tagschwelle (fragment)

Asfalon

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tagschwelle (fragment)

wieder einer dieser augenblicke, in denen wir mit unseren körpern die nacht ausstreichen, auf der suche nach einem wärmenden wort zwischen zwei bittenden berührungen, deine hand, die mein gesicht in den kissen sucht, es findet - und gleich wieder zurückschreckt, sich hinter den vorhang deiner haare flüchtet, verbrannt von meiner traurigkeit, um sich an deinen lippen zu kühlen, an deinen lippen, die sehnsucht nach sommer sind, oder auf deinen geschlossenen lidern, hiter denen du über die grenzen des schlafes hinwegblickst mit einem lächeln, das es noch nicht gibt. du, wir stehen an der schwelle zum tag, ich kann den fluss an der decke tanzen sehen, ich kann den morgen sehen, wie er sich vorsichtig und ohne einen laut auf den nebligen lippen durch die jalousien hindurch auf unsere haut vortastet, so als könne er etwas hier drinnen zerbrechen, deinen seidenen körper oder mich, dessen blick die zeit gefangen hält, sie anhalten möchte und der schon seit stunden wach liegt im dämmerlicht deines zimmers, in dieser grotte voll unausgesprochener gefühle.
 
Hallo Asfalon!


Ein genau empfundener Text, wie ich finde. Eine lyrische Prosa. Es gibt ein paar kleine Flüchtigkeitsfehler wie hier: („...hiter denen du über die grenzen des schlafes hinwegblickst"). Verblüffend finde ich die Poesie dieses Textes und die teils originellen Bilder. Natürlich muss man da immer vorsichtig sein. Vielleicht hier und da doch einen Lyrismus streichen? Oder sich auch manchmal für eine echte Zäsur entscheiden? Es werden vor allem am Anfang sehr viele Nebensätze angehängt. Das erzeugt natürlich auch das Schwebende, trotzdem würde ich auch hier auf das richtige Maß achten.

„in dieser grotte voll unausgesprochener gefühle.“

Ich bin gern bereit den letzten Zeilen zu folgen durch diese schwebend beschriebene Morgenstimmung, aber ob dann „Grotte“ das richtige Wort ist? Vielleicht ein etwas „sachlicheres“ Wort wählen? Das wäre meine Haltung zu dem Text. Also: Eine Stufe runterzoomen in der lyrischen Sprache, ohne aber einen Millimeter des wunderbaren Zwischenraums aufzugeben. Was mir auch gefällt, dass die Situation klar durchgehalten ist.

Beste Grüße

Monfou
 



 
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