel spaß mit uns und deinen texten.

dass du's hier nicht mit einer einfachen leserschaft zu tun hast, sondern knallharten schreibprofis, die jeden fehler auch bei jedem neuankömmling gnadenlos verwursten, siehst du hier bei diesem werk - ich rate dir, das mit einem quäntchen humor zu nehmen (welch letzterer unter literaten eine seltene gabe zu sein scheint) und vor allem darauf zu achten, dass man nicht dich, sindern immer nur dein werk kritisiert.

deinem profil nach verdienst du, so finde ich, ein wenig welpenschutz. unabhängig davon - peinlich finde ich deine geschichte ganz und gar nicht, sonder in doppelter hinsicht interessant: man denkt erst an eine nutte, bis man am ende eine "bettlerin" erkennt. wenn man bereit ist, ein wenig über die kleinen schwächen der darstellung hinwegzusehen, kommt man ins grübeln und denkt drüber nach, welche der beiden prostitutionen wohl die weniger erniedrigende wäre. insoweit halte ich deine kleine story für sehr gelungen.

das mit den vielen "sies" ist wirklich ein bisschen monoton und wär nicht unbedingt notwendig. es gibt ja kein erzähl-ich, dem man damit etwa ein simples gemüt zuschreiben wollte. da könntest du vielleicht ein bisschen was ändern.

damit der marktplatz vom leser sicherer erreicht werden kann (lass die mutter besser nur die stirn runzeln), solltest du den absatz vor dem kleinen jungen deutlicher machen - einfach eine leerzeile, und schon passt's. das gleiche nochmal vor dem griff in die dose.

dem einwand, der junge sei doch bestimmt zu sehr auf die zuckerwatte fixiert, als dass er noch etwas anderes wahrnehmen könne, begegne am besten damit, dass du am ende sagst: "er wollte seine zuckerwatte". das reichte dann, finde ich.

nicht ganz schlüssig ist der ansatz, dass eine hübsche sich für die beste hält, obwohl sie sich bei ihrer "arbeit" vermummt - sie ist dann weder hübsch noch hässlich, wie der junge ein wenig unmotiviert sagt.

tipp: lass das mädchen unvermummt als hübsche zittern und betteln. dann würde der hohe umsatz plausibler und, vor allem, die erniedrigung deutlicher, um die's ja eigentlich auch geht - ganz egal, ob der eine oder andere bettlerInnen grundsätzlich hasst, wies den anschein hat.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Wipfel

Mitglied
Hallo lilaluftballon,

ich möchte mich für den "überharten" Einsatz in meiner Kritik entschuldigen - der Morgen ist oft klüger als der Abend. Das du hier neu bist, habe ich nicht beachtet. Und wie bluefin schon richtig bemerkte: ich meine dein Werk und nicht Dich.

Grüße von wipfel
 

heini

Mitglied
Das wiederholte "Sie" ist für mich eher Stilmittel. Sprachlich werden IMHO ein paar Klischees zuviel bedient und auch die Bilder sind ein wenig schief: ein kleiner Junge bahnt sich wohl keinen Weg, sondern stößt, drängt, zerrt. Und soviel negative Blicke der Mutter: widerwillig, Abscheu, verächtlich. Mir scheint der Stil des ersten Teils durch die kurzen Hauptsätze dem doch sorgfältigen Verwandeln in die Bettlerin etwas zu wenig fließend. Der passt eher zum zweiten Teil des Knaben, der vorwärts drängt.
 



 
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