verankert?

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H

Heidrun D.

Gast
Hallo Conny,

das gefällt mir. :)
Nur eine Kleinigkeit gebe ich zu bedenken: Es heißt allein, nicht alleine. Außerdem ist dir an dieser Stelle ein l entglitten.
Vielleicht möchtest du auch noch einmal über die Formatierung nachdenken?

leises murmeln
über mir
alte holzbalken
schwankende schritte

schroffe ansprache
ich mag den tonfall nicht

die stille war heilig
ein fester hafen
land in sicht

er geht
ich bleibe nicht [blue]allein[/blue]

sittsam
[strike]etwas[/strike] seltsam anmutend

[blue]die[/blue] gefalteten hände
Herzliche Grüße
Heidrun
 

meradis

Mitglied
leises murmeln
über mir
alte holzbalken
schwankende schritte

schroffe ansprache
ich mag den tonfall nicht

die stille war heilig
ein fester hafen

land in sicht
er geht
ich bleibe nicht allein

sittsam
etwas seltsam anmutend

gefaltete hände
 
Hallo meradis,
mit deinem Gedicht erzeugst du sehr gekonnt eine beklemmende Athmosphäre, ein Gefühl zwischen Angst und Geborgenheit.
Kompliment! Die kleinen Änderungsvorschläge Heidruns kann ich gut nachvollziehen.
Gruß
Karl
Karl
 

meradis

Mitglied
leises murmeln
über mir
alte holzbalken
schwankende schritte

schroffe ansprache
ich mag den tonfall nicht

die stille war heilig
ein fester hafen

land in sicht
er geht
ich bleibe nicht allein

sittsam
seltsam anmutend

die gefalteten hände
 

meradis

Mitglied
Hallo Karl,

danke Dir für den Eintrag.
Die Verbesserungen habe ich übernommen.

nochmal Dank an Heidrun :)

Liebe Grüße
Conny
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Conny,

manchmal ergibt ein Gedicht die unterschiedlichsten Lesarten.

Für mich handelt dieses Gedicht vom Tod und vom letzten Abschied. Dieses Bild hat sich bei mir anhand der gefalteten Hände und dass das lyr.ich nicht allein bleibt ergeben.

Liebe Grüße
Manfred
 
M

mirami

Gast
hallo meradis,

vielleicht holzplanken statt holzbalken? wegen der maritimen atmosphäre mit der du dein gedicht versehen hast? die zeilen „ich bleibe nicht allein“ und das „sittsam“ bräuchte es meiner meinung nach nicht. ansonsten aber, finde ich es sehr gut gelungen.

lg
mirami
 

Perry

Mitglied
Hallo Conny,

ich mag die leise Sprache deines Textes, obwohl es sich um ernste Beziehungsprobleme zu handeln scheint:

"schroffe ansprache
ich mag den tonfall nicht

die stille war heilig"

Konstruktiv wäre anzumerken:

"leises murmeln
über mir" -> murmeln ist meistens leise, deshalb wäre auch
"über mir / murmeln" möglich wäre.

Interessant auch die Wortfolge

"er geht
ich bleibe nicht allein

sittsam
seltsam
anmutend"

die ich als Bruch mit der religiös geforderten Enthaltsamkeit deute.

LG
Manfred
 

meradis

Mitglied
Hallo Franke,

ich hätte nicht gedacht, daß sich so viele verschiedene Interpretationsarten ergeben.
Danke für die Deine.

Liebe Grüße
Conny
 

meradis

Mitglied
Hallo mirami,

es sind alte Holzbalken
Inspiration Kirchenschiff.

Wenn man kein regelmäßiger Kirchgänger ist, ist
es irgendwie seltsam sittsam anmutend.

Danke Dir

Liebe Grüße
Conny
 

meradis

Mitglied
Hallo Perry,

war so angedacht:
leises murmeln,
über mir alte holzbalken

ich wollte nicht mit nur >>murmeln<< beginnen,
das hätte aber wohl noch ganz andere Interpretationsarten ergeben.

