w.orte

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aus Wörtern kann man vieles machen. Jedes Wort ist ein Ort zugleich. Der Singular enthält Worte und Wörter. Das Gedicht verflicht ungewöhnliche Neuschöpfungen mit altbekannten. Auf diese Art wird es selbstbezüglich.
 

noel

Mitglied
ola

hallo bernd,

du schreibst, durch das flechten von alten und neuen worten wird es selbstbezüglich *grübel*.

wäre dann nicht jeder text, durch seine spezielle zusammenfügung möglicher worte selbstbezüglich?

ich verstehe nicht so recht, was es in diesem falle erwähnenswert erscheinen lässt, bzw. was genau trägt dazu bei?

beste grüße noel
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo noel,

deine Überschrift in der Übersichtsliste lautet: w.orte

Hier finde ich eine andere: OH MORTE

Ich empfinde die Übersichtsüberschrift treffender.

Was mir auffällt: Du verwendest sehr gerne in deinen Gedichten das kaufmännische "und"-Zeichen (& ) - es hat nach meinem Gefühl in der Lyrik keinen Platz, außer bei der Platzierung einer besonderen Bedeutung.
Die finde ich aber in deinem Text nicht.

Ich habe deinen Text einmal nach meinem Lesen und Verstehen dargestellt und warte einfach mal auf deine Antwort.

Viele textinteressierte Grüße, Zeder

OH MORTE


ihr verbockrennt euch
in worte, als gäbe es
nur eurig sorte,
als wären sie,
von unikaler art
[strike]& einzig euer
konotat, wär gottes
gnadengleich [/strike]

am absolut [blue]schon[/blue] starb [strike]schon[/strike]
der monarch,
schrie mir
der sattler ziemlich barsch
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Überschrift bzw. das Thema ist "W.Orte". Hierin stecken Worte und Orte. Dann "O Morte". Das klingt nach Sterben (ich weiß nicht, ob es so gemeint ist.)

Und dann handelt es von Worten, schöpft neue, entlässt alte.

Das Wort aber ist nicht nur ein einzelnes Wort, Wort umfasst gegebenenfalls einen Sinn, einen Satz, ein Thema.
 

Montgelas

Mitglied
das haben worte so an sich,
sie können macht ausüben,
sie können sich verwandeln,
sie können sinnlos sein,
sie können sinn haben,
sie sterben,
werden wiedergeboren,
leben, sie existieren
nicht ohne uns,
sie brauchen uns nicht,
wir aber brauchen sie
als lebende und als tote...



liebe noel,

mir gefällt die wortmalerei,
& auch das zeichen....

dir eine gute zeit

montgelas
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe noel,

ich halte Deinen Text weniger für eine Wortspielerei. Für mich ist das ein Wutausbruch. Hier wird gegen Überheblichkeit zu Felde gezogen, gegen Leute, die immer glauben, die absolute Wahrheit gepachtet zu haben, sich zudem in ihren Äußerungen für einzigartig halten, eigentlich beständig Nobelpreis-verdächtig.
Und der Sattler ruft dazu auf, doch besser von hohem Ross herunter zu steigen, es könnte sonst das Leben kosten.

Das Zeichen "&" erlebe ich inzwischen als Dein persönliches Markenzeichen, und es zwingt mich nicht auf ein hohes Ross(Es könnte mich ja den Hals kosten);)

Dir ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

Montgelas

Mitglied
Ergänzung

Ergänzung:

nimmt man aber das wortspiel aus seinem
selbstreferentiellen zusammenhang, wo
über die unverschämte macht der worte
ihre arroganz

[ 4]- im anfang war das wort -

mit wachem sinn hergezogen wird, haben wir es hier
mit einer erstklassigen,wortmalerischen
beschimpfung zu tun, die offenbar auch auf
wortemacher gemünzt ist.
dem absolutheitsanspruch der worte
und der wortemacher, steht
der zu ergänzende ausspruch
des praktikers entgegen,
der seinen „götz“
gelesen hat.

