rupe

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tom

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RUPE

Ich hielt die rechte Hand ins glitzernde Flusswasser und wartete bis sich das erste Fischlein zwischen die Finger verirrt hatte. Das Köderöl zeigte Wirkung. Ein ganz neues Produkt, das angeblich aus verwesten Biberschwänzen hergestellt wurde. Man gab ein paar Tropfen ins Wasser oder rieb den Haken ein. Erfolg garantiert. Die Werbefritzen hatten diesmal recht gehabt.
Als der Zeitpunkt gekommen war, schloss ich die Hand blitzschnell zur Faust und zerquetschte die junge Forelle. Obwohl ich sie eigentlich nur fangen wollte. Ich zog den Fisch aus dem Wasser und streifte die glitschigen Überreste in die tanzenden Wirbel.
Das Spiegelbild auf der Wasseroberfläche betonte meine starken Augenwülste auf groteske Art und Weise. Ich sah aus wie ein Gorilla. Wie oft hatten sie mich dafür in der Schule verlacht. Rupe, der Affe. Viel Muskeln und drei Gramm Hirn. Die Stimmen wurden leiser als ich mir mein Stipendium verdient hatte und ein glänzender Footballspieler geworden war. Die Mädchen liebten meinen sehnigen, knorrigen Körper und die Schmähungen der Kindheit rückten in weite Ferne. Doch immer wenn ich draußen allein in der Wildnis war, überkam mich dieses seltsame Schaudern. Mein Nerven vibrierten, meine Sinne verwandelten sich in die eines Raubtieres. Wenn ein Hirsch oben in den Bergen röhrte, sträubten sich meine Nackenhaare wie bei einem Wolf, der einen Bären gestellt hatte. Das war etwas ganz anderes wie die Großstadt. Ein Studienkollege, der in Psychologie machte, meinte, ich litt unter Eskapismus. Immer weg von der öden Realität der Zivilisation, in der alles vorgefertigt war und die blutlosen Eierköpfe regierten. Im Outback zählten andere Werte. Stärke, wahre Stärke war angebracht. Alles zerquetschen…
Konnte ein normaler Mensch so fest zupacken? So ein Fisch war doch nicht aus Pudding gemacht. In einem Fitnessstudio hatte ich bei einem Krafttest unglaubliche Messwerte abgeliefert. Die anwesenden Bodybuilder mit ihren Anabolikawülsten schüttelten nur unglaublich mit Köpfen. Vielleicht auch nur ein Gerätedefekt. Wie hieß das immer in den Biologievorlesungen…Atavismus. Rückfall in die Steinzeit. Oder gar fiel weiter. Egal. Andere sahen auch aus wie Schimpansen. Aber normal war das ganze nicht. Der Fisch ging mehr nicht aus dem Sinn. Nicht nur der.
Gestern Abend war noch Sally, meine derzeitige Freundin mit draußen gewesen. Sie liebte Sex im Zelt, und immer wenn sie sich in der Stadt ausgetobt hatte, musste ich ihr hier zu Diensten sein. War mir auch egal. Billiger als ein Bordellbesuch war es allemal. Kurz nachdem ich zum dritten Mal gekommen war, umklammerte ich ihre Schultern derart intensiv, dass es krachte. Sie schrie laut auf und konnte sich stundenlang nicht mehr bewegen. Sie zog kurz vor fünf wortlos ab und ließ mich ohne Wagen zurück. Obwohl ich gar nicht fest zugepackt hatte. Ich beschloss, in den nächsten Tagen endlich Licht in dieses finstere Gewölbe zu bekommen. Aber wie, meine Eltern sahen doch ganz normal aus. Was sollte denn sein. Ein junger Mann mit naturstarker Veranlagung, weiter nichts. Spätpupertäre Störungen. Man weiß noch nicht genau wohin. Schon hunderttausendmal da gewesen.

