wie ich dir folgte

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nisavi

Mitglied
ich nenne sie ketten
diese spuren
die du reihtest aus brotrinden, bronzenen worten und deiner trauer

wenn ich ihnen nachgehe
durch blau balancierend
wie ein seiltänzer
machen sie meine sohlen glänzen
und klingen

bringen den hunger zum schweigen

aber jeder schritt wird mir erdig und schwer

ich nenne sie ketten
diese spuren
die du reihtest aus brotrinden, bronzenen worten und deiner trauer

ich berge mein lachen auf dem boden des irdenen kruges
mein weinen senke ich in einen aprikosenkern

zu einem palast zwischen den jahren führt deine fährte

(sobald ich die augen öffne verliere ich das bild -
halte ich die lider gesenkt finde ich nie mehr zurück)

wie herrscher halten dort streunende katzen hof
hinter tränenden fenstern

clematis weht durch verlassene säle wie schwerer brokat

kastanien wachsen durch flüsse und richten sich auf
am anderen ufer
wo fingerhut wuchert und heimchen zirpen

auf den mauern segeln schiffe und ein meeresgott sieht ihnen nach

ich nenne sie ketten
diese spuren
die du reihtest aus brotrinden, bronzenen worten und deiner trauer

dort, wo der weg sich gabelt ganz in der ferne
soll mein bäumchen wachsen

süße früchte tragen die das bittere umschließen​
 

Duisburger

Mitglied
Ich kann mich da nur anschließen. Das Werk hat einen besonderen Klang.
Schöne Bilder, die das erfassen deiner Intention erleichtern.

Zwei Dinge aber noch:

Muss die Zentrierung sein? Sie erschwert das lesen, bringt das Werk nach meinem dafürhalten auch nicht weiter.

Die Wiederholung ...
ich nenne sie ketten
diese spuren
die du reihtest aus brotrinden, bronzenen worten und deiner trauer
... muss die sein? Sie scheinen für mich keinen wirlichen Zweck zu erfüllen und unterbrechen die Melodie.
Vieleicht nur noch einmal am Ende.

lg
Duisburger
 
T

Talke

Gast
Melodie

Habe mich beinahe in der Wortmelodie verloren.
frdl.Grüße
Uschi
 
D

Dominik Klama

Gast
Die Brotrinden

Sobald hinter dem Bild des tränenden Palasts
blau und schwer
verlassene Kastanienbäumchen wachsen
und in bronzenen Jahren
bittere Früchte tragen,
zirpt durch meine Trauer ein Heimchen.
Und ich finde am Boden den Aprikosenkern.


Und dort halte ich aus auf dem Weg.
Wenn ich die Fährte deiner Sohlen nachgehe,
balancierend den Krug der Trauer,
verlieren sich diese Ketten.


Spuren schweren Brokats,
Wo du die Lider deiner bronzenen Trauer reihtest.
Jeder Herrscher deiner Säle
sieht nach mir aus.


Am irdenen Ufer führt erdig die Spur;
aber meine Flüsse nenne ich Schiffe,
zwischen Clematis berge ich Brotrinden,
durch bronzene Ketten wuchert mein Hunger
und mein Schritt gabelt sich im Fingerhut.


Auf deinen Mauern reihtest du Worte wie zum Segeln.
Süße Seiltänzer nenne ich sie.
Du reihtest und ich
halte, umschließe und nenne sie.


Wie soll ich das Fenster zum Hof öffnen?
Ich senke die Augen.
Gesenkt wachsen ihnen diese Ketten.
Das Weinen wird einem Meeresgott glänzen.


Worte bringen das Schweigen
nie mehr zurück.
Ich mache diese Worte.
Sie klingen wie aus Brotrinden.


Streunende Katzen lachen ganz in der Ferne.
 

nisavi

Mitglied
danke fürs zurückholen des textes, ich wundere mich, dass jemand texte aus 2007 liest! ich selbst hatte ihn fast vergessen, er kommt mir vor, wie eine botschaft aus einer anderen zeit.

was herr klama da getextet hat, verstehe ich nicht so ganz, aber wenn er an einem austausch interessiert ist, kann er mich ja per pn anschrieben. :)

lg
n
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Moin nisavi,

nicht wundern, ich hatte Dein Gedicht als Werk des Monats ausgewählt. Alle Lupinen, die in ihren persönlichen Einstellungen das entsprechende Häkelchen setzten, bekommen dann eine Info.

cu
lap
 



 
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