schwalbe

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ENachtigall

Mitglied
schwalbe
warte
über dem köhlbrand
ist sommer
die freiheit klein
das geld rar
wie das lächeln der niemands
das schwelt
wie verbrückt
über dem köhlbrand
ist sommer und keiner
der bremst für die vergangenheit
die unvollendete
die passieren will
wie eine blinde
schwalbe
wohin
lenkt dich der schwanz
wenn an bord
dieser steine die lichter
glühen wirst du
nicht segeln gehen


© elke nachtigall
Juni 2009
 

ENachtigall

Mitglied
schwalbe
warte
über dem köhlbrand
ist sommer
die freiheit klein
und rar das geld
wie das lächeln der niemands
das schwelt
wie verbrückt
über dem köhlbrand
ist sommer und keiner
bremst für die vergangenheit
die unvollendete
die passieren will
wie eine blinde
schwalbe
wohin
lenkt dich der schwanz
wenn an bord
dieser steine die lichter
glühen wirst du
nicht segeln gehen


© elke nachtigall
Juni 2009
 

revilo

Mitglied
Hallo, mein schöner Vogel! Auch nach mehrmaligem Lesen kommt der Text bei mir nicht so recht an. Mich stören insbesondere die vielen Zeilenumbrüche,die das Verständnis erschweren.
wiederzuböd revilo?
 

ENachtigall

Mitglied
Na dann will ich es Dir etwas leichter machen, lieber revilo.
(Schließlich kommt man über die Köhlbrandbrücke auch nicht so einfach und schon gar nicht zu Fuß).

Lieben Gruß, Elke
 

ENachtigall

Mitglied
schwalbe
warte

über dem köhlbrand ist sommer
die freiheit klein und rar
das geld wie das lächeln der niemands
schwelt wie verbrückt über dem köhlbrand
ist sommer und keiner der bremst
für die unvollendete vergangenheit
die passieren will wie eine blinde

schwalbe
wohin

lenkt dich der schwanz
wenn an bord dieser steine
die lichter glühen
wirst du nicht segeln gehen


© elke nachtigall
Juni 2009
 
Liebe ENachtígall,
der Text ist sehr gelungen. Tolle Bilder!
Nur das "wie" zwischen "schwelt" und "verbrückt" würde ich weg lassen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke!

Mir geht es hier ähnlich wie revilo, die Intention will sich mir noch nicht recht erschließen.
Ich schleiche schon den ganzen Tag um dieses Gedicht und nach dem wiederholten Lesen schießt mir immer das Wort "Zaghaftigkeit" in den Kopf.
Von der Sprache und vom Lesefluss her sehr gelungen. Ich mag es vor allem, dass man hier über die Zeilen hinweglesen muss, bzw. darf.

Liebe Grüße
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
schwalbe
warte

über dem köhlbrand ist sommer
die freiheit klein und rar
das geld wie das lächeln der niemands
schwelt verbrückt über dem köhlbrand
ist sommer und keiner der bremst
für die unvollendete vergangenheit
die passieren will wie eine blinde

schwalbe
wohin

lenkt dich der schwanz
wenn an bord dieser steine
die lichter glühen
wirst du nicht segeln gehen


© elke nachtigall
Juni 2009
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber Karl,

danke für das große Lob und den kleinen aber wirkungsvollen Tip; habe ich gerne und gleich angenommen.

Herzliche Grüße,

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber Manfred,

auch Dir vielen Dank dafür, Deinen Eindruck in Worte zu fassen.

Es ist vielleicht die Zaghaftigkeit des Versuchs der Beschreibung einer Prostitution; konkret lokalisiert.

Mehr dazu zu sagen wäre kriminell ;-)

Herzliche Grüße,

Elke
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Elke,

Du hast einige Doppelbelegungen in dem Text, dadurch hatte ich Mühe, den Inhalt zu verstehen. Auch das "Ich" und das "Du" wollte sich mir zuerst nicht erschließen.

Der Köhlbrand ist ein Elbarm und ich vermute, dass eine Brücke darüberführt. Dort steht die "Bordsteinschwalbe" (Schwalbe auch hier doppelt belegt)

"Die Freiheit klein und rar" könnte rein räumlich gesehen ein pendant zur "Großen Freiheit" in Hamburg sein.

Die unvollendete Vergangenheit will diese Brücke passieren wie eine blinde Schwalbe.

Hier scheint sich mir der Inhalt zusammen zu drängen.

Da bleibt nach all dem Vergangenen nichts Anderes mehr übrig im Hinschauen auf ein Zukünftiges, als erst einmal die Augen zu verschließen, um Dinge zu tun, die als einzige einen Ausweg oder einen Weg überhaupt anbieten.

