schwere Zeiten

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  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 8146
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G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Seit einem Jahr
Trug sie jetzt schwarz

Seit dem Tod
Ihres Mannes
Musste sie arbeiten gehen

Sie arbeitete als
Schornsteinfegerin



Ihr Mann war Henker
Und gelernter Folterknecht

Nach dem Krieg
Machte die modere Justiz
Seine Arbeit unmöglich

Er hatte Einsehen
Doch seine Karriere war ruiniert​


Er war der letzte Henker, der mit dem Wippgalgen exekutieren konnte.














1944​
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebes Tigerauge,

ich gehöre zu der Generation, die sich noch erinnert, dass 20jährige junge Männer an Bäumen aufgeknüpft hingen, ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: "Ich bin ein Feigling".
Tagelang hingen die Leichen dort.

So etwas vergisst man nicht, wenn ich es auch viel später erst erfahren habe, so war ich doch damals noch jung genug, dass mir das zutiefst in die Seele eingedrungen ist.

Insofern spricht mich Dein Text auch sehr an.

Ich finde aber, dass er nichts Experimentelles hat.

Vielleicht möchtest Du ihn im "Tagebuch" einstellen. Dort wäre er sehr gut aufgehoben, vermute ich. Dort würde ich ihn Dir auch bewerten.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Carlo Ihde

Mitglied
Finde den Text auch nicht sonderlich experimentell, was natürlich kein urteil über seine Tauglichkeit für ein anderes Forum ist. Da sehe ich gute Chancen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Seit einem Jahr
Trug sie jetzt schwarz

Seit dem Tod
Ihres Mannes
Musste sie arbeiten gehen

Sie arbeitete als
Schornsteinfegerin



Ihr Mann war Henker
Und gelernter Folterknecht

Nach dem Krieg
Machte die modere Justiz
Seine Arbeit unmöglich

Er hatte Einsehen
Doch seine Karriere war ruiniert​


Er war der letzte Henker, der mit dem Wippgalgen exekutieren konnte.







1944​
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
So einfach ist der Text nicht.

Ich habe eine kleine Verbesserung durchgeführt.

Jeder hat den Krieg anders erlebt. Die Interpretationsmöglichkeiten des Textes sind aber eingeschränkt. Und hier spielt die Form eben doch eine Rolle. Ich halte es für falsch, die Sätze aneinander zu schreiben, denn sie sollen interpretiert werden. Ebenso ist die letzte Zeile wichtig: es kann sich doch nicht um das Erscheinungsjahr handeln! Gab es 1944 den so viele Fahnenflüchtige?
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebes Tigerauge, um Deine Frage zu beantworten:

Ich weiß von einem Fall, bei dem 2 junge Männer aufgeknüpft wurden, obgleich gar nicht erwiesen war, ob sie von ihrer Einheit durch Kriegshandlungen abgetrennt worden waren, oder ob sie tatsächlich fahnenflüchtig waren. Das Gericht wurde zack-zack- durchgeführt und das Urteil stand im Grunde schon vor dem Gerichtstermin fest. Das war damals allerdings das Übliche. Am 2. April 1945 wurden sie erhängt, so kurz vor Kriegsende. Dasselbe Schicksal erlitten aber sehr viele Soldaten im letzten Kriegsjahr.

Schön, dass Du die kleine Änderung noch vorgenommen hast. Ich würde es wirklich sehr gerne bewerten. Das Besondere an dem Text ist, dass die Frau schwarz trug, nicht weil ihr Mann gestorben war, sondern weil sie Schornsteinfegerin werden musste. Und dann ist noch das Besondere daran, dass Du die Zahl 1944 erst nach langem Abstand zum Text eingefügt hast.

Also ich weiß jetzt nicht, ob das ausreicht, um den Text als experimentell gelten zu lassen. Du kannst ihn doch auf jedem Forum in derselben Formatierung einstellen, denke ich zumindest. Ich würde mich freuen, wenn Sta.Tor als Moderator dieses Forums sich dazu äußern würde.

Bis auf Weiteres....

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Seit einem Jahr
Trug sie jetzt schwarz

Seit dem Tod
Ihres Mannes
Musste sie arbeiten gehen

Sie arbeitete als
Schornsteinfegerin



Ihr Mann war Henker
Und gelernter Folterknecht

Nach dem Krieg
Machte die modere Justiz
Seine Arbeit unmöglich

Er hatte Einsehen
Doch seine Karriere war ruiniert​


Er war der letzte Henker, der mit dem Wippgalgen exekutieren konnte.
1944​
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hi Tiger,

Sinn und Zweck des Forums "Experimentelles" ist ja nicht, das ich Alles und Jedes für gut und richtig halte - entscheidend ist der Zuspruch der allgemeinen Community.
Ist der nicht da, greife ich ein.
Sollte jemand mein Forum als Basis für seine Lyrik auserwählen, nur zu, er wird von mir nicht abgewiesen werden.

Und so kannst natürlich auch Du weiterhin hier in meinem Forum veröffentlichen und Dich von anderen bewerten lassen. Gleichwertig.

Viele Grüße

Sta.tor
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebes Tigerauge,

ich bin sehr beeindruckt davon, mit welcher Nüchternheit Du ein derart schwieriges Thema aufgreifst.

Auch wie Du mit ganz wenigen Worten die Sicht des Henkers über seine geplatzte Karriere beschreibst, also auf so etwas würde ich nie kommen, weil man ja zuerst immer an die Opfer denkt.

Faszinierend finde ich, dass man nicht weiß, ob Du es ironisch meinst, oder ob Du ganz ernsthaft darstellen willst, dass der Henker sich natürlich getroffen fühlt durch den Verlust seiner Beschäftigung.

Mir fällt bei Deinen Texten immer wieder auf, wie unverwechselbar sie sind. Das hat Seltenheitswert. Ich glaube, wenn Du anonym schreiben würdest, würde ich Deinen Text auch immer finden. Bei Sta.Tor ist mir das übrigens wirklich einmal gelungen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
modere Justiz,

nur um der Klarheit Willen: Das hatte ich übersehen. Ich habe jedes Mal "moderne Justiz" gelesen. Hoffentlich hast Du, liebes Tigerauge, es auch so gemeint.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
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Trug sie jetzt schwarz

Seit dem Tod
Ihres Mannes
Musste sie arbeiten gehen

Sie arbeitete als
Schornsteinfegerin



Ihr Mann war Henker
Und gelernter Folterknecht

Nach dem Krieg
Machte die moderne Justiz
Seine Arbeit unmöglich

Er hatte Einsehen
Doch seine Karriere war ruiniert​


Er war der letzte Henker, der mit dem Wippgalgen exekutieren konnte.
1944​
 



 
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