schlag mein banges herz

Perry

Mitglied
schlag mein banges herz


wo in dieser zeit
wird noch graupensuppe gekocht
mit brotstückchen aufgetunkt

wo in diesem land
quillt haferbrei aus den löchern
die ich in die luft starre

es sind diese trauerlieder
die die teller der tage füllen
basstrommeln in mir schlagen
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo perry,

ich finde dein Gedicht sehr gelungen,
schöne Metaphern, die nostalgisch-wehmütig stimmen.

Die Melodie harmoniert mit der Aussage.
Deine letzte Strophe finde ich besonders gelungen.

Hier habe ich gestockt:

quillt haferbrei aus den löchern
Dieses Bild ist mir unbekannt. "Haferbrei aus Löchern" - dazu finde ich keine Verbindung.

Mir ist klar, dass du hier ein Sinnbild verwendest, dass dieser Haferbrei für irgend etwas steht, das LI vermisst, weil eben nichts aus den Löchern kommt, die es in die Luft guckt.

Ich sehe den Haferbrei, wie er aus den Löchern quilt, aber es ist mir unbekannt - ich verknüpfe nichts damit. Es ist ein neues Bild.

Ich bin mir unschlüssig, wie ich diese Leseerfahrung bewerte. Auf jeden Fall war es spannend, in dem Vertrauten etwas Ungewöhnliches zu finden.

lg,
kalei
 

Perry

Mitglied
Hallo Kalei,

danke fürs Hineinspüren in die Bilder.
Das Bild in der zweiten Strophe erweitert den Rückblick auf karge Kinderzeiten, denn sie stellt dem reinen Hungerstillen die Schlaraffenlandfantasie zur Seite, die der oft mit Marmelade versüßte Hirsebrei in der Erinnerung des LI auslöst.
Die leeren Löcher in der Luft sind eine Metapher für das Alleinsein im Alter, das durch den Wandel vom Mangel zum Überfluss bzw. dem vieler (Groß)Familien zum Singledasein eintrat. So hört das LI die Trommelschläge der Angst allein zu sterben immer lauter und versinkt immer mehr in den verklärenden Bildern seiner Kindheit.
Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter, auch wenn meine Intention nicht die des lesers sein muss.
LG
Manfred
 



 
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