Wohin lenkt dich der Schwanz ist nicht mehr auf die Schwalbe bezogen, die allerdings ihre Kreise mit dem Schwanz lenken muss; ich denke mit dem "du" kommt ein männliches Wesen in den Text, und er wird nicht wie die Schwalbe, der Vogel, segeln oder als ein Mann in einem Boot auf der Elbe segeln gehen, sondern er wird sich durch seinen Schwanz zu etwas Anderem verleiten lassen, wenn die Bordsteine glühen.

Keine Ahnung, ob ich Dich richtig verstanden habe , liebe Elke, aber bitte, bitte, keiner jetzt auf Vera-Lena mit Steinen werfen, auch nicht dann, wenn sie das verdient haben sollte!

Liebe Grüße!
 
H

Heidrun D.

Gast
Mein ausholender Arm kann die Größe des Steins kaum tragen, den ich nun auf Vreni schmettern werde ... :D

Im Gegenteil. :) Ich finde ihre Erläuterungen sehr erhellend und vermute, dass sie für die äußere Ebene des Textes absolut zutreffend sind.

Auf einer weiteren, von mir eher erspürten, lese ich einen geplanten Abschied, trotz unvollendeten Werks, ein Weg zu einer "anderen Baustelle", der im weiteren Sinne durchaus eine Form von Prostitution darstellen kann.

Andererseits macht eine Schwalbe noch keinen Sommer, wodurch sie auch immer gesteuert sein mag. ;) Und deshalb gebietet die Vernunft: Warte!

Ein vielschichtiger Text, wie ich ihn an dir, Elke, so schätze.

Liebe Grüße
Heidrun
 

ENachtigall

Mitglied
schwalbe
warte

über dem köhlbrand ist sommer
die freiheit klein
und rar das geld
ein lächeln schwelt
verbrückt über dem köhlbrand
ist sommer und keiner
der bremst für die unvollendete
vergangenheit die passieren will
wie eine blinde

schwalbe
wohin

lenkt dich der schwanz
wenn an bord dieser steine
die lichter glühen
wirst du nicht
segeln gehen


© elke nachtigall
Juni 2009
 

ENachtigall

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

kriminell ist aber auch, deinen vortrefflichen und mutigen Kommentar solange "schmoren" zu lassen ...

Ich musste erst die Worte und Gedanken noch eine Zeit hin- und herwälzen wie einen müden Körper in schlafloser Nacht ohne wirklich zu einem Schluss zu finden.

Dem ersten Teil Deiner Interpretation kann ich vorbehaltlos zustimmen. Der Köhlbrand als Gewässer, an dessen Ufer übrigens früher Holzkohle gebrannt und an die Schiffer verkauft wurde, die gigantische Brücke, die so verheißungsvoll beleuchtet sich in der Dunkelheit der zwielichtigen Stadt entgegenwindet wie ein monumentales Versprechen... dieser Ausgangspunkt verbindet die beiden Teile. Im Mittelpunkt steht die Bewältigung, die Transformation der Zeit; das Es geschah (unvollendete Vergangenheit) unterscheidet sich vom Es war geschehen(vollendete Vergangenheit) allein durch die vorwärts gerichtete Bewegung des Rückblickenden, die einem gefühlten Abstand (sich nicht mehr zurück hineindenken, sondern distanziertes Sich-erinnern-an) entspricht. Das ist gefährlich auf stark befahrenen Straßen, wie blindes Gehen.

Das Geschlecht der Schwalbe ist in meinem Sinne unerheblich. Der Schwanz ist wohl gleichzeitig ein Symbol für das Triebhafte, aber auch für das, was wir nach uns ziehen (da hängt noch ein ganzer Schwanz dran: Verflechtungen, Althergebrachtes, widrige Umstände etc.); es ist eine Einflussgröße, vor dessen Lenkkraft gewarnt wird von der reflektierenden Stimme, die vielleicht die innere der Schwalbe ist. Der Zustand in der Schwebe - zwischen warten und wohin - entspricht der nicht passierenden Zeit.

Soweit an Dich, liebe Vera-Lena. Da sich Dein Kommentar so bravourös mit dem von Heidrun ergänzt, magst Du gerne weiterlesen.

Lieben Gruß, Elke
 

ENachtigall

Mitglied
intuitiv

Liebe Heidrun,

Auf einer weiteren, von mir eher erspürten, lese ich einen geplanten Abschied, trotz unvollendeten Werks, ein Weg zu einer "anderen Baustelle", der im weiteren Sinne durchaus eine Form von Prostitution darstellen kann.
Die Prostitution ist tatsächlich eher eine empfundene, angedeutet durch die zerfaserte Umschreibung der "Bordsteinschwalbe". Was auch immer die Schwalbe preisgegeben haben mag ... beflügelt hat es sie nicht.

(Prostitution: nach vorn stellen, zur Schau stellen, preisgeben)

Ich danke Dir sehr für Dein einfühlsames Abtauchen ins Gedicht - und die Herausforderung, ein Stimmungsgedicht noch einmal ernsthaft aufzurollen.

Herzliche Grüße,

Elke
 



 
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