Ich setzte noch einmal Wasser auf die Glut und drehte mir einen Joint. In drei Wochen machte ich meinen Abschluss. Was dann kommen würde…Ich hatte nicht den geringsten Schimmer. Vielleicht ein paar Monate Jobben und ab nach Mexico. Raus aus diesem ganzen Schwachsinn. Zumindest für eine gewisse Zeit.
Als ich der Kaffee fertig war, rollte ein großer Chevy auf den Campingplatz. Ich roch, dass es Ärger geben würde. Die drei Kerle hinter den getönten Scheiben waren stockbesoffen und zogen fiese Visagen.. Wahrscheinlich waren sie aus ihrem Stammpuff geflogen und wollten sich jetzt abreagieren. Gott sei Dank war Sally nicht mehr hier. Sie stiegen grölend aus und bauten sich vor mir auf.
„ Hallo, Chef. Gibt’ s hier draußen auch was Trinkbares, ich meine außer der Pisse, die du gerade in die Hosen gelassen hast? “
Ich entschied mich dafür, sofort anzugreifen. Dieser Tonfall ließ mir keine andere Wahl. Ich umklammerte mit meiner rechten Hand, an der ich noch den Lederhandschuh für die Kaffeekanne trug, einen der glutheißen Steine und schleuderte sie dem Wortführer mit voller Wucht ins Gesicht. Er fiel wie vom Schlag getroffen um, die beiden anderen flüchteten sich schreiend in ihren Chevy. Einer von beiden fingerte eine zweiläufige Schrotflinte hinter den Rücksitzen hervor, doch bevor er auf mich anlegen konnte, konnte ich einen Tritt an der Wagentür landen, so dass sein rechter Arm quasi zu Brei zerquetscht wurde Zumindest dem Geräusch nach zu schließen, dass dabei entstand. Der Unverletzte hievte seine Kollegen blitzschnell auf die Rückbank und suchte mit durchdrehenden Reifen das Weite. Mir begann zu dämmern, was ich gerade angerichtet hatte. Vielleicht war der eine blind, der andere zum Krüppel geworden. Ich hatte sie zerschmettert noch bevor sie mich ernsthaft angegriffen hatten. Nicht einmal Notwehr vielleicht. Und sie hatten alles. Mein Gesicht, meine Zulassungsnummer und, vor allem, sie waren zu dritt. Vor Gericht schlechte Chancen. Aber jetzt hieß es erst mal abhauen. Vielleicht kamen sie noch zurück, mit Verstärkung. Ich packte alles in den Rucksack und schlich mich auf einem Schleichweg zurück in die Stadt. Von den Kerlen keine Spur mehr. Ich nahm den nächsten Bus und gewann Land.
Abends in meinem Apartment telefonierte ich mit einem Kollegen von der juristischen Fraktion. Er beruhigte mich und meinte, ich solle die Dinge auf mich zukommen lassen. Wenn sie wirklich Anzeige erstatteten, konnte ich auf Notwehr machen. Hoffentlich.
Am nächsten Morgen erwartete mich ein Zivilcop in der Universitätsbücherei.
„ Tag, Rupe. Ich kenne Sie aus dem Fernsehen. Sie sind ein begnadeter Spieler. Doch gestern haben Sie ein bisschen zu viel des Guten getan. Einer der Typen liegt auf intensiv, dem anderen musste fast der Arm amputiert werden. Obwohl diese Gauner polizeibekannt sind, haben sie ihre staatsbürgerlichen Rechte. Ich muss Sie leider verhaften. Bitte machen Sie kein Aufsehen. Die Angelegenheit lässt sich bestimmt rasch klären…“
Er verzichtete auf Handschellen und ich konnte quasi inkognito den Campus verlassen. Sie brachten mich in ein großes Büro und boten mir sogar Kaffee an bevor die Prozedur in Gang gesetzt wurde. Ein dicker stiernackiger Cop begann mich in die Mangel zu nehmen.
„ Auf einen öffentlichen Campingplatz haben Sie mit einer Kommilitonin die Nacht verbracht. Der nächste Morgen kam und ihre Gespielin verschwand. Dann kamen die Millerbrüder. Zwar betrunken, aber ohne böse Absichten. Kaum hatten sie ihren Wagen verlassen, wurden die quasi Wehrlosen von einem Gewaltbombardement zugepflastert, dass alle drei mit schweren Verletzungen im Krankenhaus landeten. Was ist in Sie gefahren, Rupe? Sie sind normalerweise ein ganz umgänglicher und friedfertiger Mensch. “
„ Sheriff, ich bin angriffen worden. Als freier Amerikaner habe ich das Recht, mich zu verteidigen. Glauben Sie ich lasse mich von solchen Asozialen vermöbeln, nur damit den Buchstaben des Gesetzes Genüge getan wird. Ich wette, wenn Sally noch da gewesen wäre, wären sie zu dritt über sie hergefallen! “
„ Wenn! Sie haben sich massiv strafbar gemacht, mein Lieber, und Sie werden dafür zur Rechenschaft gezogen. Der Anwalt der Millers hat Zivilklage erhoben und wird sie auf Schmerzensgeld verklagen. Hoffentlich haben Sie genug Kleingeld angespart. “
„Ja, natürlich, als Student verdient man immense Summen. Doch ich bleibe dabei. Die Idioten wollten mich platt machen und ich bin ihnen zuvor gekommen. “
„ Sie geben es also zu. Ein Präventivschlag. Das ist so gut wie ein Geständnis. Das reicht für heute. Abführen. “

