unbezahlbar

Unbezahlbar

Der Dichter sehnt sich nach Ruhm und Lorbeeren. Er möchte einen Preis. Und schreibt und schreibt und schreibt.
Gedichte im Trend der Zeit, die er hier und da und noch viel weiter hin verschickt. Aber seine Gedichte sind nichts wert, nicht mal den symbolischen Glückspfennig. Sie sind nur die Schulden wert die der Dichter macht um sie zu schreiben. Sie sind die Blätter Papier wert, die Bleistifte, die Radiergummis; sehr große Radiergummis die der Dichter nutzt um seine Träume, Ideen, seine Erinnerungen, seine Lieben ein wenig besser zu retouchieren. Das Prozedere erfordert viele Blätter und Bleistifte und Radiergummis. Seine Freunde nennen ihn den Ausradierpoeten.

Der Dichter sehnt sich nach Ruhm und Lorbeeren. Er möchte einen Preis. Und schreibt und schreibt und schreibt.
Die Leute wissen nicht, was ihn das kostet. Vor langer Zeit, als er seine ersten Worte in Verse setzte, war der Poet sehr stolz: er glaubte, eine neue Poesie zu schaffen. Er suchte einen eigenen Stil und fand so viele! Aber seine Gedichte gefielen nicht. Der Dichter fühlte sich verflucht, verkannt, verbannt.
Die Zeit verging, der Dichter las sein Werk, doch ach! Wo waren die Träume, Ideen, Erinnerungen, Lieben? Auf dem Papier eliminiert! Die Spur des Bleistifts ist verwischt; die Zeit hat alles ausradiert.

Der Dichter sehnt sich nach Ruhm und Lorbeeren. Er möchte einen Preis. Und schreibt und schreibt und schreibt.
Aber nun lässt er der Zeit Zeit. Er dekantiert seine Poesie, kostet sie mehrfach. Und eines Tages hält er sie für ausgereift, vorgetragen zu werden. Er nennt sich immer noch dichter. Aber mit einem kleinen d.

Der dichter sehnt sich nach Ruhm und Lorbeeren. Er möchte einen Preis. Und schreibt und schreibt und schreibt.
Auch, weil er es liebt, mit den Zwischentönen zu spielen. Aber er verweigert sich nun kostenlose Wortspielen um einen Preis zu erlangen. Wenn der Poet seine Gedichte verschickt, ist er sehr galant; er schreibt: „...mit vorzüglicher Hochachtung, etc...“ und retour erhält er ebenfalls sehr freundliche Post: „Sehr geehrte(r) Dame, Herr... Ihr Werk hat große Qualitäten aber wir bedauern, Sie in Kenntnis setzen zu müssen, dass es sich in keine unserer aktuellen Reihen integrieren lässt. Wenn Sie Ihr Manuskript zurückerhalten möchten, senden Sie uns bitte 10,- DM in Briefmarken. Nach einem Zeitraum von drei Monaten und einem Tag wird Ihr Manuskript vernichtet...“

Der dichter fährt fort zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben. Weil er den Kopf voller Träume, Ideen, Erinnerungen und Lieben hat; er schreibt, um dies hier zu schaffen... Und so wird er ein Anderer der sich von ihm unterscheidet. Der dichter schreibt, und im Grunde weiß er nicht, warum.

Er würde so gerne, so gerne hören, dass seine Poesie unbezahlbar ist......
 

Charima

Mitglied
Auf den Punkt gebracht...

..., wirklich treffend formuliert! Genau das ist es, wonach wir Schreibende im Grunde alle streben.

Besonders gefällt mir die Verwandlung von "Dichter" zu "dichter".

Weiterhin viel Erfolg
und mehr Träume in Deiner Seele,
als die Realität zerstören kann, wünscht Dir

Charima
 
herzlich willkommen

danke für das liebe Feedback, Charima und vor allem:

nochmals herzlich willkommen!!! bei den Lupianern.:) :) :)

Ganz lieber Gruß

Femi
 

Charima

Mitglied
DANKE!!!

Vielen lieben Dank für den netten Empfang! Ich fühle mich hier auch schon richtig wohl...

Liebe Grüße,

Charima
 
Liebe Femi,
die Geschichte ist wirklich unbezahlbar, wie der Titel schon sagt.
Wiederum eine Meisterleistung!

Es grüßt dich herzlich
Willi
 
das Gedicht zur Geschichte

Danke für dein Lob Willi! :cool:
da bekomm ich ja rote Öhrchen ;)

In der Zwischenzeit hab ich weiter an der Geschichte gearbeitet. Ich habe sie ja bewusst "strophenhaft" gehalten mit den gleichen Absatzsätzen. Die erscheinen mir aber jetzt zu lang.

So versuchte ich, aus der Geschichte ein Gedicht zu machen, was mir glaube ich - wirklich besser liegt.

In Deutsch hat es mir aber überhaupt nicht gefallen, so hab ich das Projekt umgeschmissen und es auf Französisch formuliert.

Da, da find ich sie runder.

Voilà:

Le poète veut un prix :
il écrit, il écrit, il écrit
un poème
dans l'air du temps
qu'il envoie
ici ou là et encore
plus loin.

