warnung

4,00 Stern(e) 7 Bewertungen
H

HFleiss

Gast
bau doch kein haus auf mich
du kennst meine kehrseite nicht
mein kehle ächzt hundebuchstaben

ich bin schmähtandlerin nebenseiterin
gehe rechts des gespanns
eine nebelfrau der unberechenbarkeiten

launisch und tückisch nebbich
ich stöbere in ascheneimern
niemals nur schäl ich den acker

ich bin verhext ein tragisches mohnkalb
ein gräulicher mitternachtspercht
ich bin die du immer gewünscht hast
 
L

LAW

Gast
Hallo Hanna,

ist das eine Heiratsanzeige "Bäuerin sucht Mann" aus dem Mittelalter. ich finde es interessant und würde mich ein wenig über Erläuterung freuen.

Gruß
Michael
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Law, Texte werden nicht erklärt. Man soll ihnen das Geheimnis lassen. Etwas anderes ist es, ein Gedicht zu interpretieren. Das aber macht niemals der Autor.

Liebe Grüße
Hanna
 

Julia P

Mitglied
Hallo Hannah!

Ich finde es sehr wort- und bildgewaltig, mit einer tollen Pointe am Schluss. Stark, unbeugsam, kraftvoll. Gefällt mir sehr. Nur das uah würde ich mir sparen, es kommt über die Buchstaben bei mir nicht an - vorlesen könntest du es so.

Ciao,
Julia
 

Gerd Geiser

Mitglied
Das Gedicht verlangt dem Leser, der im süddeutschen und österreichischen Brauchtum nicht so bewandert ist, einiges ab. Ich würde aber nicht so weit gehen und behaupten, hier würden nur Hundebuchstaben geächzt.
Die Percht, eine Göttin scheinbar voller Gegensätze, hier in sächlicher (androgyner?) Ausprägung als gräuliches Mitternachtspercht. Immer mehr Orte erkennen den touristischen Wert von Perchtenläufen und führen solche Veranstaltungen zum großen Gaudium der Zuschauer wieder ein. (Allerdings dürfen nur Männer mitmachen, die sich verkleiden.)
Der Wunsch, auch einmal eine Percht sein zu wollen, ist nachvollziehbar.

LG
GG
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Julia, lieber Gerd Geiser,

vielen Dank für den Hinweis. Habe den Urschrei schon herausgenommen, ich war mir selbst nicht so sicher.

Das ist richtig, das Gedicht verlangt ein bisschen Kenntnis des alpinen Brauchtums. Auf einer Reise hatte ich es kennengelernt und jetzt knall ich es meinem Alten an den Kopf. Na, der hat vielleicht mit den Berliner Ohren geschlackert.

Liebe Grüße
Hanna
 
S

Stoffel

Gast
Wieder ein typischer "HFleiss" würde ich sagen. Wortwahl super Klasse.
Gefällt mir wieder sehr.:)

lG
Sanne
 



 
Oben Unten