Sie verfrachteten mich in eine versiffte Zelle im Keller und drehten das Licht ab. Ich hatte also Recht behalten. Verdammt tief drin. Meinen Anwalt würden sie mich erst in vierundzwanzig Stunden sprechen lassen. Und ich hatte die Woche noch Prüfungen. Die Pritsche in der Ecke war mit stinkenden Flecken gesprenkelt und stank noch grausamer wie der Aborttopf in der Ecke. Klar, hier drin sollte es niemanden gefallen. Irgendwann schlief ich doch ein.
Ein paar Stunden später weckte mich ein scharfer Maglitestrahl.
„ Rupe, los raus. Sie haben Besuch. “
Der farbige Bulle führte mich zurück nach oben in den Verhörraum. Ein Mann mit Anzug und Krawatte bot mir grinsend eine Zigarette an.
„ Danke. Sind Sie mein Pflichtverteidiger? “
„ Nein, aber ich will Ihnen trotzdem helfen. Setzen Sie sich doch.“
Er machte eine wedelnde Handbewegung und der Bulle verschwand. Offenbar ein höheres Tier. Vielleicht der Staatsanwalt.
„ Rupe, ich weiß, Sie sind da bisschen in eine üble Sache hineingeraten. Ich bin gekommen, um Ihnen da raus zu helfen. Man wird keine Anklage erheben, falls Sie bereit sind zu kooperieren. “
„ Falls ich ordentlich bleche, wollen Sie sagen. “
„ Rupe, es geht hier nicht um Geld. Die Millerbrüder sind alle miteinander so schwer vorbestraft, dass da keine Gefahr droht. Sie werden medizinisch versorgt und bekommen ein paar Dollar in die Hand gedrückt für die nächste Schnapsbuddel. Das war’ s dann. Nein, ich bin hier um ihn ein Angebot zu machen. Sie haben ihre Studien bald abgeschlossen und berechtigen zu überaus großen Hoffnungen. Ich kann Ihnen ein sehr lukratives Angebot machen Ihre Karriere betreffend. “
Ein flaues Gefühl begann sich in meiner Magengegend breit zu machen. Der Typ war von der Regierung und wollte mich in irgendwas reinziehen. Vorsicht, mein Junge. Vielleicht hatten die die Schläger nur engagiert, um mich in der Hand zu haben.
„ Schießen Sie los. Wenn ich nur wieder hier raus komme. Ich muss zurück in die Uni. “
„Aber nicht mehr lange. Ich sehe, Sie verstehen mich. Bevor ich Sie hier loseise, müssen wir allerdings ein paar Dinge klären. A, Sie unterschreiben einen Kontrakt bezüglich einer Ausbildung in einer Spezialeinheit des Auslandsgeheimdienstes. Einen Kontrakt, der sehr weit in Ihre Lebensführung eingreift und hundertprozentige Kooperation voraussetzt. B, Sie …nein, das kann ich Ihnen hier drin noch nicht sagen. Eins nach dem anderen. Also, Sie unterschreiben zuerst …und dann….“
Er zog tatsächlich einen Wisch aus dem Aktenkoffer und blätterte ihn vor mir auf das speckige Pult. Ich bekam leichte Atemnot. Was ging hier tatsächlich ab?
„ Sie sind wohl …wohl nicht ganz dicht. Ich soll mich beim Geheimdienst verpflichten, einer staatlichen Mördervereinigung? Einfach so, nur weil ich ein paar Idioten daran gehindert hab’ mir den Schädel einzuschlagen? “
„ Mein Lieber! Meinen Sie ich wäre hier, wenn die Millerbrüder nicht ernsthaft was abbekommen hätten? Wenn einer der Beisitzer, die in ein paar Monaten über Ihr weiteres Schicksal entscheiden, mit den Arschlöchern verwandt ist, bekommen Sie zehn Jahre aufgebrummt. Zukunft ade, Karriere ade, alles ade. Wenn Sie das wollen, bitte. Wir haben viele Leute, die sich darum reißen, ihrem Vaterland dienen zu dürfen. “
Er stand auf und klappte seinen Aktenkoffer zu. Diese Schweine. Ich war am Arsch und nur er konnte mich retten. Ich wusste wie Gerichte arbeiteten.
„ Nein, Setzen Sie sich doch wieder. Ich werde mir die Sache überlegen. Nehmen Sie mich heute mit und ich unterschreibe alles. “
Er nickte beifällig und ließ mich das Papier unbesehen unterzeichnen. Er winkte einen Cop herbei und wir verließen nach einer kurzen Unterredung das Gebäude. Ein unauffälliger Toyota nahm uns auf, dessen Fahrer die unvermeidliche verspiegelte Sonnenbrille trug. Mein Begleiter bot mir noch eine Zigarette an.
„ Nehmen Sie nur, mein junger Freund. Sie haben genug mitgemacht in den letzten vierundzwanzig Stunden. Wir fahren ein bisschen raus ins Grüne und ich werde Ihnen ein paar interessante Dinge demonstrieren. “

