schöner wärs

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groucho a.m.

Mitglied
schön wärs

noch schöner wärs
ganz ohne denken
augen schließen
hände lenken
neben mir
vertraute haut
dir entfährt ein
leiser laut
laß die lippen
ziellos wandern
von einem schenkel
zu dem andern
nähere mich
stück für stück
atem zwischen
schmerz und glück
bebend löst sich
voller wonne
aus der heimlichkeit
die sonne
leg dann den kopf
in stiller ruh
an deinen hals
und bin ganz Du


groucho a.m. 06/2009
und Besserung ist nicht in Sicht :rolleyes:
 

Walther

Mitglied
Lb. groucho,

herzlich willkommen auf der grünen Dichterwiese. Dein Einstand ist durchaus interessant zu lesen. Frage: Warum setzt Du das Gedicht nicht wie gehabt? Ich wette, dann wären Dir die beiden Stockfehler im Metrum sofort aufgefallen.

LG W.
 

groucho a.m.

Mitglied
Danke Walther,

für die Begrüßung und das Feedback.
Gegenfrage: Was meinst Du mit "wie gehabt" setzen? Typographisch ist es so, wie es immer war bzw. eben wie ursprünglich gehabt. Es hatte niemals nicht eine andere Form. Zudem wette ich dagegen, dass mir die Stockfehler auch im Nachhinein auffallen würden. Schließlich bin ich ein Vollblut-Laie und musste jetzt erstmal ergockeln, was es mit dem Metrum auf sich hat. Aber leider spann ich immer noch nix. Wär nett, wenn Du mich mit der Nase direkt hineintauchst - bin so ein Typ, der leicht vor lauter Wald den Baum nicht sieht ;)

Beste Grüße,
g.
 

groucho a.m.

Mitglied
schön wärs

noch schöner wärs
ganz ohne denken
augen schließen
hände lenken
neben mir
vertraute haut
dir entfährt ein
leiser laut
laß die lippen
ziellos wandern
von einem schenkel
zu dem andern
nähere mich
stück für stück
atem zwischen
schmerz und glück
bebend löst sich
voller wonne
aus der heimlichkeit
die sonne
leg dann den kopf
in stiller ruh
an deinen hals
und bin ganz Du


g.a.m.
 

Walther

Mitglied
Lb. g.a.m.

hier das, was man Silbenbild nennt:
noch schöner wärs ganz ohne denken
[red]x[/red]XxXxXxXx
augen schließen hände lenken
XxXxXxXx
neben mir vertraute haut
XxXxXxX
dir entfährt ein leiser laut
XxXxXxX
laß die lippen ziellos wandern
XxXxXxXx
von einem schenkel zu dem andern
[red]x[/red]XxXxXxXx
nähere mich stück für stück
XxXxXxX
atem zwischen schmerz und glück
XxXxXxX
bebend löst sich voller wonne
XxXxXxXx
aus der heimlichkeit die sonne
XxXxXxXx
leg dann den kopf in stiller ruh
[red]x[/red]XxXxXxX
an deinen hals und bin ganz Du
[red]x[/red]XxXxXxX
Die roten x.e sind die Stockfehler.

Gruß W.
 

groucho a.m.

Mitglied
Sei bedankt für deine Mühe und das Silbenbild, Walther. Jetzt erahne ich zumindest, was du mit den Stockfehlern meintest.
Ich werde es allerdings nicht ändern. Die Worte und ihre Anordnung sind tabu, in Stein gemeißelt und mit fetten Spax an die Innenwand des linken Atriums meines Herzens gedübelt. Das geht halt einfach nicht.

Besten Gruß,
g.
 

Walther

Mitglied
Werter g.a.m.,

da kann man dann eben nichts machen. Wer nichts dazulernen will, der lernt nichts dazu.

Gruß W.
 

groucho a.m.

Mitglied
Salve Walther,
klasse Antwort und Hinweis. Da nehm ich mir gern ein bisschen mehr Zeit, um darauf zu reagieren. Werd erst mal schaun, ob ich noch ein Noagal Strohrum in meinem unsortierten Haushalt auftreiben kann, damit ich in Stimmung komme. Bis nachher...
Gruß,
g.
 

groucho a.m.

Mitglied
ok Walther,

ich glaub ich mag keinen Strohrum, ist kein elitäres Gesöff. Aber zum Thema, bzw. zunächst: ist "Werter g.a.m." in der Anrede eine Auf- oder Abwertung gegenüber "Lb. g.a.m."? Leider kann man sarkastischen oder ironischen Tonfall aus nackten Buchstaben sehr schwer heraushören. Da ein echter Dichter und Worthandwerker sein Material nicht ohne Bedacht auswählt und einsetzt, eröffnet sich mir Raum für Mutmaßungen. Doch wie dem auch sei...

Mit der Feststellung, dass man dann eben nichts machen kann, liegst du genau richtig. Mit der Annahme, warum dem so ist, allerdings haarscharf daneben.

Ich nehme an, dass meine Begründung, weshalb ich es nicht ändern möchte, für dich nicht aussagekräftig genug war. Vielleicht hätten andere eine leise Ahnung, vielleicht hätte ich selbst mehr Hinweise geben sollen, als ich mochte.