Dankeschön für Deinen Kommentar
und Deine Deutung

Liebe Grüße
Conny

(ich finde Eure Deutungen viel interessanter als mein Bild, daß ich beim Schreiben vor Augen hatte)
 
B

Beba

Gast
Ein sehr guter Text in meinen Augen. Er zieht den Leser hinein in sich, weckt Phantasien und Bilder. Und bleibt dabei sehr offen, so dass viele Interpretationen möglich sind. Dazu stimmen nach meinem Geschmack auch Rhythmus und Klang.

Irgendwie denke ich hier bei dem Text an Scheinheiligkeit, scheinbare Harmonie, die ins Wanken gerät, gestört wird. Ist aber nur eine von vielen Sichtweisen und sicher weit ab von der Intention der Autorin. Macht nichts: der Text lebt, und das ist in meinen Augen wichtig. ;)

LG
BeBa
 

Scal

Mitglied
Wie es Beba im ersten Absatz zum Ausdruck bringt, erlebe ich es auch.

Mein Eindruck:

Der schwankende Schritt, der Tonfall - möglicherweise ein betrunkener Mann (Vater?).

Das Kind nimmt Zuflucht - zu einem (äußerlich sichtbaren? an sich selbst wahrgenommenen?)Bild-Erlebnis, welches einer ganz anderen, von religiösem Empfinden durchtränkten Sphäre zugehört und dessen Anwesenheit das Versprechen von Stille und heimatlicher Geborgenheit bereit hält.

LG
Scal
 

Label

Mitglied
liebe meradis

nachdem ich deinen Text mehrfach gelesen habe, formt sich für mich immer klarer ein Bild - besser noch - eine Stimmung, heraus.
Eine Stimmung in die ich hinein schlüpfen kann, mit dem Gefühl - ja, passt.
Ich erlebe deinen Text als Beschreibung eines Trauergottesdienstes.

Bittgebete oder Rosenkränze dringen dem LyrI ans Ohr. Es wird aber nicht in den Ritus hineingezogen, es schaltet nach "innen", nimmt Geräusche nur noch als Hintergrund wahr
über mir
alte holzbalken
und betrachtet statt dessen die Umgebung
schwankende schritte
und trauernde Menschen
durch diese Tonabschaltung dringen
schroffe ansprache
ich mag den tonfall nicht
die Worte des Pfarrers.
die stille war heilig
ein fester hafen
das Leben dringt in die gewählte Betäubung ein, die für eine Zeit Halt bot,(hier gibt es die zusätzlichen Ansatzpunkte heilig wie in Eucharistie und eine feste Burg/Kirche - Hafen/Glaube)
Hoffnung keimt mit dem Gedanken
er geht
ich bleibe nicht allein
(trotzdem)
Lyri läßt sich nun auf die Riten ein
fühlt sich aber eher fremd mit
die gefalteten hände
und stellt sich die Frage wo bin ich
Dein Text hat mich erreicht und mir gut gefallen

mit einem lieben Gruß
Label
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Conny,

ich assoziiere ein LyrI, das die Predigt über sich ergehen läßt, sich darin nicht wiederfindet, wohl aber in einem Bild mit gefalteten Händen. Noch funktioniert also Kirche als Verankerung, aber wie lange noch?

lG

Herbert
 

meradis

Mitglied
Hallo Label,

danke für Dein Eingehen und die Interpretation des Textes.
Es freut mich das er Dir gefallen hat :)

einen lieben Gruß zurück
Conny
 

meradis

Mitglied
Hallo Herbert,

etwa so wie Du es assoziierst hatte ich es angedacht.
Ausgenommen:>>wie lange noch<<

Wiederfinden in der Atmosphäre, aber nicht in der Predigt.

Liebe Grüße
Conny
 



 
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