vorfrühling in görlitz

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
vorfrühling in görlitz


bald werde ich wieder drauszen rumlaufen
die strasze hinab zu der ochsenbastei
den garten im zwinger am alten gemäuer
durchmustern am vorhang von efeu vorbei

bevor ich zur brunnen etage rab steige
lehn ich aufs geländer mich schau nach sankt peter
hinüber – da kippt sein grünspan dach
hoch über die neisze wohl fünfzig meter

die flieszt mir zur rechten – auf bänken zur linken
umschlingen einander verschlingende rangen
im tor vorn posiert ein polnisches paar
fürs photo – das jesulein lächelt befangen

ich schleiche hinab an das ufer zur brücke
und stehe gern über dem stauwehr – da rauscht
der fluss durch die künstlichen stadt katarakte
wo coleridges khan prophetien erlauscht
 
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Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

Ein stimmungstragendes Gedicht, gern gelesen.

Nun weiß ich auch, dass die Mongolen an der Oder weilten :)

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
fast richtig, Tula.

Kublai Khan weilte in Xanadu, und das ist ein Ort in einem berühmten, weil literarisch umgesetzten, Opiumrausch von Coleridge. Klammeraffenali kennt sich in solchen Niemalsinspirationsquellen am besten aus.

Es gab natürlich irgendwann im Mittelalter irgendeinen Ort in Unzugänglichasien (vom linksrheinischen Köln aus sah man immer das Land rechts des Rheins als "Sibirien" an), wo ein historischer Kublai Khan sich in das prophetische Geraune seiner schamanischen Ahnen versenkt haben mag, wie es heutzutage einen Ort an der Neiße gibt, wo ich mich reflektierend in Coleridges unterirdische Steinfälle versenke.

Aber das sind nur Anker, dezentrale, periphere, an noch offenen Grenzen.

grusz, hansz

http://12koerbe.de/hansz/news-3.htm#20Samuel Taylor Coleridge: Kubla
 



 
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