Sehr schön. Ich hatte gedacht er würde mich absetzen und die Sache wäre erledigt. Wenn ich damals geahnt hätte was auf mich zukam wäre ich glatt aus dem Auto gesprungen. Wir fuhren wenig später vor einer abseits gelegenen Villa vor. Sah sehr unscheinbar aus und hatte wohl den Vorteil, dass man keine Schreie hörte, wenn die Unterredung zu stocken begann.
„ Schon vorbei. Kommen Sie, Rupe. Wir nehmen einen strammen Drink nach den Strapazen und alles wird wieder gut. “
Er führte mich auf eine überdachte Veranda, die von exotischen Klettergewächsen berankt war. Ein schwarzer Diener servierte Longdrinks und mein Gastgeber bot mir eine dicke Zigarrre an.
„ Schauen Sie, Rupe. Wir haben uns bisher sehr viel Mühe gegeben mit Ihnen und wir wollen nun die Sache zu Ende bringen…“
Ich verschluckte mich.
„ Bisher? Ich meine, wir kennen uns doch erst seit ein paar Stunden…“
„ Das ist der Punkt. Wir kennen uns nämlich schon sehr lange. Rupe, ich muss Ihnen jetzt ein paar sehr unangenehme Dinge unter die Nase reiben. Doch jetzt ist die Zeit gekommen. Die Katze muss aus dem Sack. Wir, das heißt die Regierung und der Präsident sind schon seit langem gezwungen auf alle drohenden Gefahren eine Antwort parat zu haben. Auch wenn der kalte Krieg längst beendet ist und neuere Auseinandersetzungen eher regional begrenzt sind, müssen wir immer mit dem Schlimmsten rechnen. Um diesen Gefahren gelassen ins Auge sehen zu können, hat sich das Verteidigungsministerium schon vor Jahrzehnten intensiv mit den Möglichkeiten der Genforschung auseinandergesetzt. Rupe, Sie sind ein gebildeter Mensch und Sie wissen, welche Chancen sich uns dort bieten. “
„ Aber was hat das mit mir zu tun. Ich bin kein Biologe oder Chemiker. Ich werde Ihnen kein bisschen behilflich sein können…“
„ Oh doch, Rupe. Aber Sie haben mich verkehrt verstanden. Es geht ausschließlich um Sie. Rupe, Sie sind kein Mensch! “
Ich lachte lauthals los. Das sah diesen Typen ähnlich. Vielleicht hatten sie mir ein bisschen LSD in den Drink geschüttet und ich sollte jetzt zum ausflippen gebracht werden. Oh diese Geheimdienstler. Fast so skurril wie im Film.
„ Rupe, Ihnen wird das Lachen gleich vergehen. Ich habe im Konferenzraum eine kleine Computerpräsentation vorbereitet. Kommen Sie, mein junger Freund. Ich werde Ihnen Dinge zeigen, die ihr Leben äußerst nachhaltig verändern werden. “
Er brachte das in einem Tonfall vor, der mich zum ersten Mal stutzig machte. Oder konnte der sich einfach perfekt verstellen?
Der Konferenzraum war bis auf ein paar Stühle und ein Laptop mit angeschlossenem Projektor leer. Der Regierungsvogel schaltete die Apparatur ein und die Show begann mit einer unendlich erscheinenden Abfolge von chemischen Formeln und Erklärungen von bebrillten Biologen. Es ging irgendwie um Vererbung und In Vitro Züchtung von Lebewesen. Dann kamen Bilder von diesen Urmenschen, mit herabhängenden Armen und riesigen Muskelpaketen auf den Schultern. Die Wissenschaftler hatten anscheinend auch deren Erbgut entschlüsselt und das mit denen moderner Menschen gekreuzt…eine von den Gestalten sah fast so aus wie ich…wie ich!?
