wenn du nicht verrückt werden willst

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nisavi

Mitglied
kind, lebe lang und wild.

sammle lächelnd lichter aus bäumen, öffne dein blaues herz.

frage immer nach dem dunklen narren (ein gefangener aus karamell).

bleib bei den schwestern des gestern, probier von der feuerpastete.

erinnere dich an champagner, koste vom marmorstein
(spuck dann die küsse einfach in ein glas).

entdecke die fenster der meere, tanze blüten in die abgestandene luft.

lass dir dein leben nie stehlen

und sprich deine sprache,

auch wenn dich nur einer versteht.
 

revilo

Mitglied
kind, lebe lang und wild.

sammle lächelnd lichter aus bäumen, öffne dein blaues herz.

frage immer nach dem dunklen narren (ein gefangener aus karamell).

[strike]bleib bei den schwestern des gestern,[/strike] probier von der feuerpastete.

[strike]erinnere dich an champagner,[/strike][strike] koste vom marmorstein[/strike]
(spuck dann die küsse einfach in ein glas).

entdecke die fenster der meere, tanze blüten in die abgestandene luft.

lass dir dein leben nie stehlen

und sprich deine sprache,

auch wenn dich nur einer versteht.

Moin, das ist ein spannendes Gedicht, was aber K
 

revilo

Mitglied
oooppppssssss...irgendwie ist mir der Komm abhanden gekommen......

das ist offensichtlich die Ansprache eines Elternteils zum Kind......daher passen die Erinnerungen an den Champagner nicht....die Schwestern von gestern und das Kosten vom Marmorstein lesen sich ein wenig gestelzt und die Zeile mit diesem Stein ist eigentlich obsolet, weil das Kind ja schon die Feuerpaste probiert,was ein wirklich schönes Bild ist....das harmoniert dann auch gut mit den Küssen....

ansonsten operierte ich nicht zu viel mit Metaphern, weil das leicht übersetzt klingen kann....ich hoffe, du kannst mit meinem spontanen Geschreibsel etwas anfangen...LG revilo
 

Tula

Mitglied
Hallo nisavi

insgesamt gefällt es mir, die Idee und die Umsetzung, finde einige Umschreibungen wirklich sehr gut, vor allem

frage immer nach dem dunklen narren (ein gefangener aus karamell)
tanze blüten in die abgestandene luft
sprich deine sprache, auch wenn dich nur einer versteht


Bei anderen Zeilen (wie auch bei anderen ungereimten Gedichten im allgemeinen), kommen mir die Bilder zu bekannt vor, 'Lichter sammeln' klingt mir genauso wie den Morgen/Abend etc. trinken, atmen ..., sich an einem Duft wärmen usw. - diese Verbindungen klingen sicher immer gut, man hat sie aber leider auch schon zu oft gelesen.

Da das Gedicht doch recht viele Bilder benutzt, könnte es durch etwas Kürzung stärker werden.

kind, lebe lang und wild.

frage immer nach dem dunklen narren (ein gefangener aus karamell).

probier von der feuerpastete, koste vom marmorstein
(spuck dann die küsse einfach in ein glas).

entdecke die fenster der meere, tanze blüten in die abgestandene luft.

folge dir selbst

und sprich deine sprache,

auch wenn dich nur einer versteht.



Obwohl ich auch zugebe, dass ich die Sache mit dem Marmorstein nicht so richtig verstanden habe :)

LG
Tula
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo nisavi,

ich liebe dieses Gedicht.

Kinder haben ja eine sehr lebhafte Phantasie und eine reiche Bildersprache, von daher habe ich an den vielen ausdrucksstarken Metaphern nichts auszusetzen.
Mich stört lediglich die Optik, die vielen Leerzeilen hemmen mir den Lesefluss.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Das ist ein herrliches Worte- und Bilderfeuerwerk. Da nimmt die Phantasie des Lesers Fahrt auf (hoffentlich!).
Ich kann Manfreds Kritik an der Optik des Textes zwar verstehen und wollte zunächst ins selbe Horn stoßen. Aber ohne Leerzeilen wäre der Text vermutlich schwerer zu erfassen. Am Ende ist er so vermutlich sogar übersichtlicher und leichter zu lesen. Nach jedem kleinen bildlichen Highlight gönnst du dem Leser eine kurze Verschnaufpause. ;-)
 

nisavi

Mitglied
hallo alle,

danke für eure rückmeldungen.

@revilo: ein 18jähriges kind könnte champagner schon einmal gekostet haben zu einer besonderen gelegenheit, oder? ich könnte auch "kind" weglassen, um die ansprache allgemeiner zu halten.

@tula: ich kann deinen gedanken, die "abgenutzten" bilder betreffend, gut verstehen. geht mir auch oft so. hier, in diesem text, will ich sie haben.

@franke und cellist: ich setze meine gedichte gern zentriert. ich mag das WORBILD, das durch die unterschiedlichen zeilenlängen entsteht.was wäre denn eine alternative? so:

kind, lebe lang und wild.

sammle lächelnd lichter aus bäumen, öffne dein blaues herz.

frage immer nach dem dunklen narren (ein gefangener aus karamell).

bleib bei den schwestern des gestern, probier von der feuerpastete.

erinnere dich an champagner, koste vom marmorstein
(spuck dann die küsse einfach in ein glas).

entdecke die fenster der meere, tanze blüten in die abgestandene luft.

lass dir dein leben nie stehlen

und sprich deine sprache,

auch wenn dich nur einer versteht. ???

LG

n.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
fin de siecle

Liebe nisavi,

die Bilder scheinen mir alle sehr lieblich. Etwas nahe am allzu Lieblichen. Die Bäume z.B., die haben auch herbe, harte, intelligente, komplizierte Welten in jeder Rindenspalte, an den Unterseiten der Blätter, in der Verzweigungslogik, und da bietest Du nur diese "lichter" zum "sammeln", was auch immer das sein soll.
Und warum soll das "kind" sich an "champagner" erinnern? Um ihn von schlichtem Sekt zu unterscheiden? Oder weil der irgendwas an sich hat, was den feiernden Spießern, bei denen es immer der verdammte Champagner sein muß, entgangen ist?
"fenster der meere" ist genial, die gläsernen Oberflächen der Erde.
Dieses frühexpressionistische "blaue herz" - na klar, blau, aber jede andere Farbe wäre origineller gewesen, jede!
"lass dir dein leben nie stehlen" - davon abgesehen, daß ein bloßes "nicht" gewiß genügt hätte, ist es in meinen Ohren ein reichlich abgegriffener Imperativ. Genaugenommen ist das Leben nicht stehlbar. Das ist eine hohle Metapher, sehr abgewetzt, deshalb noch lange nicht lebenswirklich. Aber selbst wenn es möglich wäre, jemandem sein Leben abzunehmen, es zu übernehmen, zu erben, fortzupflanzen und so weiter, könnte das Gegenteil ein Egoismus sein, ohne dieses Festhalten - "Das ist aber meins, Finger weg!" - werten zu wollen.
Du hast ja immer eine ähnliche duftige Sprache in Deinen Liedern, die sind schön. Ein Impressionismus, der symbolistische und jugendstilhafte Motive austrägt. Phantasievoll, originell. Paßt gut in die Zeit vor den ersten Weltkrieg.
Nicht schlecht. Die Unterröcke der Zeit kehrten später als Hippiekleider wieder.

grusz, hansz
 



 
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