das zitat spare ich mir,

damit keine missverständnisse
aufkommen

;)


montgelas

p.s. oh morte, oh merde, oh w. orte
 

noel

Mitglied
liebe zeder

schon heute in aller frühe las ich deine zeilen.

ich konnte mich nicht entscheiden, ob das schon, scon früher, oder doch später

den ganzen tag reklamierte ich im kopf, während ich mir nebenbei über das BetrVG etc gedanken machte.

ein w.irrer zustand.

als ausruf gefällt mir das `schon´ schon besser an erst gesetzter stelle, vom klangbild her, fast an deiner vorgeschlagenen.
nun bricht sich der klang aber bewusst im zweiten teil und deshalb bin ich nach verwirrten tagesgeschehen zum fazit gelangt, es an der stelle zu belassen, an der es steht/stand.

die streichungen deinerseits, würden meinerseits eine wichtige semantische komponente entfernen. hier war ich mir schon heute früh bewusst, das für mich (und nur für mich) die streichung nicht ins gefühl kommt.

danke für die auseinandersetzung noel
 

noel

Mitglied
lieber bernd

Das Wort aber ist nicht nur ein einzelnes Wort, Wort umfasst gegebenenfalls einen Sinn, einen Satz, ein Thema.
genau darum ging es mir, um den gegebenen sinn, seine vielheit, seine ausfühlbarkeit, seine perspektivigkeit.
sollte das nicht erlesbar sein, ist es schade und ein manko, denn einzig selbstbezüglich wäre mir ein graus und gänzlich gegen den sinn des textes.


es grüßt das dividuum noel
 

noel

Mitglied
monteglas

der götz stand schon als vers, auf der visitenkarte meines werten großpapa.

ja es sollte so allgemein lesbar sein, wie in deinem ersten statement beschrieben, aber wichtiger noch war mir, die arroganz zu kitzeln.

du hast ein feines mitschreibempfinden.

es dankt noel
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Noel,

ich habe das alles mit gelesen. Wenn Du aber die Selbstbezüglichkeit weghaben willst (die mir persönlich gut gefällt) - dann musst du den Titel ändern. Wenn ein gedicht W.orte heißt und über dieses Thema handelt, wird es völlig automatisch selbstbezüglich. Ich finde das aber gelungen.
 

Montgelas

Mitglied
lieber noel,

bernd hat sicher recht, wenn er den titel
zum ausgangspunkt macht.
w.orte assoziert selbstbezüglichkeit,
aber wie schon festgestellt hat der text
noch mehr räume..

meint

montgelas
 
S

Sandra

Gast
Hallo Noel,

ich reihe mich ein in die Flut aus Kommentaren, da mich wieder einmal eines deiner Gedichte hellauf begeistert hat.
& einzig euer
konotat, wär gottes
gnadengleich
Du hast dich bereits entschieden und ich bin sehr froh, dass diese Aussage bestehen bleibt.
Ich kenne jetzt nur das Wort "konnotativ" oder "die Konnotation". Mir scheint, dass du dies meinst. (Mit einem Wort verbundene Vorstellungen /Sonne=warm etc.)
Beide Wörter weden mit zwei "n" geschrieben. Vielleicht liege ich hier völlig falsch und deine Intention war eine andere, dann verzeih bitte meine Unwissenheit ;).

Dass "schon" würde mir auch an Zeders vorgeschlagener Stelle besser gefallen. Wie ich gelesen habe, hast du dich bereits entschieden, trotzdem dies noch einmal als Rückmeldung. ;)

Ich lese das Gedicht ähnlich wie Vera-Lena und bin, wie gesagt, von der Aussage begeistert.

In "Oh Morte" lese ich allerdings etwas anderes als meine Mitleser.

Bei der Aussage "Oh Worte" wurde das W zum M. Sozusagen umgedreht. Damit verbinde ich die Redewendung, jemanden das Wort im Mund umzudrehen. Evt. sogar Wörtern eine falsche oder unnütze Aussage zu geben. Da dieses Wort zusätzlich einen morbiden Klang hat, verstärkt sich der Eindruck noch.

LG
Sandra
 



 
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