Ich sprang auf und zersplitterte mein Glas. Er hatte doch gerade gesagt ich wäre kein Mensch. War das des Rätsels Lösung? Meine Kraft, meine Wutausbrüche, mein Aussehen?
Mein Gegenüber nickte wohlgefällig. Er hatte mich dort, wo er mich hinhaben wollte.
„ Sehr gut, Rupe. Sie scheinen verstanden zu haben. Sie sind ein Produkt unserer Forscher und haben keine biologischen Eltern. Der Erste der Javareihe. Sie kennen den Javamenschen?“
Ich sagte ja… Einer unserer Vorfahren. Mit dem sollte ich nun verwandt sein? Mein Gegenüber nickte noch einmal und eine Schiebetür wurde geöffnet. Zwei Typen mit einer langen Kette, an der eine Art Schimpanse hing, trotteten in den Konferenzraum. Ich lachte gezwungen. Das Trio sah derartig albern aus…doch die Gesichtszüge…die wulstigen Augenbrauen…
„ Ihr Vater sozusagen. Wir haben es geschafft, aus den in Asien gefundenen Überresten dieser Spezies die genetische Struktur zu ermitteln. Fragen Sie mich bloß nicht wie. Dann haben wir die Javagene mit einem Homo sapiens vermengt. Sie sind das Ergebnis. Schauen Sie nur wie er Sie angrinst. Geben Sie ihm ruhig die Hand. Er ist harmlos “ , prustete der Geheimdienstler los.
Sehr witzig. Ein Java also. Der Optik nach konnten sie Recht haben. Das war kein zeitgenössischer Primaner. Das war zum Leben erweckte Urzeit. Und mein Vater. Das war tatsächlich eine Wendung wie sie nicht erwartete hätte. Oder veralberten sich mich nur. Maskerade, um mich zu erschrecken und in was hereinzuziehen.
Irgendwie begann mir die Situation enorm auf den Senkel zu gehen. Was würden sie denn als nächstes aus dem Hut zaubern. Einen Außerirdischen, mit dem ich ins Bett steigen musste?
Mir kam eine gute Idee. Ich zündete mir beiläufig eine Zigarette an, sprang auf und drückte sie dem Java ins Gesicht. Das Urvieh schrie auf wie ein waidwunder Kaffernbüffel und stürzte sich auf seine beiden Begleiter, die von dem Halbaffen wie Quarktaschen an die Wände geschmettert wurden. Als nächstes nahm sich mein Verwandter den Staatsfuzzi vor und drosch ihn durchs schalldichte Fenster auf die Veranda. Ich hinterher und ab durch die Hecke. Schon peitschten Schüsse auf und das wildgewordene Relikt wurde zwischen den Dahlien zur Strecke gebracht. Mich erwischten sie nicht mehr, doch den Rest meines Lebens wagte ich nicht mehr nach erfolgreicher Flucht nach Südamerika einen Fuß zurück auf meinen Heimatboden zu setzen. Wer zu so etwas fähig war, der…nein, ich will mit solchen Leuten nichts mehr zu tun haben. Ich ließ mir natürlich wenig später von einer Kapazität in Rio de Janeiro bestätigen, dass mit meinen Erbanlagen alles in Ordnung war. Ein ungutes Gefühl blieb dennoch, wenn ich beim morgendlichen Frisieren mit dem Kamm an den Augenbrauen hängen blieb.
 