Mais son poème,
il ne vaut rien,
il ne vaut même pas
un franc symbolique !
Il ne vaut rien,
il vaut des dettes !

Son poème,
il vaut les dettes
que le poète a faites
pour l'écrire.
Il vaut
les feuilles de papier
les crayons
et les gommes ;
toutes les grosses,
très grosses gommes
que le poète use
afin que ses rêves, ses idées, ses souvenirs, ses amours
soient un peu mieux
photographiés.

Le procédé nécessite
beaucoup de
feuilles,
crayons
et gommes.
Les gens disent de lui :
c'est un poète à la gomme.

Le poète veut un prix.
Il écrit, il écrit, il écrit.
Les gens ne savent pas
combien il lui en coûte.
Il y a très longtemps
quand il posait ses premiers mots,
le poète était fier :
il croyait inventer
une poésie nouvelle !
Il cherchait un style...
et en trouva beaucoup !
mais ses poèmes ne plaisaient pas.
Le poète se croyait
maudit, incompris, banni.

Et puis
le temps passe... le poète
se relit : hélas !
où sont les rêves, les idées, les souvenirs, les amours ?
Sur la feuille élimée
la trace du crayon
n'évoque plus rien ;
le temps a tout
gommé.

Le poète veut un prix.
Il écrit, il écrit, il écrit
mais maintenant il laisse
du temps au temps.
Il décante sa poésie
et la goûte plusieurs fois.
Un jour, il la jugera
bonne à dire.
Il se dit toujours poète
mais avec un P minuscule ;
un P majuscule,
cela ne fait pas un Poète,
cela fait un Prétentieux.

Le poète veut un prix.
Il écrit, il écrit, il écrit
aussi parce qu'il aime
jouer avec les sons ;
mais il refuse
les jeux de mots gratuits
pour avoir un prix.
Quand il envoie ses poèmes,
le poète est très poli ;
il écrit : " Je vous en prie,
veuillez agréer, et cetera... "
et en retour
il reçoit aussi
un courrier très gentil :
" Monsieur ou madame,
votre ouvrage a beaucoup de qualités
mais
nous avons
le regret de vous informer
qu'il ne s'intègre dans
aucune
de nos collections actuelles.
Si vous désirez récupérer votre manuscrit,
envoyez-nous 30 francs
en timbres-poste.
Passé un délai de trois mois
et un jour
votre manuscrit sera
détruit."

Le poète continue :
il écrit, il écrit, il écrit
parce qu'il a
plein la tête
de rêves, d'idées, de souvenirs et d'amours ;
il écrit pour crier cela !
et ainsi, il devient
un autre
qui est lui et différent.

Le poète écrit
et, au fond,
il ne sait pas pourquoi,
il aimerait,
il aimerait
entendre
que sa poésie
n'a pas de prix.

Elsa findet das Gedicht aber noch zu lang. Ich lasse es etwas ruhen und fang dan nochmal an....

Lieber Gruß

Femi
 
Liebe Femi,
hab Erbarmen mit mir.
Ich bin 1945 eingeschult worden und hatte finanziell keine Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen. Darüber könnte ich heute noch weinen, doch was solls.
Damit will ich nur sagen: Ich finde den Text wunderschön, weil er von Dir ist, lesen kann ich ihn jedoch nicht, weil ich kein Französisch kann.
Es grüßt Dich allerliebst
Willi

PS. Schaust Du auch mal in meine neue Geschichte "Der kleine Dieb" herein.(Schreibwerkstatt) Dein Urteil ist mir sehr wichtig.
 
knurpseln

Lieber Willi,

wolte ja auch nur zeigen, dass die Geschichte noch nicht Endfassung ist. Ich probiere einen Stoff halt gerne in unterschiedlichen Formen und Sprachen aus. Also noch ein klein wenig Geduld. Wer weiß: vielleicht wird ja noch ein kleiner Krimi draus..

Deine neue Geschichte schau ich mir natürlich noch an!!

Bis dann

Femi
 
R

Rote Socke

Gast
Liebe Femi,

mit Begeisterung habe ich den Text gelesen. Geht es uns nicht allen so?, oder fast allen?
Du hast das sprachlich prima umgemünzt.

Mit holpernden Schritten bin ich durch die franz. Poesieform gelaufen. Wenn ich auch nicht alles verstehe, aber eins ist mir klar geworden: Diese Form hat mehr Biss und gefällt mir in dieser Poesieform sogar besser als der Text.
Einer sprachbegabten Schreiberin wie Dir, dürfte es also nicht schwer fallen, diese Poesie auch in der deutschen Sprache mit mehr Biss oder Fluss rüber zu bringen. Auf ans Werk.

LG
Söckchen
 
Je dichter, desto Dichter!

Liebe Femi,
wie du weißt, lässt mein Französisch nach wie vor sehr zu wünschen übrig. Dennoch möchte ich spontan auf dein wundervolles Gedicht mit folgenden Zeilen in der gleichen Sprache eingehen. Tu vas me comprendre, c'est certain.

J'écrit,
j'avais écrit,
j'écriterais,
comme tu le sais
et moi je doit
encore une fois
j'écrit pour toi,
j'écrit!

Question rigolant:
Comment ca se fait, un ours qui arrive à écrire?
 



 
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