sanssouci II

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H

HFleiss

Gast
damals war ich in dem schönen königsgarten
ich traf den schwarzen faun der hatte einen pferdefuß
persepone lachte dazu ihr fiel es leicht die mit
ihren schaumweißen händen ich stieg über
buchsbaumhecken streunte durch eine römische villa
an den wänden könige und schranzen irgendwo
ein kleiner gott dem geschah berührendes
der laubengang war nicht geöffnet die orangerie
stand schief auf dem berg waffenstarrend ein
grünspanjüngling zielte mir ins gestorbne herz
er lachte göttlich gemein. im grossen bassin ein stockentenerpel
das schloss darin schwamm wie zerbrochen
auf dem weinberg sah ich hinüber nach
potsdam-stadt hochhäuser störten den ausblick
sonst nichts als wälder vermutlich auch seen und teiche
der himmel war preußisch blau im drachenhaus
aß ich leichweißes erdbeereis ich sah viel erlauchtes
 

Carlo Ihde

Mitglied
Sah viel erlauchtes...

und danach?

Endet das einfach so, nur weil es auch einfach so beginnt?

Das reicht mir irgendwie nicht.
 
H

HFleiss

Gast
Leider kann ich dir mit dem anschließenden Klogang nicht dienen. Oder hättest du darüber auch gern gelesen? Wenn es sein muss - ich bin für jede Schandtat zu haben. Allerdings anderen Orts.

Hanna
 
Hallo HFleiß
du entwirfst so wunderbare Bilder, dass ich darin ganz gefangen bin. Ich klettere mit dir über Hecken, schau mir den Grünspanjüngling an und esse zuletzt mit dir das Erdbeereis.
Doch mit der Kleinschreibung und dem Fehlen von Punkt und Komma komme ich nicht klar. Trotzdem werde ich es gut benoten.

Viele Grüße
Marie-Luise
 
H

HFleiss

Gast
Danke, Marie-Luise, das hast du nett geschrieben. Allerdings, die Kleinschreibung und ohne Punkt und Komma werde ich nicht mehr ändern - nicht nur, dass ich selbst mich daran gewöhnt habe, es ist auch nicht ganz unüblich in der modernen Lyrik. Jedes fehlende Komma hat nämlich auch eine Bedeutung, es ist zum Lachen, aber es ist so. Ich grüße dich sehr lieb.

Hanna
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Hanna,

ich spazierte dort auch schon mal rum.
Schöne Eindrücke, sprachlich Deiner gut umgesetzt. Und auch die Form hat sicher Berechtigung, was "die Spaziergängerin von Sanssouci" und ihren Empfindungen, angeht.*smile*

lG
Sanne
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Stoffel, ich dank dir für den Kommentar.
An den Film habe ich während des Schreibens überhaupt nicht gedacht, noch nicht mal an den Titel, inhaltlich gibt es keine Parallele. Was die Form angeht: Viele bekannte moderne Lyriker verwenden sie, z. B. Ulla Hahn, Sarah Kirsch, Günter Kunert. Sie wurde auch schon in den zwanziger Jahren benutzt. Ist also nicht meine Erfindung (obwohl ich sie gern erfunden hätte). Hanna
 



 
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