jon

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Starke Sprache, ein paar Details wären noch verbesserungswürdig (so hinken die Dialoge in Kraft und Glaubwürdigkeit dem Rest meilenweit hinterher und hie rund da hakt ein Wort, eine Fomulierung), der Plot ist für eine Epsiode Marke "Outer Limits" zwar etwas dünn aber eine nette Grundlage. Und dennoch war ich enttäuscht. Erwartet "man" heute mehr Detail-Ideen pro Absatz, mehr Dichte? Ich offenbar – das Ganze wär auch erheblich kürzer gegangen & es war nichts Überraschendes / Neues im Text.

Großer Fehler: Der „Affe“ ist ein Primat, kein Primaner. Es sei denn, er hat die Schulreife erlangt und es bis in die Prima geschafft…
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also

ich finde die geschichte hinreißend, besonders den schluß mit seiner mutigen aussage. ganz lieb grüßt
 

jon

Mitglied
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…mutige Aussage des Schlusses?
Ich weiß, unser Geschmack differiert mitunter erheblich, liebe flammarion, aber meist finde ich den "Adapter" der mich deine Reaktion nachvollziehen lässt. Hier fehlt er mir. Haben wir eine verschiedene Vorstellung vom Begriff mutig? Meiner Meinung nach gehört die Aussage: „Die haben heimlich schon längst gemacht, woran wir noch rumdiskutieren.“ eher zum SF/Mystik-Standard denn zur Kategorie "mutige Aussage". Vielleicht bin ich aber auch schon zu oft in der Welt der Verschwörungstheorien zu Gast gewesen… Man weiß ja nie…
 



 
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