Ich habe bisher erst zwei Gedichte hier eingestellt und beide handeln von Liebe und Sehnsucht. Die hab ich aber nicht deswegen geschrieben, weil ich so ausgesprochen gerne und am liebsten nix anderes als Liebesgedichte schreibe, sondern weils aus gegebenen Anlaß so aus mir rauspurzelte.
Beide sind schon etwas älter und haben die Adressatin auch erreicht. Sie waren und sind Ausdruck meiner Gefühle, haben eine Geschichte und gerade in "schöner wärs" mehr als eine Meta-Ebene an Bedeutungen für beide Seiten. Daher möchte ich dieses als quasi Dokument meines Lebens so erhalten, wie es ist und auch trotz inzwischen besseren Wissens nicht verändern. Es hätte etwas von Frevel und dabei spielt es für mich überhaupts keine Rolle, ob das Gedicht handwerklich gut oder schlecht ist und was andere davon halten. Es ist eine persönliche Sache.

Ein langer Satz zur weiteren Verdeutlichung: würdest du, lieber Walther, wenn du jetzt mit dem Kunstmalen begönnest, nach einer gewissen Zeit einigermaßen ästhetisch anmutende Striche auf die Leinwand bröchtest, dich frisch verliebtöst und deiner Angehimmelten mit in deinem Herzblut gemischten Farben ein nach deinen aktuellen Malfähigkeiten maximal gut gelungenes Werk zu Füßen lögtest, nach einem halben Jahr und illuminierenden neuen Erkenntnissen in der Zeichenkunst zu ihr rennen, nervös in dem Werk herumradiern und hier und da ein paar Korrekturen einarbeiten, weils so im Katechismus der Kunstmalergilde steht und verlangt wird?

Nun, ich denke, jetzt dürfte es einigermaßen klar sein, was es mir so schwer macht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich bei meiner Antwort mit der Verortung des Ehrenplatzes, an welchem "schöner wärs" für alle Zeiten festgedübelt ist (Vorhof und somit Eingangsbereich meiner linken Herzkammer) einen für romantisch veranlagte Menschen ausreichenden Hinweis auf die persönlichen Beweggründe meines quasi abschlägigen Bescheids gegeben hätte. Bei dir hab ich mich da wohl eher getäuscht.

Was aber auch nicht unbedingt verwunderlich sein muß, denn ich halte dich, nach allem, was ich hier von dir lesen durfte, für einen ausgesprochen Guten deines Fachs. Du beherrscht das Dichthandwerk, kennst dich in Metrik, in Formen und Historie der Dichtkunst aus, machst und schaffst was dir liegt und deinen Talenten entspricht. Ich find das prima.

Meinereiner hingegen, der ich nicht mal definieren kann, woran man ein Sonett erkennt und der ich mit der Bedeutung von Metrik und Kadenz zunächst nicht viel anzufangen weiß, tut unter anderen Vorraussetzungen und vermutlich auch aus anderen Gründen Verserl stricken. Ich schreibe Gedichte nicht, um mich an der rein handwerklichen Fähigkeit zu ergötzen. Ich nutze sie nur als für manche Dinge (nicht nur Liebesgedichte) angemessene Form des Ausdrucks meiner Gefühle oder Gedanken, aus dem Bauch heraus, aus Spaß oder Verzweiflung. Dabei hat für mich als Laienpfuscher der Inhalt Priorität vor Form und Sitte. Und mit dieser Brille lese ich auch.

Deine Brille ist aufgrund Deiner Fähigkeiten und vielleicht auch Schwerpunkte möglicherweise anders getönt. Wenn man beim Lesen eventuell schon fast automatisch nebenbei die Silben zählt, könnten einem hin und wieder andere Aspekte verlustig gehen. Und man kann dann vielleicht auch nicht so leicht zwischen den Zeilen lesen, wie ich dachte und hoffte, als ich die Ausstattung meines Herzens erwähnte. Aber dafür hab ich ja jetzt den ganzen Rotz so ausführlich geschrieben.

Auch wenn Du das, was ich angedeutet hatte, nicht herauslesen konntest (kein Vorwurf), hättest Du mich leicht fragen können, warum für mich ein Ändern des Gedichts nicht in Frage kommt und tabu ist. Mir stattdessen zu unterstellen, dass ich nicht dazulernen wolle und zu prophezeihen, dass ich dies daher auch nicht würde, fußt in meinen Augen auf einem nicht gerade logisch nachvollziehbaren Gedankengang, denn um zu dieser Erkenntnis zu gelangen fehlen die dazu passenden Parameter und Inputs. Woraus liest du denn bitte meinen vermeintlichen Lernunwillen? Meinst du denn, dass ich dich anfangs nur so aus Jux nach der Metrik gefragt habe, mich dann höflich bedanke und praktisch ällabätsch? Meinst du, nur weil ich an diesem Gedicht Gelerntes nicht anwenden möchte, dass ich niemals gar nie nicht Gelerntes umsetzen bzw. in zukünftigen Gedichten berücksichtigen will? Wenn ja: wie kommst du auf solch schräge Schlussfolgerungen?

Das würde genauso von einer relativ verkürzten Sicht- oder Denkweise mit einer Neigung zur überschnellen Verurteilung zeugen, wie wenn ich dir nun unterstellte, du seist nur eing'schnappt, weil ich nicht gleich devot frisch ans Werk gehe, um den Lernerfolg deiner Lektion unter Beweis zu stellen. Wär a rechter Schmarrn, oder? Weil

der Eingeschnappte bin grad ich
und somit gottbefohlen
g.
 



 
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